Mai 2018. Nach acht Monaten intensiver Sanierung ist das Glasfoyer in den Herrenhäuser Gärten wieder geöffnet - technisch rundum erneuert und ausgestattet im Sinne des berühmten Architekten und Designers. Wie bei historischen Gebäuden üblich, sieht es äußerlich nach der Sanierung genauso aus wie vorher. Aber es galt etliche Herausforderungen zu meistern, unter anderem ist die komplette Haustechnik erneuert worden.
Architektur und Design Arne Jacobsens sind künftig für Gartenbesucher präsent
Arne Jacobsen war nicht nur ein großartiger Architekt der Moderne, sondern hat auch Design-Geschichte geschrieben. Mit der Sanierung des Glasfoyers haben die Herrenhäuser Gärten einen architektonischen Schatz gehoben und ganz im Sinne von Arne Jacobsen ausgestaltet. Das Foyer ist jetzt auch mit einigen seiner berühmtesten Möbel ausgestattet. So sitzen die Gäste stilvoll im „Schwan“, im „Ei“ oder auf einem der weltweit meist produzierten Stühle der Serie 7. Das Werk Arne Jacobsens soll künftig den Gästen der Gärten vermittelt werden. Die neue, informative Beschriftung des Foyers ist ein erster Schritt auf diesem Weg.
In enger Zusammenarbeit mit dem städtischen Gebäudemanagement und der Denkmalpflege hatte das Architekturbüro Koch Panse aus Hannover die Planung und Bauausführung übernommen. Knapp 1,7 Millionen Euro hat die Modernisierung des über 50 Jahre alten, denkmalgeschützten Arne Jacobsen Foyers gekostet, das entspricht genau dem Kostenplan. Jetzt erstrahlt alles in neuem Glanz. Das Gebäude bekam eine moderne Lüftungs- und Heizungsanlage. Sein Flachdach wurde abgedichtet und begrünt, damit es auch von der Schlossterrasse aus ansehnlich ist. Eine große Herausforderung war der Blitzschutz, da der Blitzableiter vom Dach über die Stützpfeiler in den Boden geführt werden musste. Auch die rostrote Akustikdecke im Obergeschoss erforderte äußerste Sorgfalt, denn Hunderte Aussparungen für die runden Deckenleuchten mussten von Hand vor Ort exakt ausgeschnitten werden. Behutsam modernisiert wurden die sanitären Anlagen, so dass der besondere Charme der 1960er Jahre hier noch zu spüren ist. Und da sich das Glasfoyer im Sommer sehr stark aufheizt, lassen sich jetzt an der Südfront Rollos elektrisch herunterfahren. Der kleine Bartresen mit seinem Holzfurnier darf aus hygienischen Gründen nicht mehr genutzt werden und wurde durch einen neuen, größeren Tresen ersetzt, der besser an die gastronomischen Anforderungen einer Pausenbewirtung, Vermietung oder eines Cafés angepasst ist. Das 1965 errichtete Glasfoyer von Arne Jacobsen sieht eigentlich schlicht aus und zeigt seine wahre gestalterische und technische Raffinesse erst auf den zweiten Blick. Beispielsweise erlauben die eingezogenen Stahlträger, dass die Ecken des Gebäudes vollständig verglast sind. Die Glasschwerter rund um die Glasfassade übernehmen zusätzlich eine tragende Funktion. Heizung und Kühlung erfolgen ausschließlich über Lüftungsschlitze an den Scheiben, so dass sie nicht beschlagen und es keine störenden Heizkörper gibt.
Von Bella Vista zum Glasfoyer
Das Arne Jacobsen Foyer ist ein international bedeutsames Denkmal der Moderne und eines der wenigen noch erhaltenen und gemäß seiner Bestimmung genutzten Gebäude Jacobsens in Deutschland. Anfang der 1960er Jahre beauftragte die Stadt Hannover Arne Jacobsen (1902 – 1971) mit einem Entwurf für die Bebauung des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schlossareals. Sein kühner Vorschlag: „Bella Vista“, eine auf zwei Stützpfeilern schwebende Aussichtsplattform mit Cafébetrieb, gebildet aus zwei übereinanderliegenden, mit Glas verbundenen Schalen. Zusätzlich sollte neben der Orangerie ein Museum entstehen, das Galeriegebäude ein Foyer erhalten. „Bella Vista“ rief einerseits Begeisterung, andererseits aber heftigen Widerstand hervor, so dass schließlich nur das Glasfoyer realisiert wurde. 1966 eröffnete es mit Garderoben, Gastronomie- und Kassentresen sowie Sanitäranlagen als Foyer für Veranstaltungen im historischen Galeriegebäude. Der gusseiserne Laubengang von 1862 wurde in die Gestaltung einbezogen. Seine zwei Ebenen, die raumhohen Kristallglasscheiben und die rhythmisierenden, das Gebäude tragenden Stahlträger verleihen dem Foyer eine grazile Transparenz. Es fügt sich wunderbar zurückhaltend in das Ensemble aus Schloss, Galerie, Orangerie und Garten ein.