Im Großen Garten unterwegs
Gartenelemente
Gartentheater, Große Fontäne, Großes Parterre, Irrgarten, Orangenparterre und Sondergärten.
Ende des 17. Jahrhunderts legten die welfischen Kurfürsten vor den Toren der Stadt Hannover eine Sommerresidenz an und machten Herrenhausen zu einem kulturellen Anziehungspunkt in Europa. Der zirka 50 Hektar große Barockgarten ist nahezu unverändert als Zeugnis seiner Zeit erhalten geblieben.
Gartentheater
Dieses Boskett- oder Heckentheater entstand in den Jahren 1689 bis 1692 unter der Leitung von Brand Westermann. Für die Pflanzungen war der Gärtner Martin Charbonnier verantwortlich.
Die Bühne ist eine rund 62 x 58 Meter große rechteckige Fläche, die sich nach hinten verjüngt und leicht ansteigt, wodurch eine perspektivische Wirkung erzielt wird. Vergoldete Bleifiguren und Taxuspyramiden bilden den Abschluss der Hainbuchenhecken, die gleichzeitig als Kulisse und Umkleidekabine dienen.
Der Zuschauerraum ist im Stil eines Amphitheaters gestaltet und bietet etwa 500 Besuchern Platz. An der Rückfront des Gartentheaters erbaute Johann Friedrich de Münter 1892 die Kleine Kaskade.
Goldene Figuren
Seit mehr als 300 Jahren ist das Gartentheater der Herrenhäuser Gärten Schauplatz von Theater- und Tanzaufführungen, Bällen und Maskeraden. Um 1690 ließ Kurfürst Ernst August 27 vergoldete Figuren zur glanzvollen Ausstattung dieses Festraums aufstellen.
17 dieser Figuren sind noch erhalten. Sie waren allerdings so stark beschädigt, dass sie 1974 ausrangiert und durch robuste Bronzekopien ersetzt wurden. Jetzt sind die wertvollen Originale wieder an ihre Plätze im Gartentheater zurückgekehrt und machen ihrem Namen "goldene Figuren" alle Ehre. Die Wenger-Stiftung für Denkmalpflege hat die Figuren für 353.000 Euro in einer Regensburger Spezialwerkstatt restaurieren lassen, nachdem sie über 30 Jahre lang eingelagert waren.
Wie damals üblich, wurden die Figuren aus Blei gegossen und mit einer Goldauflage veredelt. Bleifiguren waren in der Renaissance und im Barock ein beliebter Ersatz für die viel teureren Figuren aus Bronze. Blei war aber nicht nur viel günstiger, sondern leider auch viel empfindlicher, so dass europaweit nur wenige Bleifiguren bis heute erhalten geblieben sind. Daher stellen die 17 Originale im Gartentheater Herrenhausen ein für die Barockplastik Nordeuropas bedeutendes Ensemble dar.
Die Figuren sind Nachbildungen berühmter Vorbilder aus der Antike, wie es der Mode beim Gartenschmuck des Barock entsprach. Am Bühnenrand stehen zwei Borghesische Fechter einander gegenüber, geschaffen nach einer 1613 in Rom ausgegrabenen Marmorstatue. Die Statue ist heute im Pariser Louvre zu bewundern. Auch die berühmte Venus Medici, heute in Florenz ausgestellt, ist unter den Herrenhäuser Goldfiguren auszumachen. Umgeben ist sie von tanzenden und musizierenden Faunen, mythischen Naturgeistern aus dem Gefolge des Dionysos.
Insgesamt 18 goldene Figuren zieren das Gartentheater: Neben den 17 Originalen vergoldeten die Restauratoren eine der bronzenen Figuren, deren barocke Vorlage nicht mehr existiert. Sie vervollständigt das Gesamtbild und ist nicht von den Originalen zu unterscheiden. Besucher des Großen Gartens können die goldenen Figuren im Rahmen der täglichen Öffnungszeiten ansehen.
Die Wenger-Stiftung für Denkmalpflege ist eine gemeinnützige private Stiftung. Sie wurde 1997 von Dr.-Ing. Fritz H. Wenger († 2004), Düsseldorf, gegründet. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Vorhaben zur Sicherung und Instandsetzung von Kulturdenkmalen in Niedersachsen, insbesondere auch in der Landeshauptstadt Hannover zu unterstützen. Sie arbeitet dabei eng mit der Denkmalpflege zusammen. Die Mittel der Wenger-Stiftung für Denkmalpflege kommen Kirchen, Schlössern und Herrenhäusern, Bürgerhäusern, technischen Denkmalen, Stadtmauern, Grabdenkmälern, Park- und Gartenanlagen zugute. (Quelle: www.wenger-stiftung.de)
Große Fontäne
Eine der Hauptattraktionen des Großen Gartens und unumstrittener Mittelpunkt des "Nouveau Jardin" ist die Große Fontäne. Sie wurde bereits um 1700 erbaut und schleuderte nach anfänglichen Problemen mit der Wasserzufuhr erstmals 1721 ihr Wasser 36 Meter hoch. Nachdem die Technik weiter verbessert wurde, erreichte der Strahl 1856 schon 56 Meter und kann heute bei Windstille bis 72 Metern hoch springen.
Das Wasser der Großen Fontäne wird durch einen 4 Millimeter breiten, kreisförmigen Schlitz gepresst und erreicht dabei eine maximale
Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern. Da der Wasserstrahl hohl ist, schießt die Fontäne stündlich nur rund 500 Kubikmeter Wasser in die Höhe.
Die südliche Gartenhälfte wurde zwischen 1699 und 1709 an den zunächst quadratischen Garten angebaut. Der so genannte Nouveau Jardin wird durch zwei Alleen geviertelt, die wiederum in je acht stumpfe Dreiecke unterteilt sind. Diese 32 "Triangeln" sind von Hainbuchenhecken umgeben und mit Bäumen bepflanzt. Im Zentrum der einzelnen Viertel springt je eine Kleine Fontäne in einem achteckigen Becken. Am östlichen und westlichen Ende der Querachse liegen die Halbmonde und am südlichen Ende der Längsachse der "Vollmond", der durch eine doppelte Baumreihe besonders hervorgehoben wird. Die südwestliche und südöstliche Ecke des Großen Gartens werden jeweils durch einen Pavillon von Remy de la Fosse betont.
Großes Parterre
Das 31.000 qm umfassende Große Parterre oder Luststück bildete ursprünglich das Gegenstück zu dem großen zentralen Festsaal des Schlosses und dient heute als Festsaal im Freien. Seine acht rechteckigen Beete werden an den Ecken von 32 weiß gestrichenen Sandsteinplastiken geschmückt. Sie stammen von den Künstlern Christian Georg Vick, Antonio Laghi, Pieter van Empthusen und Arnold Rossfeld und stellen die vier, damals bekannten Erdteile, Gottheiten der griechischen Mythologie und Allegorien dar.
Den Mittelpunkt des Großen Parterres bildet seit 1937 die Glockenfontäne, deren "Glocke" von 164 einzelnen Wasserstrahlen gebildet wird. Jeder dieser Strahlen wird abends von einer eigenen Lampe angestrahlt, so dass die Fontäne im Dunkeln besonders eindrucksvoll zur Geltung kommt.
Irrgarten
Nach einem Plan aus dem Jahr 1674, vermutlich von Henry Perronet, wurde der Irrgarten 1937 bei der großen Wiederherstellung in den Garten eingefügt. Er ist achteckig und wird von einem breiten Kiesweg umgeben, von dem vier kleine Bosketträume abgehen. Der Irrweg selbst ist von Hainbuchenhecken umschlossen und führt in die Mitte der Anlage zu einem Holztempel, der früher als Vogelvolière diente. Die Hecken sind insgesamt 500 Meter lang, der kürzeste Weg zur Mitte beträgt 15 Meter.
Orangenparterre
Das repräsentative Orangenparterre bildete ursprünglich eine Einheit mit dem Galeriegebäude. In diesem durch Hecken und Tore abgeschlossenen Garten wurden im Sommer die Orangenbäume aufgestellt. Das repräsentative Orangenparterre bildete ursprünglich eine Einheit mit dem Galeriegebäude, in dem die Bäume überwinterten, bis aus Platzgründen 1723 das neue Orangeriegebäude errichtet wurde.
1966 wurde das Parterre à Oranges von dem damaligen Gartenleiter K.H. Meyer erneuert und zusätzlich mit Buchsbaumornamenten ausgeschmückt, um die barocke Pracht deutlicher zu dokumentieren. In den Sommermonaten erfreuen Zitrushochstämme in Terrakotten die Besucher und die Gäste der Veranstaltungen in der Galerie.
Sondergärten
Südlich der Schwanenteiche befindet sich eine Zone mit Boskettgärten. Die geometrisch geschnittenen Hainbuchenhecken bilden lange schattige Gänge, kleine Nischen und abgeschlossene Räume. Bosketts waren früher beliebte Treffpunkte für verschwiegene Zusammenkünfte.
Im Mittelpunkt der äußeren Boskettgärten stehen Säulentempel aus Holz, die einzelnen Boskette haben kleine Wasserbecken in ihrer Mitte.
Seit der Wiederherstellung des Großen Gartens 1936/37 sind die acht mittleren Sondergärten verschiedenen Themen gewidmet:
- Niederdeutscher Rosengarten
- Rasengarten
- Inselgarten
- Renaissancegarten
- Barockgarten
- Rokokogarten
- Niederdeutscher Blumengarten
- Springwassergarten