06/03/2025 bis 18/03/2025
arsenal on location
Das Kommunale Kino im Künstlerhaus Hannover kuratiert ein Programm mit vielen Retrospektiven, Werkschauen und thematischen Schwerpunkten. Bei diesen Blicken in die Filmgeschichte wird offenkundig, dass der männliche Blick deutlich vorherrscht. Um einerseits neue Filme von Frauen hervorzuheben und andererseits auch in der Filmgeschichte weibliche Stimmen ins Spotlight zu rücken, steht das Kinojahr 2025 in Hannover unter dem Schwerpunkt „Female Gaze“.
Im März ist Arsenal on Location in Hannover zu Gast und präsentiert in Kooperation mit dem Kommunalen Kino im Künstlerhaus eine Reihe mit avantgardistischen Experimental- und Spielfilmen von Frauen aus der Sammlung des Arsenal. Das Kurz- und Langfilmprogramm mit Filmen von Maya Deren, Ulrike Ottinger, Bette Gordon, Lizzie Borden und Babette Mangolte umfasst Arbeiten von 1943 bis 1991, die in verschiedenen Formaten (16 mm, 35 mm, digital) vorgeführt werden.
Maya Deren, Pionierin des Avantgarde-Films, Tänzerin, Fotografin und Theoretikerin, begann Anfang der 40er Jahre Filme zu drehen. Jenseits traditioneller Vorstellungen von Zeit und Raum kreierte sie subjektive filmische Realitäten, verschränkte Film, Tanz, Rituale, Choreografie und Lyrik, entwarf surrealistische Traumwelten wie filmische Choreografien, experimentierte mit Tricktechniken und nicht zuletzt Helldunkel-Stimmungen. Das Kurzfilmprogramm umfasst die Titel MESHES OF THE AFTERNOON (USA 1943), AT LAND (USA 1944), A STUDY IN CHOREOGRAPHY FOR CAMERA (USA 1945), RITUAL IN TRANSFIGURED TIME (USA 1946) und THE VERY EYE OF NIGHT (USA 1958). (6.3., zu Gast: Annette Lingg).
Die deutsche Avantgarde-Regisseurin Ulrike Ottinger ist eng mit dem Arsenal verbunden, das (fast) alle ihrer Filme verleiht und diese in zahlreiche Programmen und Retrospektiven präsentiert hat. In Hannover ist der 47-minütige LAOKOON & SÖHNE (BRD 1973 | 8.3.) zu sehen. „Sich berauschen durch Veränderung“, danach trachtet die Protagonistin Esmeralda del Rio. In einem Land, in dem nur Frauen wohnen, ist sie auf der Suche nach einem neuen Empfinden und nimmt im Taumel der Veränderungen eine Reihe von weiblichen Rollen an – zuletzt die eines „kleinen Gigolos“. Außerdem im Programm sind Ottingers Kurzfilme SUPERBIA – DER STOLZ (BRD 1986) und USINIMAGE (BRD 1987).
VARIETY (USA 1983 | 8.3.) von Bette Gordon verkehrt die klassische Erzählstruktur im Kino – der Mann schaut und die Frau wird angeschaut – ins Gegenteil, ohne das Objekt des weiblichen Begehrens zu offenbaren und damit zur Schau zu stellen. Christine lebt in New York und braucht einen Job. Sie findet ihn an der Kasse eines Pornokinos. Zwischen Eingang und Straße sitzt sie in ihrem Kartenhäuschen, jeder Besucher muss an ihr vorbei. Nach und nach entwickelt sie eine Faszination für die Pornoindustrie. Als ein Kunde sie zu einem Baseballspiel einlädt und abrupt aufbricht, beginnt sie, ihn zu verfolgen. Ihre Obsession führt sie in dunkle Straßen, auf Fischmärkte, vielleicht in die Welt der Mafia.
BORN IN FLAMES (USA 1983 | 11.3.) von Lizzie Borden ist eine feministische Zukunftsvision über ein Amerika, das trotz sozialistischer kultureller Revolution die Gleichberechtigung der Frau nur vordergründig anerkennt. Aus Wut über leere sozialistische Versprechungen nimmt eine Armee radikaler Frauen den Kampf gegen Sexismus und Rassismus auf. Der zunächst gewaltfreie Feldzug eskaliert, als eine der Leitfiguren unter mysteriösen Umständen im Gefängnis umkommt. Kathryn Bigelow, in ihrem einzigen Auftritt als Schauspielerin, ist als Redakteurin einer feministischen Zeitschrift zu sehen.
Die französische Experimentalfilmerin Babette Mangolte lebt und arbeitet seit den 70er Jahren in New York. Als Kamerafrau hat sie unter anderem mit Filmemacher*innen wie Chantal Akerman, Yvonne Rainer, Michael Snow, Richard Foreman und Sally Potter zusammengearbeitet. VISIBLE CITIES (1991 | 18.3.) erzählt von zwei Frauen auf der Suche nach einem Zuhause in der Landschaft Südkaliforniens. Sie werden Zeuginnen, wie die architektonische Landschaft, die der kalifornischen Wüste aufgezwungen wird, als eine Umkehrung der Natur erscheint, in der exklusives Wohnen, geschlossene Wohnanlagen und Segregation Hand in Hand gehen. Weitere Kurzfilme im Programm sind (NOW) OR MAINTENANT ENTRE PARENTHÈSES (1976), WATER MOTOR (1987), CALICO MINGLING (1973) und THERE? WHERE? (1979).