Das Jahresthema des KoKi, FEMALE GAZE, ist das Gegenstück zum vorherrschenden männlichen Blick im Kino und soll Frauenperspektiven hervorheben. Von Mai bis Juli 2025 wird unter dem Motto QUEER GAZE die Trans- und nichtbinäre Perspektive in der Filmwelt aufgegriffen, in der Handlung, sowie vor- und hinter der Kamera.
Die Repräsentation von trans* und nichtbinären Figuren hat sich in Laufe der Filmgeschichte viel verändert. Die Darstellung von trans Personen als psychisch kranke Mörder, wie in DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER (1991) oder Brian de Palmas DRESSED TO KILL (1980), ist so gängig in der Medienwelt, dass es schon als Archetyp gilt. Auch erleiden die Trans-Figuren oft am Ende des Films einen tragischen Tod, wie in Kimberley Peirces BOYS DON´T CRY (1999), was Sympathie bei dem Zuschauer auslösen soll, doch diese Sympathie kann nur durch den Leid einer Trans-Person gewonnen werden. Mittlerweile nähert sich die trans* Repräsentation in Film etwas Positiveren zu, vor allem dadurch, dass Trans-Personen selbst die Möglichkeit haben, ihre Geschichte zu erzählen. In der Reihe QUEER GAZE präsentiert die FSJ des KoKis, Elisabeth Dell, eine Auswahl an Filmen mit positiver Trans- Repräsentation - sowohl vor als auch hinter der Kamera.
Bound (1996) ist der Debütfilm der legendären Wachowski Schwestern, die wahrscheinlich bekanntesten Trans- Regisseurinnen, die später mit MATRIX weltberühmt wurden. Der Noir-Thriller zeigt zwei starke und queere weiblichen Hauptcharaktere.
In Close To You (2023) spielt Elliot Page zum ersten Mal nach seiner Transition auf der Kinoleinwand. Das einfühlsame Drama wurde von Page mitgeschrieben, und ist inspiriert von seinem eigenen emotionalen Werdegang als Transmann.
New York’s lebendige Ballroom- Szene wird in der Kult- Doku Paris is Burning (1990) gezeigt. Es werden intime Einblicke in das Leben der Schwulen- und Transgenderszene, sowie der Afro- und Latino-Community gegeben, welche die New Yorker Drag Szene geprägt haben.
Der schräge DC–Parodiefilm The People’s Joker (2022) arbeitet mit bekannten Charakteren um eine einzigarte und persönliche Geschichte über Selbstakzeptanz, Identität und Trans-Frausein darzustellen.
Im Orlando Doublescreening am 30.06. wird zuerst Orlando (1992), die Verfilmung von Virginia Woolfs klassischem Roman gezeigt, in dem sich ein englischer Edelmann (gespielt von Tilda Swinton) plötzlich in eine Frau verwandelt. Knappe 100 Jahre nach erschein des Romans schreibt Trans- Aktivist Paul B. Precadio einem filmischen Brief an Woolf in Orlando, meine politische Biografie (2023) in der er ihr erzählt, dass die Welt heutzutage voller Orlandos ist und gibt außerdem 25 trans- und nichtbinären Personen die Zeit, ihre Geschichte zu erzählen.
Im Familiendrama Something You Said Last Night (2022) fährt eine angehende Schriftstellerin mit ihrer Familie in den Urlaub. Hier darf die Trans- Figur einfach nur existieren, wie sie ist, ohne dass sich ihre Probleme oder Beziehungen nur um ihr Trans-Sein fokussiert.
Der emotionale Roadmovie Wildhood (2021) handelt über ein von zuhause weggelaufenen Teenager, welcher nach seiner Mutter sucht und dabei seine eigene Identität und seine indigenen Wurzeln entdeckt. Der Film thematisiert die Mi’kmaq, ein indigenes Volk Kanadas, sowie Two- Spirit Personen.