Delegationsreise Lu‘an 2017
Abstecher ins "Paradiesdorf"
Samstag, 4. November – siebter Eintrag im Tagebuch der Delegationsreise nach Lu‘an.
In deutschen Supermärkten kann man schon im September Lebkuchen, Spekulatius und Marzipankartoffeln kaufen. Die Lobby des Hotels ist heute Morgen mit dem Weihnachtsmann, Rentieren und Kunstschnee dekoriert, vor dem Haus steht ein leuchtender Christbaum. Da es bis Heiligabend noch eine Weile dauert, ignorieren wir das und machen uns auf den Weg zu unserem heutigen Ziel, einem staatlichen Naturschutzgebiet im Westen von Lu‘an.
Laden statt tanken
Unterwegs macht die Gruppe halt an einer Tankstelle. "Hier gibt es an jeder Tankstelle immer auch eine Ladestation für Elektrofahrzeuge", weiß Axel Priebs. Ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz: Sämtliche Busse von Lu’an und auch die vielen kleinen Mofas, mit denen die Menschen lautlos durch die Stadt flitzen, sind batteriebetrieben.
Zweieinhalb Autostunden von der Stadt Lu’an entfernt, im Landkreis Jinzhai, liegt Tiantangzhai – zu deutsch das "Paradiesdorf". Wir sind nun inmitten von hohen Bergen, die Gegend ist Naherholungsgebiet, staatliches Naturschutzgebiet – und wunderschön. Die Wälder bedecken über 96 Prozent der Fläche, insgesamt 108 Wasserfälle gibt es, 33 Berge ragen mehr als 1.000 Meter, 15 Berge über 1.500 Meter in den Himmel. Um den höchsten Gipfel zu besteigen, muss man über 1.700 Höhenmeter überwinden. Die Bergluft ist kalt und klar – eine wohltuende Kur nach dem Smog, in dem Lu‘an am Vorabend versunken war.
Wir sind fürs Klettern an den steilen Berghängen nicht ausgerüstet, daher wandern wir durch den Naturpark von Tiangtanzhai, an einem Fluss entlang, der von Wasserfall zu Wasserfall ins Tal fließt. Über unzählige Treppen bewegen wir uns Stufe um Stufe rauf und runter durch die Landschaft. Die Bäume tragen schon buntes Herbstlaub, die Sonne glitzert im jadegrünen Wasser.
Etwas so Schönes muss man bewahren
Das wissen auch unsere chinesischen Partner und haben den Naturpark Tiantangzahi mit einer ausgeklügelten Wegeführung gestaltet. Ranger weisen den Besuchern den Weg, Rastplätze laden zum Verweilen ein, Hinweisschilder erinnern an den Schutz der Natur, machen auf die Besonderheiten am Wegesrand aufmerksam und erzählen, welche chinesischen Sagen und Märchen man mit diesem Ort in Verbindung bringt.
Der Umweltdezernent legt heute besonderes Augenmerk darauf, wie die Naherholung in China organisiert ist und zeigt sich beeindruckt von der Wegeführung, den verwendeten Materialien zur Information der Besucher, der Reinigung und Abfallentsorgung in diesem Naturpark. "Da lassen sich gute Anregungen für die Region Hannover draus ziehen", sagt er, und macht eine ganze Reihe von Fotos. "Im nächsten Umweltausschuss werde ich darüber berichten und Bilder präsentieren", verspricht der Dezernent.
Hao chi
Am Abend isst die Gruppe gemeinsam mit der Bürgermeisterin des "Paradiesdorfes" zu Abend. Inzwischen ist das gemeinsame Essen und Trinken rund um einen großen Tisch, auf dem die Gerichte immerzu im Kreis fahren und immer wieder um neue Gänge ergänzt werden – das klassische chinesische Bankett – schon zu einer lieb gewonnenen Gewohnheit für die deutsche Delegation geworden. "Hao chi – schmeckt lecker", finden alle.