Hannovers ältester aufgelassener Friedhof im Zentrum
Vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der St. Nikolai-Friedhof außerhalb der Stadt vor dem Steintor angelegt, in Zusammenhang mit einem Hospital zur Isolierung von an Lepra erkrankten Menschen. Spätestens ab 1325 wurde er mit einer Kapelle für Trauerfeiern ausgestattet.
Bis zum 16. Jahrhundert erlangte der Friedhof zunehmende Bedeutung. Er diente den zahlreichen Opfern der Pestepidemien sowie den vielen Toten des 30- und 7-jährigen Krieges als Begräbnisplatz.
Deshalb musste der Friedhof zwischen 1355 und 1824 vier Mal nach Norden hin erweitert werden. Da er schließlich an diesem Standort nicht mehr vergrößert werden konnte, wurde er ab 1866 aufgelassen und gehört seit 1890 der Stadt Hannover.
In den folgenden Jahren wurde der Friedhof als Grünanlage, unter Bewahrung des historischen Friedhofscharakters, umgestaltet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Grünfläche verwüstet, viele Grabmale und die Kapelle stark zerstört.
Weitere gravierende Einbußen erlitt die ehemalige Friedhofsfläche während des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Straßenverbreiterungen erforderten den Abriss der Denkmalhalle und einen Teilabriss der Kapellenruine. Die Verlängerung der Celler Straße zerschnitt die vormals geschlossene Gesamtanlage. 30 Prozent der historischen Friedhofsfläche gingen verloren, der Bestand an Grabsteinen sank von 647 vor 1953 auf 278 Grabmale im Jahr 1987.
Wegen seiner historischen Bedeutung und zur Bewahrung der noch erhaltenen Friedhofselemente wurde der St. Nikolai-Friedhof 1987 unter Denkmalschutz gestellt.
Im Rahmen des Programms „Hannover City2020+“ erfolgte eine grundlegende Neugestaltung des Bereichs Klagesmarkt/Goseriede. Durch Rückbau der Straßenbreiten und des Klagesmarktkreisels sind der nördliche und der südliche Friedhofsteil wieder näher zusammengerückt. Dadurch konnte auch die Kapellenruine wieder freigestellt werden. Südlich der Kapelle sind 28 der ältesten und künstlerisch wertvollsten Grabsteine in einem Lapidarium zusammengefasst oder an der Kapelle angebracht. Weitere Grabmale sind auf der Grünfläche zum Teil neu aufgestellt worden. Das bekannteste Grabdenkmal ist der für den hannoverschen Dichter Ludwig Heinrich Christoph Hölty errichtete "Jüngling".