Mit dem Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 1582 wurden die Voraussetzungen für die Umsetzung eines weiteren Bausteins des Innenstadtkonzeptes Hannover City 2020+ geschaffen.
Das Konzept der Preisträger Maxwan architects + urbanists / Lola Landscape Architects für den Marstallplatz sah die Bebauung der Kopfenden des Platzes sowie eine völlige Neugestaltung der Freifläche unter Aufgabe der Stellplatznutzung und des vorhandenen Baumbestandes vor. Während an der geplanten Bebauung der Kopfenden des Platzes festgehalten wurde, hat die weitere Diskussion zum Projekt ergeben, dass auf dem öffentlichen Platz auch weiterhin ruhender Verkehr seine Berechtigung finden, insbesondere aber auch der vorhandene Baumbestand möglichst erhalten werden soll.
Vor diesem Hintergrund wurde für die Umgestaltung des Marstallplatzes ein erneutes Wettbewerbsverfahren durchgeführt, welches das Büro Atelier LOIDL aus Berlin für sich gewinnen konnte. Der Marstallplatz wurde inzwischen umgebaut und ist seit Anfang 2019 fertiggestellt.
Hannover City 2020+
Umgestaltung der Altstadt nimmt Form an
Der freiraum- und verkehrsplanerische Wettbewerb "Umgestaltung Schmiedestraße – Marstall – Altstadt" ist bereits am 11. Dezember 2013 entschieden worden....
Auch für die beiden geplanten Solitärgebäude auf dem Marstallplatz wurden in 2014 entsprechende Architektenwettbewerbe durchgeführt, nachdem die Grundstücke über eine öffentliche Ausschreibung einen neuen Eigentümer gefunden hatten. Beide Entwürfe hatten die schwierige Aufgabe, den unterschiedlichen Ausprägungen am Standort gerecht zu werden. Insbesondere eine Ausweitung des angrenzenden Rotlichtviertels in diese beiden neuen Gebäude galt es zu vermeiden, was sowohl über entsprechende Festsetzungen im Bebauungsplan als auch über entsprechende Vorgaben im Kaufvertrag sichergestellt werden konnte.
Östliches Baufeld
Das Büro Pape+Pape Architekten aus Kassel konnte das Preisgericht mit seinem Entwurf für das östliche, ca. 1260 qm große Baugrundstück, überzeugen. Bauherr und Eigentümer des Gebäudes ist hier das hannoversche Unternehmen STRABAG Real Estate GmbH. Nach fast zweijähriger Bauzeit ist das vier- bzw. fünfgeschossige Gebäude seit Ende 2018 fertiggestellt und vollständig bezogen.
Die achsensymmetrische Ausrichtung des Baukörpers stellt den Komplex als gelungene Einheit in den gegebenen Kontext von Kreuzkirch- und Steintorviertel. Die leichte Rückstaffelung der Fassade mit angedeuteten Loggien in den oberen Geschossen zum Platz an der Schmiedestraße verleiht dem Gebäude zudem Ruhe in dem sonst heterogenen Stadtumfeld. Mit dem Abschluss des Architektenwettbewerbs für das östliche Baufeld „Am Marstall“ ist nun ein weiterer wichtiger Schritt für die Umgestaltung und die gewünschte städtebauliche Aufwertung dieses innerstädtischen Areals getan.
Das Erdgeschoss wird in Richtung Schmiedestraße durch einen Gastronomiebetrieb genutzt, der gerade in den Sommermonaten über ansprechende Außengastronomieflächen verfügt. Zum Marstallplatz hin ist eine private Schulungseinrichtung eingezogen. Während das 1. und 2. Obergeschoss des Gebäudes einer Büronutzung vorbehalten bleibt, sind in den oberen zwei Geschossen großzügige Wohnungen mit zum Teil großartigen Terrassenanlagen mit Westausrichtung im Angebot. Alle Wohnungen werden als Mietwohnungen angeboten.
Der mit einem gelblich gefärbten Klinker verkleidete Baukörper besticht durch seine klare Gebäudeform, die einen dominanten Schlusspunkt am östlichen Ende des neugestalteten Marstallplatzes bildet. Das Gebäude wurde in Passivhausbauweise errichtet, die notwendigen Stellplätze wurden in einer Tiefgarage angeordnet.
Westliches Baufeld (Am Hohen Ufer)
Auch für das westliche Baufeld wurde in 2014 ein Architektenwettbewerb durchgeführt. Hier konnte sich das hannoversche Büro BKSP (Grabau, Obermann, Ronczka und Partner) gegen die Mitbewerber durchsetzen. Nach der öffentlichen Ausschreibung des rd. 1.400 qm großen Grundstücks wurde dies durch das Unternehmen HochTief Hamburg GmbH erworben und entwickelt.
Der Entwurf von BKSP fügt sich nahezu selbstverständlich in die vorhandene Situation ein und entwickelt eine eigenständige Haltung, die der prominenten Situation gerecht wird.
Dem Entwurf gelingt es, dem Haus zu allen vier Seiten eine angenehme Präsenz zu verleihen. Entsprechend der besonderen Lage zeigt der Entwurf ein städtisches Haus, das zum Marstall sowie zum Hohen Ufer eine angemessene Fernwirkung aufbaut. Mit dem Baukörper wurde ein wichtiger Lückenschluss am Hohen Ufer erreicht, der zusätzlich auch den Abschluss des Marstallplatzes im Westen darstellt.
Das hochbauliche Konzept (vier- bis fünfgeschossige Bebauung) überzeugt durch ein großzügiges Angebot an Gastronomie- und Ladenflächen im Erdgeschoss sowie insg. 24 gut erschlossene und organisierten Wohnungen in den darüber liegenden Etagen. Allen Wohnungen sind private Außenräume (Loggien/Terrassen) zugeordnet.
Neben der exponierten Altstadtlage und der außergewöhnlichen Architektur begeistert auch das „Innenleben“ und setzt Maßstäbe bei den ökologisch-energetischen Standards. Der hochwertige Innenausbau ist als „gesundheitsverträglich“ zertifiziert, ist schadstofffrei und geruchsneutral. Das Gebäude übertrifft die energetischen Anforderungen der seit 2014 gültigen Energieeinsparverordnung. Der Clou aber ist Hannovers erster „Eisspeicher“, der das Gebäude im Winter beheizt und für eine herausragende Energiebilanz sorgt. Der 73 qm große Langzeitenergiespeicher wird von Erdwärme-Pumpen und Solarmodulen auf dem Dach gespeist.
Das Gebäude wurde zwischenzeitlich durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft hanova erworben und wird dort langfristig im Bestand gehalten.
Während ein Großteil der Wohnungen bereits bezogen wurde, stehen für den Innenausbau im Erdgeschoss des Gebäudes noch Arbeiten an. Für Sommer 2019 wird für die Räumlichkeiten zum Hohen Ufer die Eröffnung eines neuen gastronomischen Betriebes erwartet. Auch die Bauarbeiten der an das Gebäude angrenzenden öffentlichen Räume zum Hohen Ufer sind noch nicht abgeschlossen. Dies soll ebenfalls noch in 2019 geschehen.
Damit erhält das Hohe Ufer den Abschluss seiner Umgestaltung und trägt erheblich zur Aufwertung der gesamten Altstadt bei. Diese neuen, gut gestalteten öffentlichen Räume und gastronomischen Betriebe schaffen ein attraktives Angebot rund um die Altstadt, das sicherlich zu ganz neuen Laufwegen der Innenstadtbesucher*innen führen wird. Man möchte fast sagen, das Hohe Ufer ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und begeistert die Hannoveraner*innen mit seinem besonderen Flair.
Der freiraum- und verkehrsplanerische Wettbewerb "Umgestaltung Schmiedestraße – Marstall – Altstadt" ist entschieden. Die Jury unter dem Vorsitz von Prof....