Der Liebestrank

Donizettis "Liebestrank" ist unter den italienischen Opern des 19. Jahrhunderts die mit Abstand romantischste. "Die Gefühle werden mit der musikalischen Leidenschaft behandelt, für die der Komponist berühmt ist", lobte ein Rezensent die Mailänder Uraufführung vom 12. Mai 1832.

Die Handlung

Ein zum Schwärmen veranlagter, schüchterner Junge verliebt sich – zunächst unglücklich – in eine gut situierte, etwas kapriziöse Schöne. Der alte Schwindler Dulcamara, ein Quacksalber und Straßenhändler, entwickelt den titelgebenden Zaubertrank, der alsbald die Emotionen und Melodien perlen lässt. Der eitle Schürzenjäger Belcore und das alles kommentierende Chorvolk komplettieren das Personal für einen turbulenten Tag im Flair südlicher Sonne.

Virtuose Kabinettstückchen des Belcanto

Der Musikstil heißt nicht ohne Grund Belcanto, "Schöngesang". Donizettis musikalische Kabinettstückchen sind von hoher Virtuosität und verschwenderischer Pracht: melodischer Schmelz, rasante Arien, lärmende Volksszenen, ein Bilderbogen italienischen Dolce-Vita-Gefühls. Als Stimmung darf da auch Tragik nicht fehlen. In Hannover singt "Neue Stimmen"-Gewinner Long Long die berühmte Klagearie "Una furtiva lagrima" (Eine heimliche Träne), die oft auch das Publikum zu Tränen rührt.

Hochkarätiges Solistenquintett

Für alle Partien bietet das Ensemble der Staatsoper (sogar in Doppelbesetzung) ein ebenso stimmlich wie spielerisch hochkarätiges Solistenquintett auf. Die Inszenierung von Tobias Ribitzki überhöht alte Theatertraditionen als trashige Mittelaltershow in Pappkulisse und spannt Opernklischees zwischen Anbetung aus der ersten Reihe und Stargehabe an der Rampe in großem Bogen über den ganzen Orchestergraben.