Unterbringung

Mehr Plätze mit Wohncharakter für Geflüchtete und Obdachlose

Einblick in eine Wohnung in der Lange Laube: Die Stadt hat die Unterkunft für Obdachlose im Januar 2025 in Betrieb genommen.

Die Landeshauptstadt Hannover erhöht die Qualität der Unterbringung und spart gleichzeitig Kosten. Die Zahl der Plätze in Gemeinschaftsunterkünften sinkt deutlich. „Neue Strategie ist der Schlüssel für mehr Teilhabe“, sagt Oberbürgermeister Belit Onay.

In den kommenden fünf Jahren will die Landeshauptstadt Hannover (LHH) die Unterbringung von Obdachlosen und Geflüchteten deutlich verbessern. Die Stadt wird die Zahl der Plätze in wohnungsähnlichen Unterkünften von derzeit 2.126 auf rund 5.000 erhöhen. Gleichzeitig wird sie die Anzahl der Plätze in Gemeinschaftsunterkünften von rund 4.200 auf 2.000 verringern. Das geht aus einer Informationsdrucksache hervor, die die Stadt am 17. März 2025 der Ratspolitik im Sozialausschuss vorstellt.

Präsentieren die neue Unterbringungssstrategie der Stadt: Oberbürgermeister Belit Onay, Sozialdezernentin Sylvia Bruns, Alexander Koop, Fachbereichsleiter Gesellschaftliche Teilhabe, und Ilka Schimmelpfennig, Leiterin der Stabsstelle Unterbringung und Unterstützung von Geflüchteten.

Oberbürgermeister Belit Onay erläutert: „Hannover stellt sich in der Versorgung von obdachlosen und geflüchteten Menschen neu auf, um für die Herausforderungen gut aufgestellt zu sein. Mit einer neuen Schwerpunktlegung wollen wir den Menschen ein qualitativ besseres Angebot zur Unterbringung machen und gleichzeitig die Kosten für die Unterhaltung anderer Objekte senken. Im Mittelpunkt steht die folgende Haltung: Der Zugang zu Wohnraum ist der Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe. Dort wo es möglich ist, setzen wir auf den Housing-First-Ansatz und wir wollen insgesamt den Wohnungsanteil in der städtischen Unterbringung erhöhen.“

Gemeinsame Planung für Geflüchtete und Obdachlose

Sozialdezernentin Sylvia Bruns stellt dar, wie die konkrete Umsetzung aussehen soll: „Wir planen die Unterbringung für Geflüchtete und Obdachlose gemeinsam, um Kapazitätsengpässe auffangen zu können“. Der Ansatz des Drei-Säulen-Modells, bestehend aus Wohnungen, Wohnprojekten und Gemeinschaftsunterkünften, bleibe erhalten. Allerdings gebe es eine Verschiebung hin zu einer qualitativ höherwertigen Unterbringungsart. Hinzu kommen Notkapazitäten, um Spitzen abzufangen. Zur Unterbringung von Obdachlosen steht langfristig die Unterbringung in Wohnungen im Vordergrund, ergänzt um Notschlafstellen, Tagesaufenthalte und niedrigschwellige Aufenthaltsangebote.

Die Neuausrichtung ist auch deshalb notwendig, weil die vorhandenen Kapazitäten mittelfristig nicht ausreichen werden. Viele Unterkünfte stehen nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Außerdem will die Stadt kostenintensive Objekte zeitnah abmieten. Um neue Unterkünfte zu realisieren, müssen weitere Flächen und Objekte identifiziert werden. Erst dann werden Bestandsobjekte saniert oder abgegeben.

Neue Standorte möglichst innenstadtnah

Neue Standorte sollen möglichst innenstadtnah liegen. Bislang ist es die Regel, dass Betroffene zunächst in Notschlafstellen oder Notunterkünften aufgenommen werden, bevor sie irgendwann in eine Wohnung wechseln. „Künftig soll die sofortige Unterbringung in autarken Wohnungen im Vordergrund stehen. Studien zum Ansatz ‚Housing First‘ belegen, dass ein hoher Anteil an untergebrachten Personen direkt in Wohnungen leben könnte. Durch die Verbesserung der Wohnsituationen werden wir als Stadt aktiv dazu beitragen, Menschen bei der Bewältigung ihrer besonderen Lebenslagen zu unterstützen“, erläutert Onay. „Sowohl für die Personen selbst als auch für den städtischen Haushalt ist die Unterbringung in Wohnungen die bestmögliche Lösung“, betont Bruns.

In Hannover entfallen in den kommenden Jahren knapp 1.500 Unterbringungsplätze durch Abmietungen kostenintensiver Hotels, die als Notunterkünfte dienen, oder durch die Aufgabe befristet genutzter Standorte. Demgegenüber stehen der Neubau der Helmkestraße 2 (105 Plätze), Am Heisterholze (98 Plätze) und Fuhsestraße (90 Plätze) mit insgesamt rund 300 Plätzen. Weitere Projekte sind in der Planung: Fössestraße 103 (250 Plätze), ÖPP-Verfahren/Deveser Straße (180 Plätze) sowie der Umbau Marienklinik (197 Plätze).

Notkapazitäten für 1.000 Personen

Um in möglichen Akutlagen nicht auf Turnhallen oder Messehallen zurückgreifen zu müssen, plant die Stadt Notkapazitäten für etwa 1.000 Personen. Der Standort AS Solar in der Nenndorfer Chaussee soll entsprechend bis Ende 2025 von jetzt 376 Plätzen auf 620 Plätze ausgebaut werden. Außerdem hält die Stadt Flächen vor, die sie bei Bedarf mit angemieteten Containern belegen kann. Ein solches Areal liegt beispielsweise an der Kirchhorster Straße. Auf Leichtbauhallen wird die Stadt aufgrund der hohen Kosten verzichten.

Alternative für Notschlafstelle Alter Flughafen

Im Obdachbereich stehen Sanierungen bestehender Objekte im Vordergrund. Zudem wird der Ausbau der Augustenstraße 11 (17 Plätze Notschlafstelle) mit der Region Hannover als Kooperationsprojekt vorangetrieben. Das sogenannte „Mecki 2.0“, in dem auch eine Notschlafstelle vorgesehen ist, soll im Jahr 2026 den Betrieb aufnehmen. Für die Notschlafstelle Alter Flughafen (100 Plätze) und den Tagestreff Dornierstraße (100 Plätze) sucht die Verwaltung einen Alternativstandort.

Ein wichtiger Anlaufpunkt für obdachlose Menschen ist die städtische „Fachstelle zum Wohnungserhalt“. Die Mitarbeitenden unterstützen Menschen dabei, die eigene Wohnung zu erhalten, und sie entwickeln gemeinsam mit ihnen individuelle Perspektiven. Das Team „Auszugsmanagement“ spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: Es unterstützt untergebrachte Menschen bei der Suche nach Alternativen inklusive der Versorgung mit einer Wohnung.

Aktuell rund 8.400 Plätze

Aktuell verfügt die LHH über 8.395 Plätze für geflüchtete und wohnungslose Menschen in elf Notunterkünften (1.568 Plätze), 49 Gemeinschaftsunterkünften (4.259 Plätze), 17 Wohnprojekten (1.126 Plätze), 446 Wohnungen (ca. 1.000 Plätze), einer Notkapazität (442 Plätze) sowie zusätzlich sechs Notschlafstellen (241 Plätze).