Am Sonntag, den 11. Dezember 2016, wurden die beiden Ausstellungen „8 Objekte – 8 Schicksale“ der Städtischen Erinnerungskultur und „Neue Epochen für Juden in Deutschland“ der Jüdischen Gemeinde K.d.ö.R. im feierlichen Rahmen eröffnet.
Anlässlich des 75. Jahrestags der Deportation von 1001 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus Hannover nach Riga am 15. Dezember 1941 soll die Erinnerung an die Opfer durch die Ausstellungen stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden.
Zur Ausstellungseröffnung begrüßte Bürgermeister Thomas Hermann die 150 Anwesenden im Neuen Rathaus, stellte die Ausstellung „8 Objekte – 8 Schicksale“ vor und dankte insbesondere den Leihgeberinnen und Leihgebern, die für die Ausstellung Objekte zur Verfügung stellen, die nach Riga deportierten Menschen gehörten, ihnen viel bedeuteten und ihnen – auch unter Einsatz von Gefahren - als schützens- und unbedingt erhaltenswert galten.
Bürgermeister Hermann betonte die Verantwortung, die sich für die Stadt Hannover aus den nationalsozialistischen Verbrechen ableitet: „75 Jahre sind seit der Deportation vergangen. Angesichts der Verbrechen des nationalsozialistischen Systems haben wir die Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für ein respektvolles Gedenken an die Oper, aber auch die Aufgabe uns selber immer wieder zu fragen: Wo stehen wir heute? Wie aufgeklärt und demokratisch denkt und verhält sich unsere Gesellschaft? Wo und warum werden Grenzen – auf Landkarten aber auch in Köpfen – gezogen und wo kann und muss man aufeinander zugehen?“
Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden Niedersachsens, schilderte in seinem Grußwort auch seine Familiengeschichte: Sein Vater Helmut Fürst überlebte die Deportation nach Riga und kehrte 1945 nach Hannover zurück. Sein Führerschein – ein Zeichen des Zurückkämpfens ins Leben – ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Michael Fürst verdeutlichte, wie sehr die beiden gezeigten Ausstellungen verbunden sind: Die Ausstellung „8 Objekte – 8 Schicksale“ beleuchtet die Vergangenheit, die Ausstellung „Neue Epochen für Juden in Deutschland“ die Gegenwart. Aber erst zusammen betrachtet, stellt sich ein vollständigeres Bild des Judentums dar.
Alina Fejgin, Leiterin des Sozialreferats der Jüdischen Gemeinde Hannover, stellte in ihrem Grußwort die Ausstellung „Neue Epochen für Juden in Deutschland“ näher vor: Die Ausstellung zeigt, wie das jüdische Leben in Deutschland wieder aufgebaut wurde und wie vielfältig und bereichernd es sich seinen festen Platz in der deutschen Gesellschaft zurück erobert hat. Die große Migrationswelle der Juden aus der ehemaligen Sowjetunion Ende des 20.Jahrhunderts hat dem Judentum in Deutschland einen neuen Entwicklungsimpuls gegeben. Die dargestellten Biographien zeigen die Beispiele der gelungenen Integration.
Die Ausstellungseröffnung wurde musikalisch durch den Chor der Jüdischen Gemeinde K.d.ö.R eindrucksvoll begleitet. Unter anderem berührten liturgische Stücke wie das „El Male Rachamin“ die Besucherinnen und Besucher.
Nach dem Programm im Mosaiksaal wurden die beiden Ausstellungen im Bürgersaal bei einer gemeinsamen Führung vorgestellt. In diesem Rahmen wurden auch die beiden letzten Objekte als Leihgabe in die bereitgestellten Vitrinen gesetzt:
Henny Simon, als eine der wenigen Riga-Überlebenden extra zur Ausstellungseröffnung aus den USA angereist, stellte ein Foto ihres Vaters aus dem Exil in Shanghai zur Verfügung. Frau Ruth Gröne überreichte zwei Zierteller, die ihren in Riga getöteten Großeltern gehörten.
Im Anschluss fand ein feierlicher Empfang im Restaurant „Gartensaal“ statt.