Erinnerungsort

KZ Ahlem (Continental)

Das an der Harenberger Meile gelegene KZ-Außenlager Ahlem bestand von November 1944 bis April 1945.

Blick auf das historische Lagergelände des KZ Ahlem und heutigen Erinnerungsort 

Die zumeist jüdischen Häftlinge aus Polen mussten die Asphaltstollen in Ahlem für die Untertageverlagerung der Continental-Gummiwerke und der Maschinenfabrik Niedersachsen Hannover vorbereiten. Am 6. April 1945 trieb die Wachmannschaft den Großteil der Häftlinge auf einen Fußmarsch nach Bergen-Belsen. Etwa 200 zurückgebliebene kranke Häftlinge befreiten US-Soldaten am 10. April 1945 in Ahlem. Seit 1994 erinnert ein Mahnmal an die Geschichte des KZ Ahlem.

 

Entstehung

Aufgrund der alliierten Luftangriffe suchten die Continental-Gummiwerke ab 1943 in Hannover nach Örtlichkeiten für die bombensichere Untertageverlagerung der kriegswichtigen Produktionsanlagen. In Ahlem fand das Unternehmen schließlich bereits in den 1920er Jahren stillgelegte Asphaltstollen. Nachdem das Bergamt die Brauchbarkeit der Asphaltstollen festgestellt hatte, übernahm die SS die Leitung der Vorbereitungsarbeiten für die Untertageverlagerung der Produktionsanlagen der Continental-Gummiwerke und der Maschinenfabrik Niedersachsen Hannover.

Im September 1944 hatte ein Transport aus Auschwitz rund 1.000 polnische Juden, die zuvor im Ghetto Lodz gelebt hatten, nach Hannover in ein Außenlager des KZ Neuengamme gebracht. Die Häftlinge des neuen KZ-Außenlager Stöcken an der Stelinger Straße mussten in der nahen Continental Fabrik Zwangsarbeit leisten. Bereits Ende November 1944 wurde das lager aufgelöst und die etwa 750 Überlebenden von der SS nach Ahlem überführt, wo sie zunächst ein Barackenlager errichten mussten.

Vernichtung durch Arbeit

Die vorhandenen Asphaltstollen in Ahlem mussten die polnischen Juden in 12-Stunden-Schichten harter körperlicher Arbeit, knietief im Wasser stehend, mit Schaufel und Spitzhacke erweitern. Bei ihrer Arbeit wurden sie regelmäßig von den Kapos (Funktionshäftlinge, die für die Lagerleitung andere Häftlinge beaufsichtigten) und ihren SS-Bewachern angetrieben und geschlagen. Als Ersatz für erschöpfte und kranke Häftlinge kamen bei einem Austausch im Januar 1945 rund 350 dänische, polnische, sowjetische und französische Häftlinge aus dem Stammlager nach Ahlem. Ende März 1944 brachte die SS zudem rund 340, mehrheitlich ungarische Juden aus dem KZ-Außenlager Hildesheim nach Ahlem. In den fünf Monaten, in denen das Lager bestand, lebten vermutlich insgesamt etwa 1.500 Häftlinge in Ahlem. Unter den sieben hannoverschen KZ-Außenlager wies Ahlem die höchste Sterblichkeitsrate auf. Bislang konnten über 300 Todesfälle nachgewiesen werden, die Gesamtzahl liegt vermutlich weit höher. 

Befreiung im April 1945

Als Reaktion auf die heranrückenden US-Truppen evakuierte die SS das KZ Ahlem am 6. April 1945 und trieb die noch gehfähigen Häftlinge auf einen Fußmarsch nach Bergen-Belsen. Auf dem „Todesmarsch“ erschoss die SS einige Häftlinge, die wegen Erschöpfung nicht mehr gehen konnten. In Bergen-Belsen starb eine unbekannte Zahl weiterer Häftlinge an den dortigen katastrophalen Zuständen. Im KZ Ahlem zurückgeblieben waren rund 200 kranke Häftlinge auf der Krankenstation. Sie wurden am 10. April 1945 durch US-Soldaten befreit, zu denen auch der spätere US-Außenminister Henry Kissinger gehörte.

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