Erinnerungsorte

KZ Limmer (Continental)

Das Frauen-Konzentrationslager in Limmer bestand von Ende Juni 1944 bis Anfang April 1945. Die meisten der rund 1.000 Frauen mussten im nahen Werk der Continental Gummi-Werke AG arbeiten. Seit 1987 erinnert eine Gedenkplatte an das Schicksal der Häftlinge. Im Zuge der Entstehung der "Wasserstadt Limmer" wird ein Gedenkort für das KZ Limmer auf dem ehemaligen Lagergelände errichtet.

Geschichte des KZ Limmer

Am 24. Juni 1944 erreichte ein Transport mit 250 weiblichen Häftlingen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück das KZ-Außenlager in Limmer. Weitere 250 Frauen kamen am 15. Dezember 1944 aus einem Lager bei Salzgitter-Watenstedt und rund 500 Frauen wurden am 6. Januar 1945 aus dem von Bomben zerstörten KZ Langenhagen nach Limmer verlegt. Das ursprünglich für 500 Personen vorgesehene und durch die Continental AG errichtete Lager, bestehend aus zwei Baracken zur Unterbringung der Häftlinge, einer Holzbaracke für die SS und einer Baracke für Lagerküche, das Krankenrevier und Materiallager. Das Lager war mit zuletzt über 1.000 Häftlingen völlig überbelegt. Die Frauen im KZ Limmer waren fast ausschließlich politische Häftlinge, die wegen Widerstands gegen die deutsche Besatzung in ihren Heimatländern inhaftiert worden waren sowie Frauen, die im August und September 1944 während des Warschauer Aufstands willkürlich gefangen genommen wurden. Die größten Gruppen unter ihnen kamen aus Frankreich, Polen und der Sowjetunion. Die meisten Häftlinge musste in der nahen Fabrik der Continental Gummi-Werke in Limmer Gasmasken herstellen. Eine weitere Gruppe wurde zur Trümmerräumung in Linden eingesetzt. Andere, die vorher in Langenhagen gewesen waren, arbeiteten weiterhin in der Munitionsproduktion bei den Brinker Eisenwerken. Die Bewachung der Häftlinge übernahmen innerhalb des Lagers weibliche Aufseherinnen und außerhalb des Lagers einige wenige SS-Männer.

Kriegsende

Weibliche Häftlinge vor einer Baracke des KZ-Außenlagers Limmer vor ihrer Rückkehr nach Frankreich, Ende April 1945

Das KZ Limmer wurde am 6. April 1945 geräumt. Die noch gehfähigen Frauen mussten sich auf einen Fußmarsch in Richtung Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg begeben, welches das Stammlager für die hannoverschen Konzentrationslager bildete. Aufgrund des alliiierten Vormarsches wurden die Marschkolonne bald darauf in das Lager Bergen-Belsen bei Celle umgeleitet, welches sie total erschöpft drei Tage nach ihrem Abmarsch am Abend des 8. April erreichten. Wer von den Häftlingen die katastrophalen Zustände im völlig überfüllten Bergen-Belsen überlebte, wurde am 15. April von britischen Soldaten befreit. Die fast 80 im KZ Limmer zurückgebliebenen "marschunfähigen" Frauen waren bereits am 10. April durch amerikanische Truppen befreit worden. Die Baracken des ehemaligen KZ Limmer dienten nach dem Krieg zur Unterbringung deutscher Flüchtlinge. Später nutzten die Continental Gummi-Werke das ehemalige Lagergelände als Altreifenlager, ehe es schließlich mit Fabrikhallen bebaut wurde.

Erinnerungskultur

Vom „Ausschuss ehemaliger Konzentrations-Häftlinge Hannover“ aufgestellte hölzerne Gedenktafel am ehemaligen KZ Limmer, September 1947

Zur Erinnerung an die im KZ Limmer inhaftierten Frauen errichtete der "Hauptausschusses ehemaliger politischer Häftlinge Hannover" im September 1947 ein hölzernes Gedenkschild am ehemaligen Lagergelände. Das frühere KZ Limmer wie auch die Geschichte der weiteren hannoverschen Konzentrationslager geriet aber bald weitestgehend in Vergessenheit. Erst in den 1980er Jahren setzten Forschungen zur Geschichte des früheren Lagers ein und es bildete sich eine lokale Gruppe zur Erinnerung an das KZ Limmer. Auf deren Initiative errichtete die Stadt Hannover 1987 neben dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers in Limmer schließlich einen Gedenkstein. 2008 gründete sich der Arbeitskreis „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“, um die Geschichte des Lagers zu erforschen und einen angemessenen Ort für das Gedenken an das KZ Limmer zu schaffen. In Kooperation mit dem Arbeitskreis erfolgte 2015 zunächst die Aufstellung einer städtischen Informationstafel zur Geschichte des KZ Limmer.

Gedenkort

Gestaltungsentwurf für den Gedenkort an das KZ Limmer in der "Wasserstadt Limmer", 2022

Nach der Schließung des „Werks Limmer“ der Continental AG im Jahr 1999 folgte 2003 die Entscheidung der Stadt Hannover, auf dem rund 23 Hektar großen früheren Betriebsgelände Wohnhäuser sowie Geschäfts- und Bürogebäude zu errichten. Auf dem Areal der entstehenden "Wasserstadt Limmer", in der mittlerweile fünf Straßen und ein Platz nach ehemaligen Häftlingen des KZ Limmer benannt sind, ist auch die Errichtung eines Gedenkortes für das ehemalige Frauen-KZ Limmer vorgesehen. In Kooperation mit dem Arbeitskreis „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“, die 2018 die Gestaltungsidee entwickelt hatte, erarbeitete das ZeitZentrum Zivilcourage der Landeshauptstadt Hannover mit dem Landschaftsarchitekturbüro Chora Blau einen Gestaltungsentwurf für den Gedenkort. Der Entwurf wurde Ende 2021 im Rahmen einer Bürger*innenbeteiligung präsentiert. Der Bau des Gedenkortes erfolgt voraussichtlich im Zuge der Errichtung der Grünflächen in der "Wasserstadt Limmer".

Gestaltungsentwurf Gedenkort KZ Limmer

Informationstafel

Arbeitskreis
„Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“

Die Mitglieder des 2008 gegründeten Arbeitskreises forschen aktiv zur Geschichte des KZ Limmer, halten Kontakt zu ehemaligen Häftlingen bzw. deren Angehörigen und veranstalten beispielsweise jedes Jahr am 10. April eine Gedenkfeier am Gedenkort für das KZ Limmer. Nähere Angaben zum Arbeitskreis, ausführliche Informationen, Dokumente und Biographien zur Geschichte des KZ Limmer und zum Gedenken finden Sie auf der Webseites des Arbeitskreises unter: https://kz-limmer.de/