Das KZ-Außenlager in Misburg bestand von Juni 1944 bis April 1945. Die rund 1.200 Häftlinge aus der Sowjetunion, Polen, Frankreich, Belgien und anderen Ländern mussten auf dem Gelände der angrenzenden Erdöraffinerie (Deurag-Nerag), die von Bomben schwer beschädigt war, Trümmer beseitigen und Bomben räumen. Heute erinnern ein Mahnmal am ehemaligen Lagergelände und eine städtische Informationstafel an die Geschichte des KZ Misburg.
Das Konzentrationslager in Misburg entstand auf dem Gelände der Erdölraffinerie Deurag-Nerag. Die Deurag-Nerag gehörte während des Zweiten Weltkrieges zu den wichtigsten Lieferanten von Flugmotorenölen. Bei den alliierten Luftangriffen am 18. und 20. Juni 1944 wurde die Raffinerie schwer getroffen. Für die Wiederinstandsetzung der Produktionsanlagen forderte das Unternehmen KZ-Häftlinge bei der SS an.
Als am 26. Juni 1944 die ersten Häftlinge in Misburg ankamen, gab es noch keine Unterkünfte, abgesehen von Zelten. Bis zur Fertigstellung einiger Baracken im Winter 1944/1945 mussten viele der Häftlinge im Freien übernachten. Auf dem Areal der Raffinerie mussten die Häftlinge ohne Schutzkleidung und schweres Gerät Bombentrümmer räumen oder auch Material für den Bau von Bunker fü die Belegschaft der Deurag-Nerag schleppen. Eingesetzt wurden sie auch bei beim Aufspüren und Räumen von Blindgängern im Werk und in den Misburger Wohngebieten.
Das KZ Misburg wurde am 6. April 1945 geräumt. Die Häftlinge wurden zu Fuß auf einen sogenannten "Todesmarsch" Richtung Nordenosten gezwungen. Unterwegs wurden die Häftlinge in das Lager Bergen-Belsen umgeleitet. Die kranken und nicht marschfähigen Häftlinge wurden am 8. April 1945 per LKW aus Misburg direkt nach Bergen-Belsen transportiert, wo die überlebenden Häftlinge später befreit wurden.
Die Lagerbaracken der Häftlinge wurden unmittelbar nach dem Krieg abgerissen. Auf den Betonfundamente entstanden später provisorische Wohnbaracken für Geflüchtete, die bis in die 1950er Jahre genutzt wurden. Die Baracke der Wachmannschaften wurde demontiert und viele Jahre als Schulbaracke in Misburg genutzt.
An die Häftlinge des KZ Misburg erinnert seit 1979 eine Bronzetafel auf dem Waldfriedhof Misburg. Am ehemaligen Lagergelände befindet sich seit 1989 ein Mahnmal des Künstlers Eugène Dodeigne zur Erinnerung an das Schicksal der Häftlinge. Im Wohngebiet, das Anfang der 1990er Jahre auf dem früheren nördlichen Lagerteil errichtet wurde, tragen drei Straßen zum Gedenken die Namen ehemaliger Häftlinge: Robert Geraerts, Jean Baileux und Albert Aubry. Die auf dem früheren südlichen Lagerteil entstandene Grünfläche erhielt 2024 im Rahmen einer Bürger*innenbeteiligung den Namen "Park der Erinnerung". Über die Geschichte des KZ Misburg informiert seit 2024 zudem eine städtische Informationstafel im "Park der Erinnerung".