Beirat empfiehlt

17 Straßen in Hannover sollten umbenannt werden

Der Beirat „Wissenschaftliche Betrachtung von namensgebenden Persönlichkeiten in Hannover“ hat am 1. November 2018 seinen umfangreichen Abschlussbericht vorgestellt. Darin empfiehlt er die Umbenennung von 17 Straßennamen im Stadtgebiet. 

Stellten die Ergebnisse vor: Hartmut Tölle (stellvertretender Vorsitzender des Beirats), Konstanze Beckedorf (Kulturdezernentin und Vorsitzende des Beirats),  Propst Martin Tenge (Regionaldechant für die Katholische Kirche) und Hans-Martin Heinemann (Stadtsuperintendent). 

Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf, Vorsitzende des Beirats, dankte zu Beginn der Vorstellung den Mitgliedern für ihre ehrenamtliche, vor allem aber sehr sensible Vorgehensweise: Mit Ihren Recherchen haben Sie Licht in ein bisher noch unerforschtes Kapitel der städtischen Geschichte gebracht." Seit Januar 2014 hat der Beirat im Auftrag des Rates Biografien von Persönlichkeiten in Hannover untersucht, die von 1933 bis 1945 gewirkt haben. "In den vergangenen vier Jahren haben die Mitglieder in 24 Sitzungen rund 600 Straßennamen, Ehrengräber, Ehrenbürger, Stadtplakettenträgerinnen und -träger, Schulnamen und vieles mehr beraten", fasst Beckedorf die umfangreiche Arbeit zusammen, die der Beirat geleistet hat.

Beirat spricht unverbindliche Empfehlung aus

Der Beirat spricht Empfehlungen für eine Umbenennung aus. Diese Empfehlungen sind für die Entscheidungsträger nicht bindend. Bei Straßennamen haben die zuständigen Stadtbezirksräte darüber zu entscheiden, ob eine Umbenennung vorgenommen wird. Ehrenbürgerschaften, Stadtplaketten und Ehrengräber liegen in der Verantwortung des Rates. Die Empfehlungen:

Straßennamen

Von den insgesamt 493 betrachteten Straßennamen empfiehlt der Beirat eine Umbenennung von insgesamt 17 (davon zehn bereits in 2015) Straßennamen in Hannover (3,6 Prozent).

1.   Fritz Beindorff (Fritz-Beindorff-Allee)
2.   Julius Brecht (Julius-Brecht-Straße)
3.   Ludwig Otto Franzius (Franziusweg)
4.   Gustav Frenssen (Frenssenufer)
5.   Paul von Hindenburg (Zur Hindenburgschleuse, Hindenburgstraße)
6.   Hinrich Wilhelm Kopf (Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz, 2015 umbenannt in Hannah-Arendt-Platz)
7.   Konrad Lorenz (Konrad-Lorenz-Platz) 2018 neu
8.   August Marahrens (Marahrensweg) 2018 neu
9.   Agnes Miegel (Miegelweg, 2016 umbenannt in Igelweg)
10.  Hans Pfitzner (Pfitznerstraße) 2018 neu
11.  Josef Ponten (Pontenhof) 2018 neu
12.  Ferdinand Porsche (Porscheweg) 2018 neu
13.  Ferdinand Sauerbruch (Sauerbruchweg)
14.  Heinrich Sohnrey (Sohnreystraße, 2016 umbenannt in Lola-Fischel-Straße)
15.  Paul Uhlenhuth (Uhlenhuthweg)
16.  Walther Wever (General-Wever-Straße) 2018 neu
17.  Walther Wickop (Wickopweg) 2018 neu

Ehrenbürgerschaft

Weiterhin hat sich der Beirat mit den Biografien von 15 Ehrenbürgern, darunter eine Ehrenbürgerin, befasst. Die Ehrenbürgerschaft erlischt juristisch mit dem Tod der Geehrten. Alle Persönlichkeiten, die nach den Vorgaben untersucht wurden, sind verstorben. Die lebenden Ehrenbürger stehen außerhalb jeden Verdachts. Zu den bereits verstorbenen Ehrenbürgern zählen auch Paul von Hindenburg und Fritz Beindorff (siehe oben die Umbenennungsempfehlung zu den Straßennamen). Der Beirat empfiehlt, keine weiteren symbolischen Akte vorzunehmen, die die Ehrenbürgerschaft "aberkennen".

Ehrengräber

In der Landeshauptstadt Hannover gibt es 72 Ehrengräber. Der Beirat empfiehlt generell auf eine Entwidmung der Ehrengräber zu verzichten. In der „Causa Hinrich Wilhelm Kopf“ hatte der Beirat 2014 empfohlen, den nach ihm benannten Platz umzubenennen möglichst aber nicht nach einer Person (2015 umbenannt nach Hannah Arendt) und gleichzeitig für die Beibehaltung des Ehrengrabes plädiert. Der Rat ist in seiner Entscheidung davon abgewichen. Im Fall Hinrich Wilhelm Kopf ist die Widmung des Ehrengrabes nach der 2015 verabschiedeten neuen Ehrengräbersatzung entzogen und durch Ratsbeschluss in eine bedeutende Grabstätte umgewidmet worden, die wie ein Ehrengrab auf Friedhofsdauer erhalten bleibt.

Neue Erkenntnisse über das Leben von Hinrich Wilhelm Kopf führten im Sommer zu einer Diskussion um die Benennung von Straßen und Plätzen.

Stadtplaketten

Die Ehrung mit der "Plakette für Verdienste um die Landeshauptstadt Hannover" erlischt juristisch mit dem Tod der Geehrten – analog zu den Ehrenbürgerschaften. Der Beirat empfiehlt, keine symbolischen Akte vorzunehmen, die die Ehrung mit der Stadtplakette "aberkennen". In der Zeit von 1959 bis 2018 hat die Stadt Hannover 156 Personen und drei Institutionen mit der Stadtplakette geehrt, die sich in besonderer Weise für die Stadtgesellschaft eingesetzt haben. Von den 156 Personen sind mindestens 70 in der Zeit zwischen 1847 und 1928 geboren und fallen somit in den Untersuchungsauftrag. Zu zwei der 156 geehrten Personen ist auf Grund mangelnder Angaben (fehlende Geburtsdaten sowie häufig vorkommende Vor- und Nachnamen) keine Aussage zu treffen. Alle Trägerinnen und Träger der Stadtplakette bis Juli 2018 werden im Abschlussbericht (Anlage 3) aufgeführt. Die in den Untersuchungsauftrag fallenden Namen sind dort grau unterlegt.

Schulnamen

Insgesamt sind 49 der 104 hannoverschen Schulen in städtischer Trägerschaft nach Personen benannt. 16 der namensgebenden Personen wurden zwischen 1847 und 1928 geboren und fallen damit in den Untersuchungsauftrag. Nach Anwendung der weiteren Ausschlusskriterien verblieben Otfried Preußler und Kardinal Adolf Bertram als kritisch zu betrachtende Namensgeber. Der Beirat empfiehlt die Beibehaltung der Namen "Otfried-Preußler-Schule" und "Kardinal-Bertram-Schule". Eine Umbenennungsempfehlung zur Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule wurde bereits 2014 gegeben. Die Schule hat sich im September 2015 in "Grundschule im Kleefelde" umbenannt.

Namen von sonstigen kommunalen Einrichtungen

Die Landeshauptstadt Hannover hat zahlreiche nach Personen benannte kommunale Einrichtungen wie beispielweise Museen, Sportplätze, Kindergärten und Krippen, sowie städtische Alten- und Pflegeheime, Feriencamps, Jugendzentren und Parkanlagen. Empfehlungen zur Umbenennung wurden nicht ausgesprochen.

Weitere Informationen

Die einzelnen Begründungen zu den untersuchten Biografien und zur Arbeit des Beirates sind dem Abschlussbericht zu entnehmen.