Der 1969 in Dresden geborene Christian Lehnert ist Dichter und Theologe. Seit 2012 ist er wissenschaftlicher Geschäftsführer des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Leipzig.
Auszug aus dem Werk
Ein Tag ist dir erlassen und eine Nacht, zu fassen den Tag und seine Nacht, die deiner harrt und wacht.
Der Tag ist eine Gnade, dein Gang und deine Frage, Narkotikum und Fall, ein langer Widerhall.
Der Gott hat eine schnelle Hand, ist stets vergangen und verschwand, und steht vor dir, so nah:
Er wendet dich, daß du stets heimwärts gehst. Das Licht, wohin du dich bewegst, ist ausgeruht und klar.
(unveröffentlicht)
Begründung der Jury
"Christian Lehnert ist ein besonderer Solitär unter den zeitgenössischen deutschsprachigen Dichtern, denn seine Gedichte strahlen selten gewordene Würde und Schönheit aus. Beharrlich erkundet Christian Lehnert, worin der Ursprung allen Seins liegt. Diese Frage durchzieht alle seine Werke und verleiht ihnen eine außergewöhnlich starke poetische Kraft. Seine Antworten sucht der Dichter nicht nur im Möglichen, Nahen und Erlebten, sondern vor allem in großen universalen Zusammenhängen.
Der studierte Religionswissenschaftler, Theologe, Orientalist und Kenner der christlichen, jüdischen und muslimischen Religion, schaut mit traditionsgeschulten Blick auf die menschliche Existenz an sich. Er wagt abseits von jeglichem zweckorientierten Denken den Gang hinab in eine ursprüngliche 'Leere ohne Namen' und erweitert mit dem von ihm Zutagegeförderten das große Erbe der dichterischen und philosophischen Tradition. Christian Lehnert schreibt an gegen die 'Ohnmachterfahrung des Menschen gegenüber sich selbst‘ und dichtet 'voller Skepsis gegenüber der Sprache und voller Vertrauen in sie'."
Der Jury gehörten an: Cornelia Jentzsch, Kathrin Dittmer, Michael Braun, Dr. Michael Krüger, Prof. Dr. Martin Rector.