Vor fast 150 Jahren muss das Fahren mit der Straßenbahn in Hannover wirklich abenteuerlich gewesen sein: 1872 pendelte die erste damals noch von Pferden gezogene Straßenbahn zwischen dem Steintor in der City und dem Döhrener Turm hinter der Südstadt.
Erst 20 Jahre später, 1892, wurde die Üstra unter dem Namen "Straßenbahn Hannover AG" gegründet und 1921 in "Überlandwerke und Straßenbahn" (kurz Üstra) umbenannt. 2017, im Jahr des 125jährigen Firmenjubiläums, befördert die Üstra rund 170 Millionen Fahrgäste – mit modernen Bahnen und Bussen und fortschrittlicher Technik. Für Nostalgiefans werden aber auch heute noch Fahrten mit Oldtimer-Straßenbahnen angeboten.
Schmuckstücke auf Schienen
Die Straßenbahn-Oldtimer werden mit viel Liebe und Leidenschaft von den Mitgliedern des Fördervereins Straßenbahn Hannover e. V. gepflegt und wieder instand gesetzt. Einige dieser Schmuckstücke können auch im Hannoverschen Straßenbahn Museum in Sehnde-Wehmingen besichtigt werden.
Für die öffentlichen Sonderfahrten kommen oft besondere Modelle und natürlich immer die Lieblings-Oldtimer zum Einsatz. So fuhr etwa der vor über 30 Jahren bereits still gelegte Tw (Triebwagen) 336 für drei Stunden mit 30 Passagieren wieder durch die Stadt (die 1955 gebaute Bahn war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg vom Zweiachser zum großräumigen Drehgestellwagen). Gelegentlich werden auch Sonderfahrten mit Spendenaktionen verknüpft – wie etwa die zweistündige Rundfahrt am 30. Juni 2013 mit den Triebwagen 336, 478 und 522 vom Betriebshof Döhren, bei der für das Projekt "Tw601" gesammelt wurde: der rot-weiße Tw 601 ist der Prototyp der grünen Stadtbahn, der 1975 nach Kanada "exportiert" wurde, später in Edmonton als Museumsstraßenbahn unterwegs war und schließlich im Herbst 2016 wieder zurück in seine Heimat nach Hannover verschifft wurde. Und dann wären da noch die beliebten Rundfahrten mit der "Roten Elf", die vor über 50 Jahren zwischen Hannover und Hildesheim pendelte.
2019 stehen die meisten Oldtimer still
Traditionell veranstaltet die Üstra gemeinsam mit dem Förderverein Straßenbahn Hannover e. V. die öffentlichen Oldtimerfahrten in jedem Jahr an drei Sonntagen während der Sommerferien. Wie der Förderverein auf seiner Webseite im Internet informiert, ist für das gesamte Jahr 2019 "eine Vermietung der Oldtimerbahnen leider aus Kapazitätsgründen nur auf standesamtliche Hochzeiten begrenzt. Die ehrenamtlichen Mitglieder werden für die Pflege und Aufbereitung der historischen Fahrzeuge benötigt, um deren weiteren Einsatz sichern zu können.“ Für Fans von Straßenbahn-Oldtimern gab es allerdings ein Trostpflaster: der traditionelle "Maibaum-Express" war auch 2019 unterwegs – und zwar am 1. Mai zwischen der Haltestelle Rethen/Nord und dem Endpunkt Sarstedt.
Auf Hochzeitreise im Straßenbahn-Oldie
Einen ganz besonderen Service bietet die Üstra in Zusammenarbeit mit dem Standesamt Hannover an: Heiraten im Straßenbahn-Oldtimer. Treffpunkt für die etwas andere Hochzeitsreise ist die Straßenbahnschleife vor dem Hannover Congress Centrum hinter dem Erlebnis-Zoo. Nachdem die historische Straßenbahn dort eingetroffen ist, führt der Standesbeamte um 14 Uhr die Trauung durch. Im Anschluss starten das Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft mit maximal 30 Personen dann zur Rundfahrt durch Hannover, bevor sie gegen 16 Uhr wieder am Congress Centrum ankommen. Die Oldtimer können nach Absprache mit dem Standesamt Hannover direkt bei der Üstra reserviert werden. Die Hochzeitsbahn kostet 500 Euro.
Üstra
Die Geschichte der Straßenbahn in Hannover
Seit 1872 fahren Straßenbahnen in Hannover, anfangs noch von Pferden gezogen.