Hannovers einzige Gruft befindet sich unter der evangelisch-lutherischen Kreuzkirche in der Kopfsteinpflastergasse zwischen dem Ballhofplatz der Altstadt und dem idyllischen Wohnquartier Goldener Winkel.
Seit dem Mittelalter wurden in den unterirdischen Grabkammern die Gebeine von bekannten und betuchten Bürgern der Stadt zur letzten Ruhe gebettet. Im Zweiten Weltkrieg dann diente die Gruft als Luftschutzkeller für die Bewohner des Kreuzkirchenviertels und der umliegenden Quartiere. Heute ist die Gruft stummer Zeitzeuge zurückliegender Jahrhunderte.
Ein düsterer Ort der Andacht und Stille
Das Grabgewölbe unter der nordwestlichen der drei Altstadtkirchen (die beiden anderen sind die Marktkirche vor und die Aegidienkirche hinter der Markthalle) ist ein beklemmend geheimnisvoller Ort der Andacht und Stille. Eine schmale Treppe führt unter dem 1333 fertig gestellten Gotteshaus zurück ins düstere Mittelalter und ins dunkle Reich der Toten. Die gemauerten Wände sind kalt, die Decke niedrig, die Luft trocken, die Stille andächtig.
"Seit alters her wurden Tote in Kirchen begraben, um sie besonders zu ehren und an die Verstorbenen in der Mitte der Gemeinde zu erinnern. Jede Kirche hatte daher Grüfte, die durch den Kirchenboden zugänglich waren. Bei einer Beisetzung wurde die Grabplatte, die zugleich Fußboden war, zur Seite geschoben und der Sarg hinabgelassen. Spuren dieser Praxis sind in der Kreuzkirche an den erhaltenen Grabplatten zu sehen, die mittlerweile an den Wänden senkrecht aufgestellt sind: Die Inschriften und abgebildeten Personen sind durch die Verwendung der Grabplatte als Bodenplatte beschädigt und abgetreten. Bis 1803waren die Grüfte der Kreuzkirche als Begräbnisstätte in Gebrauch. Im Altarraum erinnert eine Bodenplatte an das Erb- und Familienbegräbnis von Bürgermeister Christian Ulrich Grupen (1692–1767). Die Inschrift lautet: „Geh hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe“ (Jes 26,20). In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Grüfte geräumt und die vorhandenen Gebeine in die Gruft unter der Duvekapelle gelegt. Bis heute dient diese Gruft als Beinhaus: Menschliche Knochen, die bei Bauarbeiten und Grabungen in der Stadt gefunden werden und nachweislich älter als 90 Jahre sind, finden in der Duvegruft mit Gebet und Segen ihre letzte Ruhestätte", wie Ulfrid Müller auf dem Internetportal der Gemeinde der Marktkirche St. Georgii et Jacobi schreibt.
Ruhe! Rauchen verboten!
Später dann, im zweiten Weltkrieg, wurde die Gruft unter der Kreuzkirche als Luftschutzraum zweckentfremdet. Noch heute sind an den Gewölbewänden die Aufschriften "Ruhe!", "Rauchen verboten!" und "Notabort" zu erkennen – zweckmäßige Gebote und Hinweise, die die beklemmende Notgemeinschaft auf unbestimmte Zeit damals erträglich machen sollten und jetzt ebenfalls stumme Zeugen der Vergangenheit sind. Heute ist die Gruft unter der Kreuzkirche weitgehend leer und im Rahmen von Führungen und kirchenpädagogischen Veranstaltungen zugänglich. Die Termine dazu werden direkt in der Kreuzkirche und im Internet unter http://marktkirche-hannover.de bekannt gegeben.