Sich radikal verändernde geistige, religiöse und politische Verhältnisse führten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, insbesondere der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zum sozialpsychologischen Phänomen des Hexenwahns. Als „gesetzliche“ Grundlage der Verfolgung diente lange Zeit der 1487 von der päpstlichen Inquisition verfasste sogenannte „Hexenhammer“ („Malleus malificarum“).
Opfer der Hexenverfolgung in Hannover
In Hannover wurden von 1514 bis 1657 mindestens 30 Personen bei Hexenprozessen angeklagt, davon wurden 27 auf dem Scheiterhaufen hingerichtet oder starben im Gefängnis.
1514 bis 1523 gab es erste Prozesse mit mindestens 13 Todesopfern, wobei historisch nicht eindeutig geklärt ist, ob es sich hier um Hexenprozesse im eigentliche Sinne gehandelt hat. 1532 und 1566 gab es jeweils zwei Hinrichtungen. Zwischen 1594 und 1648 sind zwölf Hexenprozesse nachweisbar, die in elf Fällen mit dem Feuertod und einmal mit Enthauptung endeten. Opfer waren ein Mann und elf Frauen. 1604/05 kam es zum Höhepunkt der Hexenverfolgung. Bei einem Sammelprozess vor dem Gericht der Altstadt wurden sieben Frauen wegen Hexerei angeklagt, davon wurden sechs hingerichtet bzw. sind im Gefängnis gestorben. Von den Opfern in der Zeit von 1604 bis 1648 sind namentlich bekannt:
- 1603-1604 Hille Möllers
- 1605 die Blumesche
- 1605 die Frickesche und die Stracksche
- 1605 die Hertsche und die Wisselsche
- 1605 Heinrich Arndt alias Schwertfeger
- 1648 Alheit Snur und Anna Maria
Eine weitere Frau, der Namen allerdings nicht mehr verifizierbar ist, wurde 1635 hingerichtet. Darüber hinaus wurde 1648 Kunne Holdtken, Frau des Hans Schrader aus der Neustadt, freigelassen, aber vermutlich des Landes verwiesen. Und schließlich findet sich in den Akten 1657 eine Anklage wegen Teufelspakts gegen einen in Helmstedt studierenden Kandidaten der Rechte, Sohn einer angesehenen hannoverschen Bürgerfamilie; dieser wurde jedoch 1660 freigelassen.
Verglichen mit anderen Städten gab es in Hannover insgesamt jedoch relativ wenige Hinrichtungen. Historiker führen dies auf die anhaltenden Kompetenzstreitigkeiten zwischen der Gerichtsbarkeit des Rats und landesherrlichen Vogtgericht zurück.
Quellen
- Wikipedia-Seite von Hartmut Hegeler. Hegeler ist ein deutscher evangelischer Pfarrer und Autor. Hegeler setzt sich für die Rehabilitierung der Opfer der Hexenprozesse ein und betreibt dazu unter anderem eine Internetseite über Anton Praetorius.
- Stadtlexikon Hannover – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein. 2009, Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, Hannover