Das weltweit bekannte Wochenmagazin wurde 1948 in Hannover von Henri Nannen gegründet. Der im ostfriesischen Emden geborene, gelernte Buchhändler und damals 35-jährige Herausgeber der Tageszeitung "Hannoversche Neueste Nachrichten" war bereits gut bekannt in der Leinestadt, als er im Juli 1948 von der britischen Militärverwaltung die Genehmigung erhielt, die ebenfalls von ihm veröffentlichte Jugendzeitschrift "Zick-Zack" in "Der Stern" umzubenennen und daraus (in Anlehnung an die von 1938 bis 1939 vom Ullstein-Verlag herausgegebene Illustrierte "Der Stern") ein modernes Gesellschaftsmagazin zu machen. Henri Nannen zog mit seinem neuen "Stern"-Verlag in das Anzeiger-Hochhaus am Steintorplatz – und befand sich dort sogleich in guter Gesellschaft: im Stockwerk über ihm arbeitete Rudolf Augstein bereits an seinem kurz zuvor ebenfalls in Hannover gegründeten Nachrichtenmagazin "DER SPIEGEL".
Zur Premiere erschien Hilde im Heu
Der erste Ausgabe von "Der Stern" erschien in Hannover am 1. August 1948, sechs Wochen nach der Währungsreform am 21. Juni und der Einführung der DM als dem neuen Zahlungsmittel. "Die illustrierte Zeitschrift für junge Menschen" (wie "Der Stern" sich in seinem Untertitel bis Ausgabe 5 noch nannte) kostete 40 Pfennig und zeigte auf ihrem Schwarzweiß-Titelbild die 23jährige Schauspielerin Hildegard Knef verträumt im Heu. Das Heft war 16 Seiten dünn und erschien in einer ansehnlichen Auflage von 130.000 Exemplaren. Doch obwohl die bunte Mischung aus leichter Unterhaltung, seriöser Berichterstattung und Reportagen mit großformatigen Fotos beim Leser gut ankommt und die Wirtschaftwunder-Jahre erst noch bevorstehen – "Der Stern" hat von Beginn an mit Geldsorgen zu kämpfen und ist sogar kurzzeitig in seiner Existenz bedroht.
Seinen erst 1948 gegründeten Verlag verkaufte Henri Nannen zwischen 1949 bis 1951 in Etappen an den Hamburger Verleger Gerd Bucerius und den Druckereibesitzer Richard Gruner. 1965 gründeten die beiden Hanseaten zusammen mit dem Verleger John Jahr senior das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr, in dem auch "Der Stern" aus Hannover sein neues Zuhause fand und bis heute hat.
"Der Stern in dieser Woche verboten"
Bei aller Kurzweil und Unterhaltung im Blatt, Henri Nannens neues Boulevard-Magazin deckt auch Korruption und Missstände auf – wie etwa 1950 mit der Titelgeschichte in Heft 52, die vom verschwenderischen Luxusleben der Besatzungsmächte in Deutschland auf Kosten der Besiegten berichtet. Das Alliierte Oberkommando untersagte daraufhin die Veröffentlichung der darauffolgenden Ausgabe, deshalb ließ Henri Nannen im Januar 1951 ein Plakat drucken mit der Aufschrift "Der Stern in dieser Woche verboten".
Stories, Skandale und die gute alte Schule
Zwanzig Jahre nach der Enthüllungsgeschichte über die luxuriösen Ausschweifungen der Alliierten sorgte das Wochenblatt, das bereits seit 1959 unter seinem neuen und bis heute gültigen Namen "stern" auftritt, erneut mit einer Titelgeschichte bundesweit für Empörung: In der Ausgabe vom 6. Juni 1971 bekannten sich unter der Schlagzeile "Wir haben abgetrieben!" mehrere hundert Frauen öffentlich zum Schwangerschaftsabbruch. Einen politischen Skandal löste wenige Jahre später die Veröffentlichung eines Fotos aus, das den von einem "stern"-Reporter 1987 in der Schweiz tot in einer Badewanne aufgefundenen CDU-Politiker Uwe Barschel zeigte. Für einen spektakulären Skandal im eigenen Haus indessen sorgte der "stern" selbst mit dem Ankauf und der Veröffentlichung der vermeintlich echten Hitler-Tagebücher im Frühjahr 1983.
Im selben Jahr verabschiedet sich Herausgeber Henri Nannen vom "Stern", dessen Chefredakteur er von 1949 bis 1980 war. Ihm zu Ehren wird wenig später die Hamburger Journalistenschule in Henri-Nannen-Schule umbenannt. Und ihm ist es zu verdanken, das aus der hannoverschen Illustrierten "Der Stern" Europas auflagenstärkstes Magazin "stern" wurde (laut IVW mit 704.729 verkauften Exemplaren im zweiten Quartal 2016). Am 13. Oktober 1996 stirbt Henri Nannen im Alter von 82 Jahren in Hannover.