Hannovers Bierbrauer können auf eine mehrere Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken. Bereits 1526 erfand der in Stöcken geborene Cord Broyhan ein helles obergäriges Bier, das heute zusammen mit einem Glas Korn als Hannovers Kultgetränk „Lüttje Lage“ in aller Welt bekannt ist. 20 Jahre später, 1546, gründete er gemeinsam mit anderen Braumeistern die Brauergilde, aus der später die Gilde Brauerei in der Südstadt wurde. Hannovers zweite Großbrauerei, die Privatbrauerei Herrenhausen, braut seit 1868 ihr Bier im Nordwesten der Stadt ganz in der Nähe der weltberühmten Herrenhäuser Gärten. Andere Traditionsbrauereien wie etwa die Lindener Aktien-Brauerei von 1853 oder die 1889 in Ricklingen eröffnete Kaiser-Brauerei und die Lagerbier-Brauerei-Wülfel von 1906 mussten mit der Zeit ihre Zapfhähne trocken legen und sind mittlerweile Geschichte. Quicklebendig hingegen sind Hannovers Gaststättenbrauereien wie etwa das Brauhaus Ernst-August am Rande der Altstadt oder Meiers Lebenslust am Aegi. Und dann wäre da noch die Craft Beer Brauerei Mashsee: jung und überschäumend kreativ, wenn es um handwerklich hergestellte Spezialbiere geht.
Flüssiges Gold made in Hannover
Die Gilde Brauerei unweit vom Maschsee im Süden der City ist die größte und älteste Brauerei der Stadt. Das Markenzeichen der 1546 gegründeten Brauerei ist der so genannte „Broyhan-Taler“; das kreisrunde Emblem mit einem weißen Hahn auf rotem Grund war einst das Gütesiegel für das Bier der hannoverschen Brauer-Gilde. Im imposanten Braukesselhaus auf dem Firmengelände an der Hildesheimer Straße werden heute die nicht nur in Hannover äußerst beliebten Biere Gilde Ratskeller Premium Pils (das Traditionsbier mit einer perfekt abgerundeten Hopfennote), Gilde Pilsener (ein würziges Pilsener mit einer leichten Hopfennote und angenehmer Frische) und Lindener Spezial (ein untergäriges, goldgelbes Vollbier mit einer betonten Hopfennote) gebraut.
Die Privatbrauerei Herrenhausen braut sieben Biere im Zeichen des weißen Niedersachsenrosses im roten Wappen: Herrenhäuser Premium Pilsener (das feinherbe Pils ist in Hannover auch als „Herri“ bekannt und wird nach Pilsener Brauart mit Wasser aus dem eigenen Brunnen gebraut), Herrenhäuser Alsterwasser, Herrenhäuser Icebeer (ein besonders mildes Bier, für das mit einem speziellen Brauverfahren durch Frosten auf minus 3° C die Bitterstoffe aus dem Hopfen an Eiskristalle gebunden und herausgefiltert werden), Herrenhäuser Weizenbier (das erste Weizenbier Norddeutschlands) und Herrenhäuser Spezial (ein mildes und recht süffiges Pils) sowie Lüttje Lagen (ein obergäriges Schankbier, das zusammen mit einem Korn getrunken wird) und Hannoversches Festbier, das es nur frisch vom Fass und nur zum Oktoberfest in Hannover gibt.
Im Brauhaus Ernst-August am Rande der Altstadt wird seit 1986 Bier gebraut und im dazugehörigen Gasthaus fassfrisch ausgeschenkt. Zu den Hausmarken, die seit über 20 Jahren ausschließlich aus deutschen Rohstoffen in Bio-Qualität hergestellt werden, gehören das naturtrübe Hanöversch Pilsener, Hanöversch Bio-Weizen, Hanöversch Pale Ale (ein erfrischend fruchtiges Bier mit Aromen von Zitrone, Mandarine und Grapefruit), Hanöversch Roter Saphir (ein naturtrübes, obergäriges Rotbier) und Hanöversch Lüttje Lage (untergäriges Schankbier, das traditionell gleichzeitig mit einem Glas Korn getrunken wird) sowie die Saisonspezialitäten Hanöversch Mai-Bock (naturtrübes Starkbier mit feinem Hopfengeschmack), Hanöversch Fest-Bier (bernsteinfarbiges Märzen mit süffigem Malz-Charakter, das exklusiv zum Schützenfest Hannover im Sommer ausgeschenkt wird) und Hanöversch Winter (das Schwarzbier mit seinem feinrauchigen Geschmack wird nur von Oktober bis Februar gebraut).
Das Sudhaus der kleinen, im Sommer 2012 gegründeten Hausbrauerei Meiers Lebenslust am Aegi befindet mitten in der Gaststätte. Durch ein kleines Fenster im Boden können die Gäste direkt ins Kellergeschoss darunter schauen, in dem die handwerklich gebrauten Biere Meiers Helles, Meiers Dunkel und Meiers Craft Beer sowie ein wechselndes Saisonbier gären und lagern.
Mit Hopfen und Malz ins Trainingslager
Hannovers jüngster Neuzugang ist die Mashsee Brauerei, die am 26. April 2014 von Diplom-Braumeister Kolja Gigla und Bier-Sommelier Alexander Herold in der Südstadt eröffnet wurde und heute ihren Sitz nicht weit entfernt vom Messegelände hat. Der Name für die erste Mikrobrauerei der Stadt ist sowohl eine Anspielung auf den Maschsee (Hannovers großen Stadtsee zwischen City und Stadion) als auch eine kleine Wortspielerei mit „mash“ (engl. für „Maische“, ein weicher Brei aus geschrotetem Malz und Wasser, aus dem später Bier werden soll) und „see“ – was zusammen ausgesprochen very british auch nach Maschsee klingt.
Bleiben wir kurz noch etwas bei Englisch: die Spezialität von Kolja Gigla ist „Craft Beer“ – also charaktervolle Bierspezialitäten, die handwerklich auf traditionelle Weise in kleinen Mengen gebraut werden. Im Gegensatz zu den industriell hergestellten Massenbieren unterscheiden sich die von Hand und mit Anspruch gebrauten Craft-Biere ganz bewusst und zum Teil fundamental voneinander, bekommen gern sperrige oder schräge Namen und können sehr eigenwillig schmecken – mal recht blumig oder sehr fruchtig, mal mächtig malzig oder nach Kaffee, Karamell oder Kräutern. Das erste und immer noch beliebteste Mashsee-Bier etwa ist das „Trainings Lager“ (wieder so ein originelles Wortspiel!) – ein untergäriges, bernsteinfarbenes Bier mit 5,5 %, einer ausgeprägten aber unaufdringlichen Bitternote und sanften Fruchtaromen von Birne und Grapefruit.