Pausenorte

Platz der Göttinger Sieben

Mittagszeit in der City, die Sonne scheint und es ist sommerlich warm. Was jetzt noch fehlt ist ein ruhiges Pausen-Plätzchen am Wasser. Kein Problem, mitten in Hannovers Innenstadt gibt es sogar einen Mini-Wasserfall – nur wenige Schritte hinter der Altstadt und dem Niedersächsischen Landtag am Platz der Göttinger Sieben.

Platz der Göttinger Sieben am Landtag.

Am besten deckt man sich in der Markthalle gleich gegenüber mit ein paar köstlichen Kleinigkeiten ein, sucht sich eine schattige Ecke in der Runde der Gelehrten aus Göttingen und lässt in aller Ruhe die Leine und alles andere einfach mal für eine Weile an sich vorbeirauschen. Vielleicht kann man die Mittagspause und die Ruhe auf dem Platz der Göttinger Sieben sogar noch ein wenig mehr genießen, wenn man weiß, dass es dort auch schon mal deutlich lebendiger zuging: Beim dritten „Bürgerbrunch“ der Bürgerstiftung Hannover am 22. Juni 2014 war der Platz mit rund 4.000 Menschen gefüllt, die sich an langen Tischen mit selbst mitgebrachtem Proviant zu Musik, Tanz und Kleinkunst vergnügten.

So kommt man vom Kröpcke aus hin

Am besten zu Fuß über die Karmarschstraße (ca. sieben Geh-Minuten). 

Sieben Professoren gegen einen König

Ganz nebenbei kann man auch noch Bekanntschaft machen mit den beeindruckenden Bronze-Skulpturen der Göttinger Sieben des italienischen Künstlers Floriano Bodini, die 1998 auf dem Vorplatz des Niedersächsischen Landtages aufgestellt wurden. Das Ensemble ist ein Denkmal für Zivilcourage und erinnert an die sieben Göttinger Professoren Wilhelm Eduard Albrecht, Friedrich Christoph Dahlmann, Georg Heinrich August Ewald, Georg Gottfried Gervinus, die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm und Wilhelm Weber. Diese hatten ihre demokratische Überzeugung nicht aufgegeben und politischen Widerstand gegen König Ernst August I. geleistet, der nach dem Ende der Personalunion von Hannover mit Großbritannien im Jahre 1837 die Verfassung aufgehoben hatte. Die widerspenstigen Gelehrten wurden daraufhin ihres Amtes enthoben, drei von ihnen sogar aus dem Königreich Hannover verbannt.

Die Sieben sind ja neun!

Wer die Bronze-Skulpturen am Denkmal einmal durchzählt, der entdeckt plötzlich neun statt sieben Personen. Außer dem Reiter in der Person von König Ernst August I. und den sieben Gelehrten ist an der Seite des halb geöffneten Torbogens noch ein fast nackter Jüngling zu sehen, der mit seiner Schriftrolle in der rechten Hand buchstäblich für einen freien Studenten steht. Auf den Buchdeckeln, Tafeln und aufgeklappten Buchseiten sind Begriffe wie „Constitutio“ (lateinisch für Verfassung) und Grundsätze wie „Die Freiheit des Gewissens ist unverletzlich“ zu lesen.

Friederikes Brücke und die Wasserkunst

Direkt neben dem Denkmal für die Göttinger Sieben führt eine Fußgängerbrücke über das Stauwehr der Leine. Sie wurde nach der Gemahlin von Ernst August I. König von Hannover, Friederike von Mecklenburg-Strelitz, benannt. Auf dem breiten Fundament der Friederikenbrücke stand einst die Flusswasserkunst – ein monumentales Bauwerk, das bis zu seinem Abriss 1964 die Stadt mit Trinkwasser versorgte. Genau an dieser Stelle befand sich bereits im Mittelalter die erste öffentliche Wasserstelle der damals noch jungen Siedlung am hohen Ufer der Leine. Im Zuge der Industrialisierung wuchs Hannover rasant: die Einwohnerzahl von 42.500 im Jahr 1850 stieg in nur 20 Jahren auf mehr als das Doppelte und erhöhte sich bis 1912 auf 313.400. In der Stadt wurde daher nicht nur der Wohnraum knapp, sondern auch das Trinkwasser. Eine Lösung dieses Problems brachte der Bau der Flusswasserkunst direkt über der Leine. Das nach dem Entwurf "Alles fließt" des Architekten Helmut Stier zwischen 1896 und 1898 errichtete Wohn- und Pumpenhaus mit seiner aufwändig verzierten, massiven Fassade im Stil der Neorenaissance und dem stattlichen Wasserturm war ebenso prächtig wie das Leineschloss vis-à-vis. Ein architektonisches Schmuckstück, das zwar die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden hatte, nicht aber die Pläne zum Wiederaufbau der rundherum stark zerstörten Innenstadt von Hannover.

Kein Platz für die Wasserkunst in der autogerechten Stadt

Nach dem Konzept einer autogerechten Stadt des ehemaligen Stadtbaurates Rudolf Hillebrecht musste das Gebäude der Flusswasserkunst für die neu angelegten Straßenzüge zwischen Friedrichswall, Leibnizufer und Waterloo-Platz weichen. Für diese ambitionierten Pläne wurde die Friederikenbrücke 1961 verbreitert, der Abbruch der Flusswasserkunst begann zwei Jahre später. Einige Bauelemente sind jedoch bei der späteren Neugestaltung des „Platz der Göttinger Sieben“ am Niedersächsischen Landtag erhalten geblieben: die Flussgötter-Skulpturen der ehemaligen Flusswasserkunst etwa zieren nun die Pfeiler der Fußgängerbrücke über das frei gelegte Stauwehr und blicken mit grimmiger Miene auf die Schlossbrücke, die heute an einer Seite zugemauert ist und einst als Einfahrt auf den dahinter liegenden Innenhof des Leineschlosses diente.

Ort der alten Wasserkunst

Die Friederikenbrücke

Die nach Friederike von Mecklenburg-Strelitz, der Gemahlin von Ernst August I. König von Hannover, benannte Brücke überspannt am Landtag die Leine und ver...

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