Der von 113 Bürgern gestiftete Brunnen in der Altstadt von Hannover wurde 1881 eingeweiht und stand einst in der Mitte des großen Platzes zwischen der Marktkirche und dem Alten Rathaus. Nachdem der Marktplatz 1960 ein neues Pflaster bekommen hatte, ließ die Stadt die prunkvolle Wasserquelle an ihren heutigen Standort nahe der Schmiedestraße versetzen.
Teamwork für ein Kunstwerk
An der aufwändigen Gestaltung des zweischaligen Bronzebrunnen auf Hannovers ältestem Marktplatz waren gleich fünf Künstler beteiligt: den Entwurf für den Zierbrunnen im gotischen Stil mit den beiden Marktfrauen auf dem Sockel hat der Architekt Conrad Wilhelm Hase geliefert, die Figuren selbst wurden von dem Bildhauer Friedrich Wilhelm Engelhard nach einer Zeichnung des Malers Hermann Schaper modelliert, der Bildhauer Theodor Massler schuf die Ornamente an der Steinsäule und an den beiden Schalen, die von Hermann Gladenbeck in seiner Berliner Bronzegießerei angefertigt wurden.
Zwei Marktfrauen, eine Pferdetränke und der "Piepenborn"
Benannt wurde der Brunnen schließlich nach Conrad Wilhelm Hase, der als königlich-hannoverscher Baurat das Alte Rathaus zuvor in den Jahren 1877 bis 1882 erst restaurieren und von 1890 bis 1891 dann um einen Flügel zur Karmarschstraße erweitern ließ. An diese Bauphase sollte der Brunnen erinnern. Die beiden Bronzefiguren der Rücken an Rücken stehenden Fischhändlerin mit einem Karpfen in den Händen und einer Blumenverkäuferin mit Geldbeutel und Gießkanne hingegen erinnern an den damaligen Wochenmarkt auf dem Platz.
Eigentlich sollte der Zierbrunnen damals der Kurzweil und Erfrischung von Beschickern und Besuchern dienen – mit einem beruhigenden Wasserspiel, das sich erst aus vier Drachenköpfen an der Säule zu Füßen der beiden Marktfrauen in die obere Schale ergießt und von dort durch acht Fabeltierköpfe (die sich rund um dieses kleine Becken befinden) in die große Schale darunter fließt. Allerdings wurde der Brunnen in diesen Tagen auch häufig von Fuhrleuten als Pferdetränke zweckentfremdet – vermutlich aus alter Tradition, denn auf und am Marktplatz gab es in den zurückliegenden Jahrhunderten auch schon Wasserstellen: 1551 wurde der "Piepenborn" anstelle eines älteren Wasserverteilungssystems mit Abnahmestelle an der nordöstlichen Ecke des Alten Rathauses errichtet. Der Name für den achtseitigen Marktbrunnen beschreibt, wie das Wasser damals in den Brunnen gelangt ist: es wurde aus der nahen Leine von einem Pumpwerk ("Bornkunst") an der Klickmühle nebenan durch hölzerne Röhren ("Piepen") angeliefert. Die sieben erhaltenen Teilstücke des historischen Vorläufers des Hase-Brunnen werden heute im Historischen Museum Hannover in der Altstadt aufbewahrt.
Kriegsschäden und der Zahn der Zeit
Die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstörten nicht nur große Teile der Innenstadt und viele Baudenkmäler in der Altstadt von Hannover, auch der Hase-Brunnen wurde stark beschädigt. Nach Reparaturarbeiten an den beiden Becken und Figuren floss erst 1954 wieder das Wasser. 60 Jahre später, im September 2014 musste der Brunnen wegen massiver Korrosionsschäden und seiner nunmehr veralteten Wasserleitungen komplett abgebaut und von Grund auf saniert werden. Für diese Maßnahme, die sich über zwei Jahre hinzog und rund 75.000 Euro gekostet hat, wurden alle Brunnenaufbauten demontiert und die Einzelteile wie die Drachenköpfe und Blütenmuster sorgfältig gereinigt, mehrere Schichten von Kalkalgen an den Außen- und Innenwänden der Wasserbecken entfernt und einige Risse ausgebessert. Am 21. April 2016 schließlich konnte Hannovers Kulturdezernent am frisch restaurierten Marktbrunnen die alljährliche Brunnensaison eröffnen – und auch der traditionelle Weihnachtsmarkt mit seinen 170 festlich geschmückten Hütten und Ständen rund um die Marktkirche war wieder um eine Sehenswürdigkeit reicher.