Das farbenfrohe Relief über der Eingangstür zur ehemaligen Raths-Apotheke am Alten Rathaus von Hannover zeigt ein mächtiges Einhorn mit wilder Mähne, zur Rechten und zur Linken in Schach gehalten von zwei grünen, bedrohlich züngelnden Schlangen. Doch was hat ein Einhorn mit einer Apotheke und mit Hannover zu tun?
Ein Mythos als Symbol für das Gute
Das Einhorn ist ein edelmütiges Fabelwesen in Pferde- oder Ziegengestalt mit einem einzigen, langen Horn auf seiner Stirn, das angeblich in einem märchenhaften Wald lebt und über Zauberkräfte verfügen soll. In den Legenden der Germanen und Kelten steht das Einhorn für das Gute, das im ewigen Kampf mit dem Drachen steht, der das Böse verkörpert. Die Menschen im Mittelalter glaubten, das schneckenartig gedrehte Horn hätte magische Kräfte und wäre zu Pulver zerrieben ein wundersames Arzneimittel, das die Liebeskraft stärken und Krankheiten bekämpfen kann. Fortan galt das Einhorn als Symbol für diese patente und potente Heilkraft der Natur, und viele Apotheken in Deutschland schmückten sich mit dem Einhorn-Bildnis und nannten sich Einhorn-Apotheke. So auch die frühere Raths-Apotheke, die im so genannten Apothekerflügel untergebracht war, der als Erweiterung zum ab 1410 gebauten Alten Rathaus direkt gegenüber errichtet wurde.
Das Bildnis des Einhorns findet sich übrigens auch an anderen historischen Gebäuden in der unmittelbaren Nachbarschaft: um die Ecke am Landtag etwa (gemeinsam mit einem Löwen hält ein Einhorn das britische Königswappen – ein Symbol für die Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien 1714-1837) sowie wenige Meter weiter am „Marstalltor“ hinter dem Historischen Museum in der Altstadt (im Bogen des steinernen Portals des ehemaligen Reithauses von 1714 am Hohen Ufer ist das Staatswappen des hannoversch-englischen Königs Georg I. zu sehen, das von einem Löwen und einem Einhorn mit abgebrochenem Horn gehalten wird).
Auch im Tierpark erscheint (manchmal) das Einhorn
Dietmar Althof hingegen hält am liebsten im Zoo von Hannover Ausschau nach seinem Lieblingstier dem Einhorn – an nebligen Novembertagen, wie der frühere Direktor des Mövenpick-Cafés am Kröpcke einmal in einem Interview verraten hat. Den Einwand, dass man gerade dort dieses fabelhafte Wesen wohl kaum zu sehen bekommen wird, lässt er nicht gelten: „Wenn man sich an einem Freitagnachmittag – wenn nur wenig Leute da sind und man sich wunderbar mit sich selbst und den Tieren beschäftigen kann – irgendwo hinsetzt und für eine Weile die Augen schließt, dann begegnet einem im hannoverschen Zoo auch das Einhorn. Plötzlich wird man ruhiger, weicher, zugänglicher.“.