Medienstadt Hannover
Asphalt-Magazin
Das soziale Straßenmagazin wird seit 1994 vom Diakonischen Werk in Hannover herausgegeben und erscheint monatlich sowohl in Hannover als auch in weiteren 14 Städten in Niedersachsen.
Das Asphalt-Magazin ist nicht im Zeitschriftenhandel erhältlich und wird ausschließlich direkt auf der Straße von meist wohnungslosen Menschen verkauft, die dafür die Hälfte des Heftpreises behalten dürfen. Die Namensgebung der Straßenzeitschrift nimmt Bezug auf den Straßenbelag, der oft das „Zuhause“ vieler Obdachloser ist. Das Boulevard-Magazin thematisiert gesellschaftliche Brennpunkte und kommentiert die aktuelle Stadt- und Landespolitik, berichtet über die lokale Obdachlosen-Szene und bietet neben unterhaltsamen Reportagen und Porträts auch Service-Themen und Kulturtipps.
Asphalt ist Hilfe zur Selbsthilfe
Das Asphalt-Magazin wurde vom ehemaligen Diakoniepastor Walter Lampe initiiert und erschien erstmalig im September 1994 im Handverkauf auf den Straßen in Hannover als Nachfolgetitel der „HIOB's-Botschaften“, die bis dahin von der Hannoverschen Initiative obdachloser Bürger e.V. (H.I.o.B.) herausgegebenen wurde. Die Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH in der Hallerstraße im hannoverschen Stadtteil Oststadt wird von den beiden Gesellschaftern Diakonisches Werk Hannover und Hannoversche Initiative obdachloser Bürger getragen und finanziert sich seit ihrem Bestehen vollständig selbst durch Spenden sowie über Einnahmen aus den Straßenverkäufen und Werbeanzeigen. Die evangelische Theologin Margot Käßmann und der hannoversche Kabarettist Matthias Brodowy bilden seit Februar 2019 mit dem hannoverschen Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes als Herausgeber ein Dreierteam. Müller-Brandes war nach dem Ausscheiden der Journalistin Hanna Legatis und des Politikwissenschaftlers Heiko Geiling seit Ende 2018 alleiniger Herausgeber von Asphalt.
Hinter dem sozialen Asphalt-Projekt steht das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen, die wohnungslos oder von Armut betroffen sind. „Der Verkauf des Magazins gibt ihnen die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt durch ein Taschengeld aufzubessern, ohne betteln zu müssen“, schreibt die Asphalt-Redaktion auf ihrer Internetseite (www.asphalt-magazin.de), und erklärt weiterhin: „Sie erfahren, etwas wert zu sein, gebraucht zu werden und eine sinnvolle Arbeit zu tun. Für viele Langzeitarbeitslose ist der Verkauf der Straßenzeitung die letzte Chance, durch eigene Arbeit Geld zu verdienen.“ Darüber hinaus werde durch den ausschließlichen Verkauf auf der Straße auch eine lebendige Kommunikationsebene zwischen völlig unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen geschaffen: „Durch das direkte Gespräch können Vorurteile abgebaut und das zwischenmenschliche Klima wärmer gestaltet werden.“
Mit dem Handverkauf auf der Straße sind jedoch einige Regeln verbunden: Das Asphalt-Magazin darf nur an fest zugeteilten Plätzen verkauft werden, vor und während des Verkaufens ist der Konsum von Alkohol oder Drogen tabu, auch Pöbeln und Schnorren sind untersagt, Höflichkeit ist Pflicht. Derzeit bieten rund 160 Verkäufer das in einer Auflage von durchschnittlich 27.000 Exemplaren gedruckte Boulevard-Blatt an – sowohl in Hannover als auch in 14 weiteren niedersächsischen Städten zwischen Aurich, Celle und Hameln. Eine Ausgabe des Ende 2015 von drei Studierenden des Studiengangs Visuelle Kommunikation der Hochschule Hannover (HsH) neu gestalteten „Asphalt-Magazins“ hat 40 Seiten und kostet derzeit 2,20 Euro, die Hälfte davon behalten die Verkäuferinnen und Verkäufer.
Auszeichnungen und Asphalt-Projekte
1996 bereits erhielt das Asphalt-Magazin vom Freundeskreis Hannover e.V. den Stadtkulturpreis als Anerkennung für sein soziales Engagement und die journalistische Professionalität. Die Straßenzeitung aus Hannover ist dem Netzwerk der internationalen Straßenzeitungen INSP (International Network of Street Papers) angeschlossen und wurde von dieser Vereinigung 2008 für das weltweit beste Interview sowie das beste Foto geehrt. 2011 folgte mit dem „International Street Paper Award“ erneut eine Auszeichnung für das beste Foto.
Das Asphalt-Magazin ist nicht nur journalistisch auf den Straßen Hannovers unterwegs, die Redaktion bietet auch regelmäßig eigene Projekte an: Sozialer Stadtrundgang etwa (bei dem u. a. städtische Einrichtungen für Wohnungslose besucht werden; telefonische Anmeldung unter: 0511-30 12 69-20) oder Asphalt geht in die Schule (Asphalt-Verkäuferinnen und -verkäufer erzählen von ihrer Lebenswelt und Arbeit auf der Straße; kostenfrei für alle Schulformen ab Klasse 7; telefonische Anfragen nimmt Janne Birnstiel unter 0511-30 12 69-0 entgegen) sowie Fahrradwerkstatt und das Straßenfußballprojekt Asphalt Cowboys.
Bildergalerie 30 Jahre Asphalt
Mit einem Festempfang in der Marktkirche wurde am 18. September 2024 das Jubiläum der „sozialen Straßenzeitung für Niedersachsen“ gewürdigt.