Expo-Erbe

20 Jahre S-Bahn Hannover

Dieses Erbe der Weltausstellung ist für Hannoveraner wortwörtlich täglich erfahrbar: Ohne die Expo 2000 hätte die Landeshauptstadt erst viel später ein S-Bahn-Netz erhalten. Einzelne extra für den S-Bahn-Verkehr geschaffene Bahnhöfe gingen schon ab 1997 in den Betrieb, die S-Bahnen selbst fuhren offiziell am 28. Mai 2000 zum ersten Mal.

S-Bahn-Zug der Deutschen Bahn hält an einem Bahnsteig

Vorläufer der S-Bahn: die CityBahn

Bereits in den 1960er Jahren gab es in Hannover Pläne, das hannoversche Nahverkehrsnetz auszubauen und eine S-Bahn zu schaffen. Als Vorläufer wurden die Nahverkehrszüge auf den Deisterstrecken Hannover-Weetzen-Haste und Hannover-Weetzen-Hameln/Bad Pyrmont zur CityBahn. Erstmalig wurde hier ein konsequenter Ein-Stunden-Takt über den ganzen Tag eingeführt, für den Berufsverkehr wurden Verstärkerzüge eingeplant, so dass ein angenäherter 30-Minuten-Takt entstand. Zum Einsatz gelangten umgebaute, redesignte "Silberlinge". Diese Bezeichnung verdankten die Nahverkehrswagen der Farbe des ursprünglich unlackierten Wagenkastens aus blankem rostfreiem Stahl mit aufgebürstetem Pfauenaugenmuster. Insgesamt wurden 78 Reisezugwagen im damaligen Ausbesserungswerk Hannover-Leinhausen umgebaut. Die Kosten für den Umbau betrugen 5,6 Mio. DM, die allein vom damaligen Zweckverband Großraum Hannover getragen wurden. Die Eröffnungsfahrt war am 27. Mai 1989 mit Bahnhofsfesten in Barsinghausen und Springe.

Die Weltausstellung bringt die S-Bahn nach Hannover

Nachdem Hannover im Jahr 1990 den Zuschlag zur Weltausstellung des Jahres 2000 bekommen hatte, wurde die ursprünglich für wenigsten zehn Jahre später geplante Einführung der S-Bahn vorgezogen und am 12. November 1990 ein Ausbauvertrag zwischen dem Bundesland Niedersachsen, dem Kommunalverband Großraum Hannover und der Deutschen Bundesbahn unterzeichnet. In relativ kurzer Zeit wurden die jahrzehntelang nahezu unverändert gebliebenen Strecken in und um Hannover erheblich ausgebaut. So wurden an diversen Strecken zusätzliche Gleise verlegt oder bisherige Streckenabschnitte elektrifiziert oder erneuert. Alle Stationen wurden auf S-Bahn-Standard gebracht, so dass neben Notrufsäulen und neuen Wetterschutzhäuschen vor allem in den barrierefreien Einstieg durch die Anhebung der Bahnsteige investiert wurde. Damit erhielt Hannover eines der ersten S-Bahn-Systeme, das einen barrierefreien Zugang an allen Bahnhöfen und in den Zug ermöglicht. Außerdem entstanden neue Stationen wie zum Beispiel Hannover-Nordstadt. Auch der Flughafen Hannover erhielt erstmals einen Bahnanschluss, der den bisherigen Bustransfer zum Hauptbahnhof ablöste. Zum Start der S-Bahn schaffte die Bahn neue Fahrzeuge an: Auf dem Netz der S-Bahn Hannover verkehren moderne Triebwagen der Typen ET 424 und 425.

Entwicklung des Liniennetzes

Der Betrieb der S-Bahn wurde zur Expo 2000 am 28. Mai 2000 mit folgenden Linien aufgenommen:

Linie

Linienverlauf Mai bis November 2000

Takt

S 1

Minden – Bückeburg – Haste – Wunstorf – Hannover – Hannover Messe/Laatzen

60′

S 2

Nienburg – Neustadt am Rübenberge – Wunstorf – Hannover – Hannover Messe/Laatzen

60′

S 4

Bennemühlen – Langenhagen Mitte – Hannover – Hannover Messe/Laatzen

30′

S 5

Hannover Flughafen – Langenhagen Mitte – Hannover – Hannover Messe/Laatzen

15'/30'

Nach dem Ende der Weltausstellung wurden Strecken nach Celle und Hameln sowie die so genannte Deisterbahn über Weetzen und Barsinghausen nach Haste in das Liniennetz integriert. 

Linie

Linienverlauf Dezember 2002 bis Dezember 2008 
(Kursiv: November 2000 bis Dezember 2002)

Takt

S 1

Minden – Bückeburg – Haste – Wunstorf – Hannover – Weetzen – Barsinghausen – Bad Nenndorf – Haste

60′

S 2

Nienburg – Neustadt am Rübenberge – Wunstorf – Hannover – Weetzen – Barsinghausen – Bad Nenndorf – Haste

60′

S 3

Celle – Burgdorf – Lehrte – Hannover

60′

S 4

Bennemühlen – Langenhagen Mitte – Hannover 
(– Weetzen – Springe – Hameln)

30′

S 5

Hannover Flughafen – Langenhagen Mitte – Hannover – Weetzen – Springe – Hameln – Bad Pyrmont – Paderborn

30′

S 6

Hannover Flughafen – Langenhagen Mitte – Hannover – Hannover Messe/Laatzen

Bedarfslinie

Mit dem Fahrplanwechsel 2008 kam die Erweiterung der S-Bahn nach Hildesheim (zwei Linien) sowie die Umwandlung einer Regionalbahn von Celle nach Hannover zu einer weiteren S-Bahnverbindung zwischen diesen beiden Städten. Außerdem verkehren seit dem von Montag bis Freitag zur Hauptverkehrszeit die Sprinterlinien S21 und S51, die die stark belasteten Linien S1, S2 und S5 ergänzen. Heute umfasst das Gleisnetz der S-Bahn Hannover eine Länge von 385 Kilometern, davon sind 63 Kilometer reine S-Bahngleise. 74 Verkehrsstationen werden verteilt auf sieben Linien mit 394 Zugfahrten täglich bedient. Hierfür stehen insgesamt 59 Fahrzeuge zur Verfügung.

Linie

Linienverlauf seit Dezember 2008

Takt

S 1

Minden – Bückeburg – Haste – Wunstorf – Hannover – Weetzen – Barsinghausen – Haste

60′

S 2

Nienburg – Neustadt am Rübenberge – Wunstorf – Hannover – Weetzen – Barsinghausen – Haste

60′

S 21

Hannover – Weetzen – Barsinghausen

60′

S 3

Hildesheim – Sehnde – Lehrte – Hannover

60′

S 4

(Hildesheim – Sarstedt – Hannover Messe/Laatzen –) Hannover – Langenhagen – Bennemühlen

(60')
30′

S 5

(Paderborn – Altenbeken – Bad Pyrmont –) Hameln – Weetzen – Hannover – Langenhagen – Hannover Flughafen

(60')
30′

S 51

Hameln – Springe – Hannover – Seelze

60′

S 6

Celle – Burgdorf – Hannover

60′

S 7

Celle – Burgdorf – Lehrte – Hannover

60′

S 8

Hannover Flughafen – Langenhagen – Hannover – Hannover Messe/Laatzen

Neuer Betreiber und neue Züge ab 2022

Seit Betriebsaufnahme betreibt die DB Regio Nord das S-Bahn-Netz, sie gewann 2012 auch die zwischenzeitliche Neuausschreibung. Bei der Ausschreibung 2018 für den Betrieb ab 2021 setzte sich hingegen die NordWestBahn durch. Da die DB Regio Nord zunächst Beschwerde gegen den Entscheid einlegte, diese jedoch später wieder zurückzog, ist die ursprünglich für den Dezember 2021 avisierte Übernahme des S-Bahn-Netzes durch die NordWestBahn verschoben worden. Diese wird nun frühestens zum April 2022 vollzogen, möglicherweise aber auch erst zum so genannten "kleinen Fahrplanwechsel" im Juni 2022. Dann werden 13 Triebwagen der Baureihe 425 von dem vorherigen Betreiber übernommen und 64 Neufahrzeuge vom Typ Stadler FLIRT zum Einsatz kommen. 

(Quellen: DB Regio AG, Wikipedia, hannover.de)