Sie ist eine der Hauptattraktionen im Großen Garten: die Große Fontäne im Zentrum der südlichen Gartenhälfte. Seit 1720 sprudelt der imposante Brunnen dort. Bis der Wasserstrahl den königlichen Ansprüchen genügte, flossen 220.000 Reichstaler in das Prestige-Projekt in den Herrenhäuser Gärten – fast so viel wie in den Bau der Dresdner Frauenkirche.
Bei Windstille sprudelt der Strahl der Großen Fontäne über 70 Meter hoch. Das Wasser wird durch einen vier Millimeter breiten, kreisförmigen Schlitz gepresst und erreicht dabei eine maximale Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern. Doch bis dahin war es ein weiter Weg...
Wer hat die höchste? Die Große Fontäne als Prestigeprojekt und Machtsymbol
Der Kurfürst Georg Ludwig wollte eine imposante Fontäne im Großen Garten – besser gesagt: den kräftigsten und höchsten Springstrahl aller europäischen Höfe. Die Fontäne sollte seine Macht versinnbildlichen und unter anderem auch den damals 27 Meter hohen Wasserstrahl des Bassin du Dragon im Park von Versailles übertreffen.
Teuer wie die Dresdner Frauenkirche – ein Bauprojekt mit Startschwierigkeiten
Das runde Sandsteinbecken mit über 50 Metern Durchmesser legte der französische Brunnenmeister Pierre La Croix bereits um 1700 an. Doch nun musste eine innovative Technik zur Erzeugung von ausreichendem Wasserdruck entwickelt werden, um den Wünschen des Kurfürsten nach einem kräftigen, hohen Wasserstrahl gerecht zu werden. Dies gestaltete sich schwierig. Die mit Wasserrad betriebene konventionelle Pumpenanlage von 1706 reichte nicht aus, um die hohe Fontäne zu betreiben.
Nach seiner Thronbesteigung 1714 ließ König Georg I. (vormals Kurfürst Georg Ludwig) den Engländer William Benson dampfbetriebene Pumpenanlagen entwerfen und beauftragte ihn 1718 mit der Anlage einer Wassermaschine mit Stauwehr in der Leine südwestlich des Großen Gartens. Die Arbeiten waren aufwendig: es wurde ein Abflusskanal ausgeschachtet, ein über 50 Meter langes hölzernes Stauwehr sowie ein Maschinenhaus mit fünf Wasserrädern gebaut – zum Antrieb von 40 Druckpumpen. Für den Betrieb der Großen Fontäne waren drei der Wasserräder vorgesehen.
Der Probelauf im Beisein von König Georg I. und seinem Hofstaat am 21. September 1719 fiel jedoch trotz aller Bemühungen enttäuschend aus: Der Wasserstrahl erreichte nur fünf Meter Höhe. Der König investierte weitere Taler und engagierte Gelehrte und Handwerker zur Behebung der Mängel. Und im September 1720 erreichte der Strahl der Großen Fontäne dann schließlich eine Höhe von 35 Metern. Damit hatte König Georg I. den seinerzeit höchsten Springstrahl in Europa. Insgesamt kostete ihn das Projekt 220.000 Reichstaler – zum Vergleich: die Baukosten der Dresdner Frauenkirche betrugen 230.000 Taler.
Immer höher, immer besser
In den Folgejahren wurde die Konstruktion der Fontäne weiter ausgebaut und technisch verbessert. Mitte des 19. Jahrhunderts steigerte der Hofbauinspektor Richard Auhagen die Höhe des Wasserstrahls durch eine verkürzte Leitungsführung und gusseiserne Rohre um etwa zehn weitere Meter. Neue Pumpmaschinen brachten weitere Meter ein und so war die Große Fontäne um 1863 wieder eine der höchsten Gartenfontänen Europas.
Die Pumpmaschine ist heute technisches Denkmal und wird funktionsfähig gehalten. Seit 1956 versorgt ein elektrisch betriebenes Pumpwerk die Große Fontäne für einen dauerhaften Betrieb mit Grundwasser.
Die Fontäne in voller Pracht bestaunen
Die Große Fontäne sprudelt in der Sommersaison von April bis Oktober. Einen besonderen Anblick bietet die Fontäne in den Abendstunden bei der "Illumination des Großen Gartens" an ausgewählten Terminen in den Sommermonaten. Alle Informationen rund um den Besuch der Herrenhäuser Gärten gibt es hier.