1919 eröffnet das Kino mit anfänglich 227 Sitzplätzen im ehemaligen Tanz- und Gartenlokal "Burghof" in einem Hinterhof an der heutigen Lister Meile 35a nicht weit entfernt vom Weißekreuzplatz in der Oststadt von Hannover. Bis zum Bau der U-Bahn und der Umwandlung eines Teils der ehemaligen Landstraße von Hannover nach Celle in eine fußgängerfreundliche Einkaufsstraße zu Beginn der 1970er Jahre lautete die Adresse Alte Celler Heerstraße 38. Aber da waren die Tage des hübschen Hof-Theaters bereits gezählt.
Die Kino-Perle in der Oststadt geht durch viele Hände
Von Beginn an wechseln die "Universum-Lichtspiele" häufig die Eigentümer: Im Eröffnungsjahr 1919 wird das Kino von E. Rosenfeldt betrieben, schon im Jahr darauf von Julius Ritter, und wiederum ein Jahr später bis 1929 von Carl Spieker. Zwischen 1930 bis 1932 gehört das charmante Filmtheater in der Oststadt den Erben des hannoverschen Kinounternehmers Otto Blume, der 1918 bereits das "Central-Theater" gegenüber vom Hauptbahnhof übernommen und 1924 das Premieren-Kino "Weltspiele" auf der Georgstraße eröffnet hatte. Auch die "Goethehaus-Lichtspiele" am Steintor sind seit 1918 Teil des hannoverschen Kino-Imperiums von Otto Blume, zusammen mit den "Universum-Lichtspielen" wurden sie bis 1937/38 als "Goethehaus-Universum-Lichtspiel-Theater-Betriebs-Gesellschaft" geführt. Anfang der Vierziger Jahre übernimmt Theaterbesitzer und Hotelier Willy Kuschel die Geschäfte und gibt sie um 1942 wieder ab – an unbekannt; für die Zeit bis Kriegsende und eine Handvoll Jahre danach ist kein Eigentümer dokumentiert.
Von 1950 bis 1952 wird Friedrich Müchler als Inhaber des nun 800 Sitzplätze großen Hinterhofkinos geführt, danach für weitere zwei Jahre die Deutsche Filmtheater GmbH aus Düsseldorf. Von 1956 bis 1961 betreibt die Universum Film AG (UFA) die "Universum-Lichtspiele". 1962 übernimmt Willy Kuschel, der 1950 mit den "Regina-Lichtspielen" gegenüber des Hauptbahnhofes ein neues Ur- und Erstaufführungstheater in Hannovers eröffnet hat, erneut das Kino und verkleinert es auf 699 Sitzplätze.
Puschenkino mit Fahrradwache
Auf dem Programm der "Universum-Lichtspiele" stand eher leichte Unterhaltung, wie das Internetportal "allekinos.com" schreibt: "Gezeigt wurden gerne heitere deutsche Filme wie DAS SONNTAGSKIND mit Heinz Rühmann oder HEUTE HEIRATET MEIN MANN mit Lilo Pulver, meistens in Nachaufführung, oft im Verbund mit den Billerbeck-Häusern GLORIA-PALAST und GRENZBURG. In der 60er Jahren wurde das Kino nicht mehr von der UFA betrieben, den Anzeigen nach gab es einen Einzelbetreiber, der auf Erstaufführungen der kleineren Verleiher mit unbekannteren Filmen setzte, etwa DIE SCHÖNE TÖLZERIN" - ein Peter Ostermayer-Film - oder IDEALE FRAU GESUCHT mit Inge Egger. Die Vorstellungen begannen um 16.00+18.30+21.00 Uhr. Das Kino warb damals mit dem Slogan "FAHRRADWACHE VORHANDEN". Gute Idee und ohne extra-Kosten, da das Kassenhäuschen ja auf dem Hof war...“
Die Lister Meile veränderte alles
Für den Bau der U-Bahn-Linie A vom Lister Platz bis zum Hauptbahnhof musste auch die damalige Alte Celler Heerstraße ausgebaggert werden. Der direkte Zugang zum Kino im Hinterhof war fortan durch eine Baustelle behindert und die Besucherzahlen gingen zurück. 1970 mussten die "Universum-Lichtspiele" schließen. Bis 1974 wurden die Räumlichkeiten von der Disco "Mülltonne" genutzt, danach folgten erst ein Baumarkt, dann ein KFZ-Zubehörhandel und später ein Second-Hand-Kleidermarkt. Im März 2015 zog das "Kaufhaus König" ins ehemalige Hoftheater an der Lister Meile und betrieb bis 2020 im 600 Quadratmeter großen Kinosaal einen Regalflohmarkt mit nostalgischem Flair. Seit 2021 gibt es dort den Coworking-Space „BÄM“, der mehr als 45 Plätzen für 78 Berufe aus den Bereichen Beauty und Wellness bietet. Hier sind Kosmetikerinnen am Start genau wie Yogalehrerinnen, Heilpraktikerinnen, Friseure oder Gesundheitstherapeuten.