Ursprünglich sollten die Maschsee-Boote als Fährverbindung zwischen der Südstadt und Ricklingen dienen - heute sind Fahrten auf Hannovers schönstem Binnensee ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung für Hannoveraner und Besucher. Die wichtigsten Stationen vom ersten Spatenstich bis zum Solar-Katamaran finden Sie hier.
Der Gedanke, in der Leinemasch einen künstlichen See zu schaffen, ist erheblich älter als der Maschsee. Die häufigen Überschwemmungen von Leine und Ihme im Frühjahr, wenn die Schneeschmelze im Harz einsetzte, machten die Eindeichung der beiden Flüsse notwendig und im Zusammenhang damit wurde auch an die Anlage eines Sees gedacht. So schlug schon in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts der Architekt Unger vor, in den Maschwiesen zwei Seebecken zu schaffen. Der künstliche See in der Leinemasch entstand jedoch erst in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Erster Spatenstich am 21. März 1934
Der Bau des Sees wurde mit der Regulierung von Leine und Ihme gekoppelt, der Erdaushub für die Wanne des Sees wurde für die Deiche an den beiden Flüssen verwendet. Der erste Spatenstich erfolgte am 21. März 1934. Die Fertigstellung des Sees erfolgte in zwei Jahren und zwei Monaten. Dazu wurden 780 000 m" Boden aus. So entstand das Becken für den See. Der See ist 38 ha groß, 2,4 km lang und von unterschiedlicher Breite. An der schmalsten Stelle ist er nur 180 m breit, an der breitesten Stelle 565 m. Er fasst 1.500.000 m3 Wasser.
Die große Flut
Die "große Flut" kam im November 1935. Ursprünglich verwendete man Leinewasser, heute das Wasser aus den Kiesteichen. Das Pumpenhaus mit der Flutanlage, die so genannte Maschseequelle, befindet sich an der Südwestseite des Sees. Der Gedanke, die Leine durch den See zu führen, scheiterte daran, dass sie zu viele Sickerstoffe mit sich führt. Der Wasserspiegel des Sees liegt 53,2 m über NN, also fast zwei m höher als der der Leine. Durch die Eindeichung von Leine und Ihme wurde eine Fläche von 330 ha Land, das bis dahin Überschwemmungsgebiet war, hochwasserfrei.
Am 21. Mai 1936, es war der Himmelfahrtstag, waren bei der Eröffnungsfeier schätzungsweise 200 000 Einwohner anwesend. Sie konnten von den Ufern des Sees den Wettkämpfen der Schwimmer, der Kanuten und der Ruderer zuschauen. Der Tag endete mit einem großen Feuerwerk.
Die Idee der Maschseeschifffahrt
Durch den Bau des Maschsees ist der Altenbekener Damm, der Verbindungsweg zwischen der Südstadt und Ricklingen, unterbrochen worden. Deshalb hielt man die Einrichtung einer Fährverbindung für erforderlich. Die Stadt, die Eigentümerin des von ihr geschaffenen künstlichen Sees ist, übertrug die Beschaffung und den Betrieb der Fährboote der üstra. Die Geburtsstunde der üstra-Maschseeschifffahrt. Es zeigte sich allerdings schon bald, dass die Fährverbindung im Zuge des Altenbekener Dammes kaum gefragt war und dafür Ausflugsfahrten auf dem See immer beliebter wurden.
Schon die ersten Boote hatten Elektroantrieb
Den Auftrag zur Lieferung der Boote erhielt die Werft Jean Stauf in Königswinter am Rhein. Sie baute für die üstra drei Boote mit geruch- und fast geräuschlosem elektrischen Motoren. Das erste dieser Boote lief am 1. Februar 1936 vom Stapel und nahm seine Fahrt auf dem See am Tage der Eröffnung, also am 21. Mai 1936 auf. Am Sonntag, dem 23. August 1936 konnte auch das zweite Boot in Betrieb genommen werden, das dritte Boot am 1. Mai 1937. MS 3 war 20 m lang, 3,80 m breit und konnte 165 Fahrgäste befördern.
Dreieinhalb Jahre fuhren die Boote, dann begann der Zweite Weltkrieg und der Betrieb musste eingestellt werden. Während der Luftangriffe auf Hannover fielen über 100 Bomben in den See. Das Bootshaus am Westufer des Maschsees, in dem sich die Boote befanden, brannte nach dem schweren Luftangriff in der Nacht vom 8. zum 9. Oktober 1943 vollständig aus. Auch die Boote blieben nicht verschont. Zum Glück hatte man vorsorglich die Motoren und die elektrische Ausrüstung der Boote sichergestellt. So konnte nach dem Krieg mit dem Wiederaufbau der Boote in den Werkstätten der üstra begonnen werden.
Bootsverkehr startete wieder am 26. Mai 1949
Der Bootsverkehr startete wieder am 26. Mai 1949 mit dem ersten der instandgesetzten Boote, der Hannover. Wie bei der Eröffnung im Jahre 1936 war es der Himmelfahrtstag. Im Mai 1950 folgte als zweites Boot die Niedersachsen. Nachdem als drittes Boot auch die Deutschland fertiggestellt war, befuhr die üstra-Flotte vom 27. Juni 1951 an den Maschsee wieder in voller Stärke. Doch der Brand war nicht spurlos an den Booten vorübergegangen. Deshalb entschloss sich die üstra, die Boote durch Neubauten zu ersetzen, die zwischen 1957 und 1964 wieder die traditionellen Namen erhielten. Seit August 2000 ist Hannovers schönster Binnensee um eine Attraktion reicher: Mit der Europa kreuzt ein Solar-Katamaran dank seines Elektroantriebs nahezu lautlos auf dem Maschsee zwischen Strandbad und Sprengelmuseum.
Eine Rundfahrt dauert 50 Minuten
Die Schifffahrt wird in jedem Jahr von Ostern bis Ende Oktober durchgeführt, bei sehr schönem Herbstwetter manchmal auch etwas länger. Der Rundkurs ist 5,6 km lang. Es gibt sechs Anleger. Bei der Reisegeschwindigkeit von 8 km/h werden unter Berücksichtigung der Zeiten für das Anlegen und den Fahrgastwechsel für eine Rundfahrt ca. 50 Minuten benötigt.
Saisonales
Maschseeflotte sticht wieder in See
Traditionell startet die Flotte der Üstra Reisen GmbH am Karfreitag in die neue Saison.