Anliegen des Kurt-Schwitters-Preises ist es, Künstler zu würdigen, "deren Werk durch die Berufung auf Kurt Schwitters gekennzeichnet ist und sich durch das Vorwagen in neue Bereiche künstlerischen Gestaltens und künstlerischer Vorstellungen auszeichnet, oder deren Werk einen Beitrag zur Verbindung und Integration der künstlerischen Gattungen leistet."
"Der französische Gegenwartskünstler Pierre Huyghe definiert das Prinzip Collage, die Poesie des Alltags und das Raumgesamtkunstwerk der Merzbauten von Kurt Schwitters für unsere heutige Zeit neu, indem er ebenso konzeptuell wie sinnlich erfahrbar Materialien, Raumelemente und Weltenräume in seinen nicht selten performativen Präsentationen kombiniert. Ob es sich um die frühen analytischen Filmmontagen handelt oder seine aktuellen, weit ausgreifenden, multimedialen Ausstellungsdisplays, stets arbeitet er ebenso präzise wie innovativ mit Fragmenten von Zeit und Raum, verwischt dabei permanent die Grenzen von Kunst und Leben und erweitert das Terrain der Kunst um außerkünstlerische Referenzfelder wie Ethnologie, Systemtheorie und Ökologie. Rituale der Lebensgegenwart und Expeditionen an die Pole der Erde interessieren ihn ebenso wie Reflexionen zur Wahrnehmung von Ausstellungen. Pierre Huyghe erfüllt damit auf ideale Weise die Grundbedingungen für die Verleihung des Kurt-Schwitters-Preises: eine außergewöhnliche künstlerische Leistung, der die Kunst der Gegenwart nachhaltige Impulse verdankt, verbindet sich mit einer besonderen strukturellen Nähe zum großen Künstler und Sohn Hannovers, Kurt Schwitters."
Zur Jury gehörten: Dr. Reinhard Spieler, Direktor Sprengel Museum Hannover (Vorsitzender), Dr. Ralf Beil, Direktor Kunstmuseum Wolfsburg, Dr. Laurent Le Bon, Direktor Musée Picasso Paris, Massimiliano Gioni, Künstlerischer Direktor New Museum, New York, Susanne Pfeffer, Direktorin Fridericianum, Kassel.
Pierre Huyghe erhielt 2001 den Spezialpreis der Jury für den Französischen Pavillon bei der Biennale in Venedig, den Hugo Boss Prize am Guggenheim Museum in New York (2002), den Smithsonian Museum’s Contemporary Artist Award (2010) und den Roswitha Haftmann-Preis Zürich (2013). Im Jahr 2004 waren seine Arbeiten erstmals in Hannover in der Gruppenausstellung "Soziale Kreaturen. Wie Körper Kunst wird" im Sprengel Museum Hannover zu sehen. 2012 nahm Pierre Huyghe an der documenta 13 in Kassel teil.
Der Kurt-Schwitters-Preis 2015 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung wird voraussichtlich Ende 2015 verliehen. Anlässlich der Preisvergabe zeigt das Sprengel Museum Hannover eine Einzelausstellung des Künstlers.
(Veröffentlicht am 12. Februar 2015)