Mit der Erweiterung des Sprengel Museum Hannover hat eines der größten Kulturprojekte der vergangenen Jahre in Hannover Gestalt angenommen.
Der Kunstbestand des Hauses ist durch Ankäufe, vor allem durch Schenkungen und Dauerleihgaben, kontinuierlich angewachsen. Seine renommierten Sammlungsbestände der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts haben das Museum in aller Welt bekannt gemacht.
Fläche
Insgesamt gewinnt das Sprengel Museum Hannover rund 5.250 Quadratmeter hinzu, davon an Ausstellungsfläche rund 1.400 Quadratmeter. Im Vergleich dazu hat der Altbau etwa 11.800 Quadratmeter mit rund 5.250 Quadratmetern Ausstellungsfläche (ohne Museumspädagogik und Auditorium). Im Neubau ergänzen Funktionsräume, wie Werkstätten, Depots und speziell klimatisierte Lagermöglichkeiten für fotografische Arbeiten, die Kapazitäten des Hauses auf höchstem Niveau. Damit werden weitere bedeutende Schenkungen Realität. Die Erweiterung ermöglicht es, dauerhaft mehr Kunstwerke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, die heute in Depots verwahrt werden müssen, und außerhalb des Museums verwahrte Objekte jederzeit verfügbar im Haus zu lagern. Nicht zuletzt bestärkt die Erweiterung langfristig die Entwicklung und Bedeutung des Museums und Hannovers als Kulturstandort.
Lage und Umgebung
Der Erweiterungsbau umfasst als Ergänzung des bestehenden Museums einen einfachen rechteckigen Körper. Von einem Sockelgeschoss getragen, vermittelt das vorragende Hauptgeschoss einen nahezu schwebenden Eindruck. Der gesamte neue Baukörper behauptet sich zur längsseitig verlaufenden Promenade als eigenständiges Gewicht. Die rückwärtige Südostseite des Gebäudes ist nach Fertigstellung von einer parkartigen Anlage umgeben, durch die ein Weg für Kunsttransporte zur Anlieferung verläuft.
Placement – vielseitiges Verbindungsstück mit prominenten Namen: Calder-Saal
Als Verbindung zwischen den verschiedenen Ebenen des Alt- und Erweiterungsbaus fungiert eine doppelgeschossige Halle mit einer großzügigen Rampen- und Treppenspirale. Der Raum wird nach dem Künstler Alexander Calder benannt werden. Eins seiner berühmten Mobiles wird in diesem Raum zu sehen sein. Dieses große Rondell ist nicht nur Durchgangs- und Eingangsbereich, sondern bildet einen Saal mit offener Raumstimmung, der für Veranstaltungen genutzt werden kann. An der Stirnseite unterstützt eine Wandbespannung aus farbigem Stoff die Akustik. Die Deckenhöhe bietet sich für die Installation raumgreifender Kunstwerke an. Für viel Licht sorgt eine ganzseitige Glasfront. Sie lässt sich zum Hof hin öffnen, so dass der Calder- Saal auch zur Verteilung großformatiger Werke in alle Teile des Alt- und Neubaus dient. Die Rampen- und Treppenspirale ist zu diesem Zweck für Schwerlasten ausgelegt.
Ausstellungstrakt – Die 'tanzenden' Räume
Die BesucherInnen des neuen Ausstellungstrakts erleben eine klare Raumflucht mit übersichtlicher Wegeführung. Unterschiedliche Raumformate und Deckenhöhen (4.80, 5.10 und 5.70 Meter) verleihen ebenso wie eine leicht versetzte Anlage der Räume im Grundriss dem Rundgang einen Rhythmus: Die Räume scheinen zu 'tanzen. Drei verglaste Loggien sitzen an der Nahtstelle zwischen Innen- und Außenraum und geben den Blick auf die Umgebung frei.
Oberlichter und Klimaanlage
Durch die Oberlichter werden diese Räume mit Tageslicht versorgt, das durch die Lichtdecke als diffuses Licht einfällt. Durch eine automatische Steuerung des oberhalb der Lichtdecke angeordneten Kunstlichts wird sichergestellt, dass immer ein gleichmäßiges Lichtniveau in den Räumen herrscht. Eine Klimaanlage hält Temperatur und Luft-feuchte in einem stetig konstanten Niveau mit sehr geringen Schwankungsamplituden.
Fassade
Die 'tanzenden' Räume umfasst eine ruhige und elegante Fassade aus Stahlbeton. Angelegt in Reliefbändern entlang der Gebäudelängsseiten entsteht sie als zweischalige kerngedämmte Konstruktion und knüpft an die rhythmische Raumanlage im Innern an. Die Fassade wurde in sogenannten Betonierabschnitten von bis zu 18 Metern Länge und zirka 3,5 Metern Höhe hergestellt. Die Oberfläche weist reliefartige Vor- und Rücksprünge auf, die durch unterschiedliche Wanddicken (25, 36 und 47 Zentimeter) entstehen. Die gestalterisch angestrebte Erscheinung "eines Werkstücks" wurde durch die Entwicklung einer Ortsbetonkonstruktion realisiert. Die Betonoberflächen sind teilweise und mit unterschiedlichen Techniken handwerklich nachbearbeitet. Die Eigenlast der Fassade wird punktweise auf Gleitlagern in die Querwände der Ausstellungsräume abgetragen. Diese punktweisen Ankerkonstruktionen verfügen in den tangentialen Richtungen über entsprechende Freiheitsgrade. Sie sind in drei Höhenlagen (oben, Mitte, unten) angeordnet.