Ein Lebensraum aus zweiter Hand
Die Koldinger Seen sind ein Ort für stille Genießer, die ruhige Erholungsformen suchen und Naturerlebnisse zu schätzen wissen. Weitläufige Wasserflächen, grün gesäumte Ufer, Gänsegeschnatter und Vogelgezwitscher inmitten erholsamer Stille. Gut 1 Stunde benötigt man, um das Gebiet auf vorgegebenen Wegen zu erkunden. Dabei fällt es schwer, sich vorzustellen, dass in dieser idyllischen Gegend bis vor wenigen Jahren noch Radlader, Planierraupen und Schwimmbagger das Landschaftsbild prägten. Die Koldinger Seen sind ein Lebensraum aus zweiter Hand, durch intensiven Bodenabbau entstanden. Über 40 Jahre wurden hier Kiessande gefördert und zu hochwertigen Zuschlagstoffen für die Bauwirtschaft verarbeitet. Das erfolgte im Trocken- und im Nassabbau. Um die über dem Grundwasser liegende oberste Kiesschicht zu fördern, wurden Radlader, Planierraupen und Tieflöffelbagger eingesetzt. Zur Gewinnung der im Grundwasser befindlichen Kiese musste der Abbau mit Tieflöffel- und Eimerlöffelbaggern vorgenommen werden. Daneben kamen Schwimmbagger zum Einsatz, mit denen die Kiese im See abgebaut werden konnten. Der so gewonnene Rohkies wurde auf Förderbändern ins Kiesaufbereitungswerk transportiert, um schluffige und tonige Bestandteile auszuspülen. Anschließend konnte er gesiebt werden, um verschiedene Körnungen und Korngemische zu erhalten. Ende 2002 wurde der Kiesabbau an den Koldinger Seen im Gebiet der Region Hannover eingestellt und ins Abbaugebiet Ruthe im Landkreis Hildesheim verlagert. Entstanden sind rund 190 Hektar Wasserfläche, verteilt auf gut ein Dutzend Seen. Wegen der großen Bedeutung für Flora und Fauna steht die Seenlandschaft seit 2001 unter Naturschutz. Neben dem Steinhuder Meer ist sie das bedeutendste Vogelrastgebiet in der Region Hannover.
Neuntöter und Kraniche fühlen sich hier wohl, Flussregenpfeifer und Laufkäfer nicht minder. Aus gutem Grund: Dank umsichtiger Planung ist das 529 Hektar große Naturschutzgebiet in der Südlichen Leineaue heute ein vielgestaltiger Lebensraum, dessen überwiegender Teil aus Kiesteichen besteht. Von Oktober bis März bieten sie Tausenden von Wasservögeln einen Zufluchtsort und ausreichend Nahrung für den Weiterflug in ihre Brutquartiere. Auch eine Vielzahl von Fischarten ist in den Gewässern heimisch. Die flacheren und damit wärmeren Uferbereiche dienen Amphibien als Laichgewässer und sind Lebensraum zahlreicher Insekten. Daneben finden sich hier 21 gefährdete Pflanzenarten, die typisch für eine Flussauen- bzw. Gewässerlandschaft sind.