Vom Westufer des Großen Koldinger Sees führt der Spaziergang ans Ostufer in Richtung Rethen. Direkt neben der Informationstafel geht es mit ein paar Schritten den Hang hinauf und man steht am Rand der Klärteiche der ehemaligen Zuckerfabrik Rethen. Dabei handelt es sich um sogenannte Stapelteiche (Auflandungsteiche), die das stark mit Erde versetzte Abwasser der Zuckerfabrik aufnahmen. Durch diese Schlammaufspülungen entstanden Strukturen und Lebensbedingungen wie wir sie am Wattenmeer erleben. 1993 stellte die Zuckerfabrik ihren Betrieb ein und damit auch die Beschickung mit Schlammwasser. Noch heute fallen einige dieser Teiche periodisch trocken und bilden größere Schlammflächen aus. In der Zeit von Juni bis Oktober verwandeln sie sich zu einem attraktiven Sammel- und Rastplatz für eine besondere Truppe von Zugvögeln, den sogenannten Watvögeln (Limikolen). Auf ihrem langen Flug in ihr Winterquartier finden diese Vögel an den Klärteichen einen ungestörten Rastplatz sowie in den Schlammflächen ausreichend Nahrung wie Würmer, Larven und Insekten, um ihre Fettreserven wieder aufzustocken. Besonders die dargestellten Watvogelarten lassen sich regelmäßig hier beobachten.
Hier noch eine Besonderheit am Rande: Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass der Grünschenkel neben der Bekassine völlig entspannt nach Nahrung sucht. In der Regel entsteht zwischen einzelnen Vogelarten Konkurrenz, wenn sie auf den gleichen Nahrungsraum angewiesen sind. Die Natur greift hierzu in die Trickkiste: Die verschiedenen Limikolenarten wurden mit unterschiedlich langen Schnäbeln ausgestattet, sodass sie nebeneinander die diversen Nahrungsnischen (Wassertiefen) zur Nahrungsaufnahme nutzen können, ohne sich ins Gehege zu kommen.