Villenartige, zweistöckige Häuser im Südwesten der Region Hannover zeigen den Reichtum der Rübenbauern im 19. Jahrhundert.
Wer Devese oder andere im Südwesten liegende Bauerndörfer besucht, der mag sich wundern, warum hier fast keine Fachwerkhäuser zu finden sind. Schließlich gehören sie, ob mit weiß getünchtem Lehm oder roten Ziegeln gefüllt in ganz Niedersachsen zum typischen Ortsbild. Statt dessen sind fast alle Wohnhäuser, Scheunen und Ställe reine Ziegelbauten. Auch die einzelnen Hofgebäude stehen hier meist u-förmig zueinander und bilden einen zur Straße hin durch eine Mauer abgegrenzten „Dreiseithof“. An den Inschriften, die auf das Erbauungsjahr hinweisen, lässt sich ablesen, dass die Häuser fast ausschließlich jünger als 150 Jahre sind. Was war passiert? Die Bauern hatten 1831 das Recht erhalten, sich von ihrer jährlichen Verpflichtung zur Zahlung des „Zehnten“ an ihren Grundherren für immer frei zu kaufen. Fast gleichzeitig kam die Industrialisierung auch in der Landwirtschaft zum Tragen. Säh-, Futterschneide-, Kornreinigungs-, Dresch-, Rüben- und Kartoffelquetschmaschinen ermöglichten eine erhebliche Ertragssteigerung. Die Bauern hatten außerdem den Vorteil erstklassiger Böden und verfügten mit der nah gelegenen Stadt über hervorragende Absatzmärkte. Dies brachte ihnen Wohlstand. Die alten niedersächsischen Bauernhäuser wurden zu klein und abgerissen. Man baute Wohnhäuser, Ställe und Scheunen aus Ziegeln. Eichenbalken zum Bau von Fachwerkhäusern waren rar, Lehm zum Ziegelbrand jedoch reichlich vorhanden.
Die Wohnhäuser sind unter dem Begriff „Rübenburgen“ bekannt geworden. In ihrer zweistöckigen bauweise mit dem quer zur Firstrichtung angeordneten Mittelflur und ihren gründerzeitlichen, oft villenartigen Stil rücken sie stark von der herkömmlichen Architektur des Hallenhauses ab und dokumentieren so den neu erlangten Reichtum und den Stolz der Bauherren.
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