Mittelalterliche Handschriften

Mittelalterliche Bücher aus den Anfängen der Stadtbibliothek Hannover.

Die Stadtbibliothek Hannover besitzt 74 mittelalterliche Kodizes und Handschriftenfragmente. Unter ihnen befinden sich drei Handschriften aus der Bücherstiftung des Geistlichen Konrad von Sarstedt aus dem Jahr 1440. Mit seiner Schenkung beginnt die Geschichte der Stadtbibliothek Hannover.
  
Im Jahr 1479 vermachte der hannoversche Bürgersohn und Domgeistliche in Lübeck, Volkmar von Anderten, seine Bibliothek dem Rat der Stadt Hannover. Aus seinem Besitz haben sich heute 19 Handschriften erhalten.
 

Incipit-Seite mit Wappen Volkmars von Anderten, in: Bartoldus de Saxoferrato, Lectura super secunda parte Digesti Infortiati, Schreiber: Jacobus Bodeker, 3. Viertel 15. Jh. StB Hannover, Ms. Mag. 35, fol. 2r. (Foto: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)

Im Zuge der Reformation in Hannover im Jahr 1533 gelangten vermutlich sieben Handschriften aus dem Besitz des Franziskanerklosters in die Bibliothek des Rates. Später kamen weitere mittelalterliche Handschriften hinzu, so aus der Kreuzkirchenbibliothek, den Schenkungen des Druckereibesitzers, Senators und Sammlers Friedrich Culemann (1811–1886) und des Sammlers niederdeutscher Sprache Martin Börsmann (1851–1903). Im 19. und 20. Jahrhundert wurden einzelne Handschriften für die Bibliothek erworben.
 
Die älteste Handschrift, eine medizinische Enzyklopädie, entstand im 13. Jahrhundert (Ms. Mag. 142), eine Sammelhandschrift mit theologischen Texten ist auf das Jahr 1360 datiert (Ms. Mag. 1).
 

Historisierte Initiale, in: Avicenna, Canonis medicinae, 14. Jh. StB Hannover, Ms. Mag. 141, fol. 3r. (Foto: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)

  
Der inhaltliche Schwerpunkt der Handschriftensammlung verweist mit ihren theologischen, juristischen und medizinischen Werken auf ihre Bedeutung als Hand- und Studienbibliothek.
   

Besitzvermerk Franziskanerkloster Göttingen, in: Theodericus Engelhus, Nova chronica, Norddeutschland 1436. StB Hannover, Ms. Mag. 147, fol. 2r. (Foto: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)

  
Die Handschriften werden heute als Depositum in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel aufbewahrt und können dort auf Anfrage im Handschriftenlesesaal eingesehen werden: Anfrage Wolfenbüttel (auskunft@hab.de).
  
Der Katalog der Handschriften der Stadtbibliothek Hannover ist über die Datenbank „Manuscripta mediaevalia. Verbunddatenbank mittelalterlicher Handschriften und Handschriftenkataloge“ online abzurufen:
   
Manuscripta mediaevalia.
   
 
Literatur (Auswahl)
  
Udo Kühne, Handschriften in Hannover. Stadtbibliothek. Stadtarchiv. Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv. Landeskirchliches Archiv (Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen: Kurzkatalog 1), Wiesbaden 1991.
 
Brigide Schwarz, Volkmar von Anderten, Domherr und Offizial zu Lübeck. (Mit-)Begründer der Ratsbibliothek Hannover (gest. 1481), in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 24 (1999), Heft 2, S. 117-131.
 
Brigide Schwarz, Zwei Lüner Pröpste aus Hannover im 15. Jahrhundert: Konrad von Sarstedt und Dietrich Schaper, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte 97 (1999), S. 7-53.