Die Bibliothek des Georgius Scarabaeus

Georgius Scarabaeus – Georg Scharnekau

Die Bibliothek des ersten protestantischen Pfarrers in Hannover

Georg Scharnekau wurde 1505 in Hannover geboren. Seinen Namen latinisierte er in Georgius Scarabaeus [scarabaeus, lat./griech. - Käfer]. Er studierte 1522 in Leipzig. In den folgenden Jahren überzeugte ihn die Theologie Martin Luthers. Später stand er mit Luther und Philipp Melanchthon in Kontakt.

Noch vor der Reformation in Hannover im Jahr 1533 wurde Scarabaeus im August 1532 als erster protestantischer Prediger an die hannoversche Marktkirche berufen. Bis zu seinem Tod 1558 war er dort Pfarrer. Scarabaeus heiratete erst kurz vor seinem Tod Anna Lauenkop. Sie hatte vermutlich bis zu diesem Zeitpunkt als Begine in Hannover gelebt.

Scarabaeus trug eine umfangreiche Bibliothek zusammen. Nach seinem Tod am 15. April 1558 wurde ein Inventar der Bibliothek aufgestellt. Der hannoversche Stadtschreiber Johann Halsband verzeichnete rund 530 Bücher. Sie wurden auf insgesamt 200 Taler geschätzt und vom Rat der Stadt Hannover erworben.

Einband mit Supralibros „G S“ und Jahreszahl „1556“, in: Jean Crespin, Acta martyrum, eorvm videlicet, qui hoc seculo in Gallia, Germania, Anglia, Flandria, Italia, constans dederunt nomen Evangelio […]. Genf : Jean Crespin 1556. StB Hannover, Ratsbibl. 8° Nr. 103.

 

 

Die Bucheinbände wurden mit Ketten versehen und zusammen mit den Büchern des Reformators Antonius Corvinus in der Aegidienkirche aufgestellt.

Es handelt sich bei den Titeln seiner Bibliothek um theologische Literatur sowie Ausgaben antiker Schriftsteller. Scarabaeus schrieb nur selten Kommentare oder Nachträge in seine Bücher.

Heute lassen sich in der Stadtbibliothek rund 190 Bände aus dem Besitz Scarabaeus‘ sicher nachweisen. Der größte Teil ist in dem originalen Einband eingebunden. Der Prediger hatte den Erwerbungsort und den bezahlten Preis für die Bücher in die Vorderdeckel eingetragen, dazu kam sein persönlicher lateinischer Wahlspruch: „Stabit in eternum Victa Veritas. [dt. Die unüberwindliche Wahrheit bleibt in Ewigkeit].“

Eintrag Georg Scharnekau zum Kauf im Jahr 1534 und Wahlspruch, in: Christlike Orde=||ninge der Stadt || Gottingen […]. Wittenberg : Hans Lufft 1531. StB Hannover, Ratsbibl. 8° Nr. 85.

 

Literatur:

Jürgen Busch, Die Ratsbibliothek in Hannover. Beiträge zur Geschichte der Stadtbibliothek vom 15. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Hannoversche Geschichtsblätter N.F. 10 (1957), S. 173-234.

Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa, hrsg. von Bernhard Fabian. Digitalisiert von Günter Kükenshöner, Hildesheim: Olms Neue Medien 2003. Fabian-Handbuch: http://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?Stadtbuechereien_(Hannover))

DI 36, Stadt Hannover, Nr. 111† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0011108. (Abruf 15.10.2021)