Ein geretteter Bücherschatz – Die Bücher des Reformators Antonius Corvinus
Der 1501 in Warburg geborene Antonius Corvinus (dt. Rabe) wurde in seiner Zeit als Zisterziensermönch im Kloster Riddagshausen von der protestantischen Theologie beeinflusst. 1523 musste er deswegen das Kloster verlassen. Nach verschiedenen Stationen in Goslar und Witzenhausen war er für seinen Landesherrn Philipp von Hessen religionspolitisch tätig. Für die Stadt Northeim verfasste er 1539 eine Kirchenordnung, später reformierte er zusammen mit Johannes Bugenhagen in der Stadt Hildesheim. Seit 1542 wirkte er im Namen der Herzogin Elisabeth als Reformator in den Fürstentümern Calenberg und Göttingen.
Nachdem Erich II. von seiner Mutter Elisabeth die Regierungsgeschäfte übernahm, versuchte der Herzog nach 1548 den katholischen Glauben in seinen Fürstentümern wieder durchzusetzen. Corvinus war ein entschiedener Gegner dieser Bemühungen. In der Nacht des 2. November 1549 ließ Herzog Erich II. die Wohnung des Landessuperintendenten verwüsten und einen Teil seiner Bibliothek verbrennen. Zusammen mit dem Superintendenten von Pattensen, Walter Hocker, der später von 1554 bis 1559 Pastor an der hannoverschen Aegidienkirche war, wurde Corvinus für drei Jahre in der Feste Calenberg bei Pattensen eingekerkert. Nicht einmal ein halbes Jahr nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis starb Corvinus am 5. April 1553 in Hannover. Er wurde auf dem Chor der hannoverschen Marktkirche beigesetzt.
Der hannoversche Rat unter seinem Bürgermeister Bartold Homeister erwarb für 100 Taler die verbliebenen Bücher aus der Bibliothek des Reformators von dessen Erben. Die Bände wurden als Kettenbücher auf dem Chor der Aegidienkirche aufgestellt und wenige Jahre später durch die Bibliothek Georgius Scarabaeus bedeutend vermehrt.
Aus dem Besitz des Reformators haben sich heute über 50 Bände in der Stadtbibliothek Hannover erhalten. Sie enthalten auf den Titelblättern häufig neben dem handschriftlichen Namenseintrag auch den lateinischen Wahlspruch Antonius Corvinus‘: „Spes mea Christus“ [dt. Christus ist meine Hoffnung]. Daneben weisen einige der im ursprünglichen Einband eingebundenen Werke die Buchstaben „A C“ als Supralibros auf dem Vorderdeckel auf.
Literatur
Jürgen Busch, Die Ratsbibliothek in Hannover. Beiträge zur Geschichte der Stadtbibliothek vom 15. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Hannoversche Geschichtsblätter N.F. 10 (1957), S. 173-234.
Helmut Eckelmann, Antonius Corvinus und Henning Rüdem. Der Autor / Verleger und sein Drucker im 16. Jahrhundert, in: Hannoversche Geschichtsblätter N.F. 50 (1996), S. 13-30.
Inge Mager, Antonius Corvinus. Vom Zisterziensermönch zum Reformator, in: Neue Forschungen zum Zisterzienserkloster Loccum, hrsg. von Ludolf Ulrich und Simon Sosnitza (Beihefte zum Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 14), Kiel 2016, S. 171-191.