Im September 2019 konnte die Stadtbibliothek ein Buch aus dem Besitz von Hannah Vogt an ihre Erb*innen zurückgeben.
Hannah Vogt, geboren 1910 in Berlin, war seit 1930 in der KPD aktiv. Im selben Jahr begann sie in Göttingen ein Studium der Volkswirtschaft. Anfang März 1933 wurde sie wegen des Verdachts auf „Hochverrat“ von der Gestapo verhaftet und ab Juni 1933 im Konzentrationslager Moringen interniert. Ende Dezember 1933 wurde Vogt begnadigt. Die Fortsetzung ihres Studiums blieb ihr jedoch untersagt. Daraufhin arbeitete sie u.a. als Laborantin. 1942 konnte sie in Marburg ihr Studium wiederaufnehmen. Im Dezember 1945 wurde Vogt an der Universität Göttingen promoviert. Von 1948 bis 1981 engagierte sich Vogt als Stadträtin in Göttingen. Parallel war sie u.a. als Vorsitzende der Göttinger Sektion der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und als Publizistin tätig. Hannah Vogt starb 1994 in Göttingen.
Vogts Buch war bei ihrer Verhaftung 1933 von der Gestapo beschlagnahmt worden, gelangte in das Archiv des NSDAP-Gaus Südhannover-Braunschweig und von dort 1946 in die Stadtbibliothek Hannover.
Von Dezember 2018 bis April 2019 wurden das Buch und seine Provenienzgeschichte in der Ausstellung 'Spuren der NS-Verfolgung' im Museum August Kestner in Hannover präsentiert. Im Ausstellungsbegleitband wird der "Fall" Vogt ebenfalls thematisiert.
Das restituierte Buch in der Provenienzdatenbank Looted Cultural Assets
Fuchs, Jenka: 'Zweifelhafte Provenienzen' – NS-Raubgut-Forschung in der Stadtbibliothek Hannover, in: Museum August Kestner u.a. (Hg.): Spuren der NS-Verfolgung. Provenienzforschung in den kulturhistorischen Sammlungen der Stadt Hannover, Köln: Wienand 2019, S. 216-229, hier S. 226-229.