Im August 2023 konnte die Stadtbibliothek Hannover eine Broschüre aus dem Eigentum von Marta Galley, geb. Baruch an ihre Erben zurückgeben.
Marta Baruch, geboren 1907 in Göttingen, war gelernte Buchhändlerin. Von den Nationalsozialisten als Jüdin verfolgt, flüchtete sie mit ihrer Familie 1933 in die Niederlande. Baruchs Eltern Abraham und Bertha, geb. Jacobsohn sowie ihre Schwester Hella wurden im Frühjahr 1943 über das Durchgangslager (KZ-Sammellager) Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Hella wurde dort im April 1943 und ihre Eltern im Mai 1943 ermordet.
Marta Baruchs Geschwister Siegfried (Friedl), Kurt und Johanne (Hanna) überlebten die Shoah. Ihr selbst gelang gemeinsam mit ihrem Ehemann Horst Galley und ihrem Sohn Anselm die Flucht in die USA. Dort wählte Marta 1959 den Freitod; ihr Ehemann starb im Jahr darauf.
Die in der Stadtbibliothek aufgefundene Broschüre wurde höchstwahrscheinlich im Zuge von Martas Flucht aus Deutschland 1933 von den NS-Behörden beschlagnahmt und gelangte so in das Archiv des NSDAP-Gaus Südhannover-Braunschweig. Aus dem Bestand des Gauarchivs übernahm die Stadtbibliothek den Band 1946.
In dem Band fand sich das Autogramm "Marta Baruch". Aufgrund eines Schriftvergleichs des Autogramms mit einem handgeschriebenen Brief Marta Galleys (geb. Baruch) aus dem Jahr 1939 konnte sie als Eigentümerin der Broschüre identifiziert werden.
Dem Wunsch der Erben Marta Galleys entsprechend, hat Robbert Baruch, der ein Enkel von Martas Schwester Hanna ist, die Broschüre seiner Großtante im August 2023 stellvertretend für die Familie übernommen. Um den Band entgegenzunehmen, reiste er eigens aus den Niederlanden nach Hannover.
Für die Begegnung, den anregenden Austausch und die zahlreichen familiengeschichtlichen Informationen zu seiner Großtante Marta, die er der Stadtbibliothek zugänglich gemacht hat, danken wir Robbert Baruch sehr herzlich.
Die restituierte Broschüre in der Provenienzdatenbank Looted Cultural Assets