Was ist.....?

Campylobacter

Schon im 19. Jahrhundert beschrieb der Kinderarzt Theodor Escherich die spiralförmigen Bakterien, die er im Stuhl von Säuglingen mit Durchfall isolieren konnte. Dies war vermutlich die Erstbeschreibung des Campylobacter.

 

Campylobacter

Campylobacter ist ein Bakterium, das heute für die am häufigsten gemeldete lebensmittelbedingte Erkrankung in der Europäischen Union (EU), in Form einer Darminfektion, verantwortlich ist. Allein in Deutschland wurden in den letzten Jahren bis zu etwa 70.000 Erkrankungen jährlich über die Gesundheitsämter an das Robert Koch-Institut gemeldet. 

Wer sich schon einmal mit diesem Bakterium angesteckt hat, könnte es aufgrund seiner gesundheitlichen Folgen als sehr unangenehmen Zeitgenossen in Erinnerung behalten haben. Dabei haben die Erreger eine saisonale Vorliebe und treten gehäuft im Sommer zur Grillsaison auf. Das liegt daran, dass nahezu jede dritte Infektion über nicht ausreichend durchgegartes Geflügelfleisch übertragen wird.

 

Wie äußert sich die Erkrankung?

Campylobacter wandert nach der Infektion in die Schleimhäute des Darmes. Glücklicherweise verlaufen nicht wenige Infektionen ohne Krankheitszeichen. In anderen Fällen kommt es 2 bis 5 Tage nach der Aufnahme des Erregers zu unspezifischen Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Fieber. Die Folgen sind ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit starken an- und abschwellenden Bauchschmerzen, sowie Durchfällen. Jeder vierte Betroffene leidet außerdem unter heftigem Erbrechen. Die Krankheitssymptome klingen in der Regel nach 4 Tagen bis 2 Wochen wieder ab. In seltenen Fällen verbleiben die Erreger im Darm und können eine chronische Infektion auslösen. Diese zeigt ein ähnliches Bild wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.

In Ausnahmefällen können als Komplikation rheumatische Gelenkentzündungen oder Hirnhautentzündungen entstehen. Dies ist nach Infektion mit Campylobacter-Bakterien der Gattung Campylobacter fetus der Fall. Das liegt daran, dass diese Bakterien über die Darmschleimhäute auch in den Blutkreislauf gelangen können. Sehr selten können auch neurologische Erkrankungen, wie das Guillain-Barré-Syndrom auftreten. Hierbei entzünden sich Nervenwurzeln im Rückenmark sowie Nerven in Armen und Beinen. Eine Infektion mit Campylobacter fetus während der Schwangerschaft kann zu einer Fehlgeburt führen.

 

Wie wird Campylobacter übertragen?

Die Hauptursache für die Übertragung von Campylobacter-Bakterien ist der Verzehr von ungenügend gegartem Geflügelfleisch, da im Mittel jedes zweite Produkt belastet ist. Das liegt daran, dass die Bakteriengattungen Campylobacter jejuni und Campylobacter coli natürlich im Darm von Schweinen und Geflügel vorkommen, ohne diese krank zu machen. Weitere Lebensmittel neben rohem Fleisch, die häufiger mit Erregern belastet sind, sind Rohmilch oder Rohmilchprodukte, wie auch verunreinigtes Trinkwasser. Auch Infektionen beim Baden in kontaminierten Badeseen und anderen stehenden Gewässern kommen vor. Die Gattung Campylobacter fetus, die häufiger schwere Krankheitsverläufe verursacht kommt eher in Rindfleisch und Rohmilch vor.

Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch über eine Schmierinfektion ist ebenfalls möglich. Dabei gelangen die Bakterien durch Handkontakt in den Mund. Erkrankungen, die von Tieren auf Menschen übertragbar sind, nennt man Zoonosen. Als tierische Überträger kommen vor allem Hunde und Katzen in Frage.

Die Bakterien sind sehr ansteckend. Um eine Campylobacter-Infektion auszulösen, bedarf es nur einer kleinen Menge an Erregern – etwa 500 Keime genügen bereits. Zum Vergleich: Für eine Salmonellen-Infektion sind etwa 10.000 bis eine Million Keime nötig. 

 

Wie lange ist man ansteckend?

So lange Bakterien mit dem Stuhl ausgeschieden werden, können Erkrankte weitere Personen anstecken. In der Regel beträgt die Ausscheidungszeit 2 bis 4 Wochen. Menschen mit geschwächtem Immunsystem können noch wesentlich länger über ihre Ausscheidungen ansteckend bleiben. In diesem Fall spricht man von einer Langzeitausscheidung.

 

Wer ist besonders  gefährdet?

Grundsätzlich kann jeder an Campylobacter Bakterien erkranken. Kinder unter 6 Jahren haben das größte Risiko zu erkranken. Häufig betroffen sind auch junge Erwachsene im Alter von 20 bis 29 Jahren. Besonders gefährdet sind neben Säuglingen und Kleinkindern auch Senioren und Menschen mit eingeschränkter Immunabwehr. Insbesondere diese Personengruppen sollten die gefährdeten Lebensmittel, wie rohes, bzw. nicht ausreichend erhitztes Fleisch, wie auch Rohmilchprodukte vermeiden. Vor allem bei immunsupprimierten Patienten treten die gefürchteten Komplikationen der Campylobacter-Infektion auf.

 

Wie wird die Erkrankung festgestellt?

Eine Darmentzündung kann verschiedene Ursachen haben. Der Arzt kann nicht allein aufgrund der Symptome eine sichere Diagnose stellen. Der Campylobacter wird durch die Untersuchung von Stuhl- oder Blutproben nachgewiesen, in dem in einem Labor Kulturen angelegt werden. Sind die Keime angewachsen, kann sie der Arzt anhand verschiedener Merkmale genau bestimmen. 


 

Wie wird die Erkrankung behandelt?

Da eine Campylobacter in der Regel von selbst ausheilt, reicht es, die Symptome der Darmentzündung zu behandeln. In erster Linie müssen die durchfallbedingt entstandenen Flüssigkeits- und Elektrolytverluste ausgeglichen werden. Kommt es zu einem schweren Krankheitsverlauf – vor allem bei komplikationsgefährdeten Menschen (siehe auch: Wer ist besonders gefährdet), kann eine Antibiotika-Therapie notwendig sein. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn hohes Fieber auftritt oder die Beschwerden der Darmentzündung über eine Woche hinaus bestehen bleiben. Eine Verkürzung der Krankheitsdauer wird durch den Einsatz von Antibiotika im Normalfall nicht erreicht

 

Wie kann ich mich und andere schützen?

Da eine Campylobacter-Infektion am häufigsten über kontaminiertes Fleisch ausgelöst wird, besteht der wirksamste Schutz in der Einhaltung der Küchenhygiene. Glücklicherweise sind die Erreger recht empfindlich und können sich in den Lebensmitteln nicht weiter vermehren. Kälte macht ihnen dagegen nichts aus. Sie können monatelang in tiefgefrorenen Lebensmitteln überleben. Wichtig ist daher gründliche Durchgaren von Fleisch. Leichtes Anbraten tötet die Erreger nicht ab. Insbesondere bei warmen Temperaturen sollte man kein rohes Fleisch verzehren. Um eine Übertragung der Erreger auf andere Lebensmittel zu vermeiden, sollten Sie alle Gegenstände und Arbeitsflächen, die in Kontakt mit dem rohen Fleisch waren, heiß abspülen.  Die Küchenhandtücher, Spülbürsten, Wischlappen und Schwämme sollten regelmäßig gewechselt werden.

Kochen Sie Rohmilch, die direkt vom Erzeuger kommt, vor dem Verzehr ab. In Ländern mit schlechter Trinkwasserqualität sollten Sie anstelle des Leitungswassers lieber Wasser aus dem Handel bevorzugen.

Daneben hilft das regelmäßige Händewaschen. Die Hände sollten nach jedem Toilettengang, sowie vor der Zubereitung von Speisen, bzw. vor dem Essen gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden. Da Haustiere auch Überträger sein können, gilt die Händehygiene auch beim Umgang mit Tieren.

Erkrankte sollen keine Speisen für andere zubereiten. Wer beruflich mit bestimmten Lebensmitteln zu tun hat, darf bei ansteckendem Erbrechen und/oder Durchfall gemäß dem Infektionsschutzgesetz nicht arbeiten. Frühestens 2 Tage nach dem Abklingen der Beschwerden soll die Tätigkeit wieder aufgenommen werden. Zum Schutz der besonders gefährdeten Personen, sollten Erkrankte daher auch in diesem Zeitraum Besuche in Seniorenunterkünften oder Krankenhäusern vermeiden.

 

Gibt es eine Impfung?

Eine Impfung zum Schutz vor Campylobacter-Infektionen gibt es nicht. Leider erwirbt man auch nach einer durchgemachten Erkrankung keine Immunität und kann daher wieder erkranken.

 

Welche Regelungen gelten für (Kinder-)Gemeinschaftseinrichtungen?

Insbesondere bei Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder sollte wegen der Möglichkeit einer direkten Übertragung von Mensch zu Mensch auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen sorgfältig geachtet werden.

 

Ist die Erkrankung meldepflichtig?

Um eine Verbreitung der ansteckenden Campylobacter-Bakterien zu verhindern, müssen Ärzte und Labore gemäß dem Infektionsschutzgesetz jeden Nachweis des Erregers melden.

Erkrankte, die beruflich mit Lebensmitteln zu tun haben, dürfen ihre Arbeit nicht ausüben, so lange eine Ansteckungsgefahr besteht. Dies gilt auch bei einem bloßen Verdacht auf eine Campylobacter-Infektion.