Was ist.....?

Norovirus

Noroviren sind Krankheitserreger, die beim Menschen Erbrechen und Durchfall verursachen können. Weltweit erkranken rund 300 Millionen Menschen jährlich an diesem Magen-Darm-Infekt. 

 

Norovirus

Aufgrund des gehäuften Auftretens, der hohen Ansteckungsfähigkeit und der Widerstandsfähigkeit gegenüber gängigen Desinfektionstechniken und Umwelteinflüssen hat das Nationale Institut für Allergie und Infektionskrankheiten der USA die Familie der Caliciviren (zu denen auch das Norovirus gezählt wird) als wichtige Krankheitserreger sogar als Biowaffen der Klasse B eingestuft.
Der erste Norovirus wurde 1972 elektronenmikroskopisch durch Stuhlproben von Erkrankten nachgewiesen; nach einem massiven Ausbruch einer infektiösen entzündlichen Magen-Darm-Erkrankung in der Stadt Norwalk in Ohio im Jahr 1968. Deshalb nannte man Noroviren zunächst Norwalk-like Viren. Erst im Jahr 2002 bekam das Norovirus seinen heutigen Namen.

 

Wie äußert sich die Erkrankung?

Typisch ist ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Mattigkeit. Im Erkrankungsfall kommt es zu heftigem Erbrechen und/oder starkem Durchfall, was zu einem bedrohlichen Flüssigkeitsverlust führen kann. Dabei liegen etwa 10 bis 50 Stunden zwischen Ansteckung und Ausbruch. Diese körperlichen Symptome klingen in der Regel nach 12 bis 48 Stunden wieder ab.

 

Wie werden Noroviren übertragen?

Um sich mit dem Norovirus anzustecken bedarf es nur einer kleinsten Menge an Viruspartikeln, nämlich 10 bis 100 Viren. Von einer erkrankten Person werden hunderte Milliarden Viren über das Erbrechen oder den Durchfall ausgeschieden. Allein die Virenmenge, die auf einen Stecknadelkopf passt, reicht aus, um mehr als 1.000 Menschen zu infizieren. Die Erkrankung wird daher auch als hochinfektiös bezeichnet.

Die meisten Norovirus-Infektionen werden im direkten Kontakt von Mensch zu Mensch zum Beispiel über Handkontakt oder Tröpfcheninfektion übertragen. Es kann aber auch über kontaminierte Lebensmittel und Gegenstände zu einer Erkrankung kommen. Einmal ausgeschieden, können die Viren an Lebensmitteln, Gegenständen und Oberflächen haften und viele Tage infektiös bleiben. So waren importierte Tiefkühlerdbeeren die Ursache des größten lebensmittelbedingten Krankheitsausbruches in Deutschland im Herbst des Jahres 2012 mit etwa 11.000 erkrankten Personen. Krankheitsausbrüche treten häufig in Gemeinschaftseinrichtungen aus, aber auch auf Kreuzfahrtschiffen. Ihren saisonalen Höhepunkt haben die Noroviren in den Wintermonaten und dem ersten Quartal des Jahres.

 

Wie lange ist man ansteckend?

In der Regel besteht bereits zwölf Stunden vor den ersten Symptomen die Gefahr, andere Menschen anzustecken. Bis zu zwei Wochen nach dem Abklingen der letzten Symptome werden weiter Viren ausgeschieden.

 

Wer ist besonders  gefährdet?

Grundsätzlich kann jeder an Noroviren erkranken. Das Norovirus ist universell und unterscheidet nicht nach Geschlecht, Alter, Nationalität oder Bildung. Jeden dritten Deutschen erwischt die Durchfallerkrankung statistisch gesehen einmal im Jahr.  Besonders häufig trifft es Kinder unter 5 Jahren und Senioren über 70 Jahren. Sie reagieren auch besonders empfindlich auf den Flüssigkeitsverlust, der durch Erbrechen und Durchfall entstehen kann.

 

Wie wird die Erkrankung festgestellt?

Neben dem Norovirus gibt es noch eine Reihe anderer Ursachen, die für eine Magen-Darm-Erkrankung verantwortlich sein können. Bislang wird das Virus meistens durch klinische Symptome diagnostiziert. Labordiagnostisch werden die Erreger durch Elektronenmikroskopie oder molekularbiologische Verfahren nachgewiesen


 

Wie wird die Erkrankung behandelt?

Bei einer Norovirus-Erkrankung kann ein Antibiotika-Einsatz nichts ausrichten. Daher beschränkt man sich auf die Linderung der Beschwerden und den Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts der betroffenen Personen. Wenn es zu einem bedrohlichen Flüssigkeitsverlust kommt, ist in manchen Fällen auch eine stationäre Infusionstherapie geboten. Dies betrifft vor allem Kleinkinder, Schwangere, Senioren oder geschwächte Menschen - insbesondere, wenn Durchfälle sehr stark sind und/oder länger als zwei bis drei Tage anhalten und zusätzlich Fieber oder Erbrechen hinzukommen. 

 

Wie kann ich mich und andere schützen?

Generell ist immer eine sorgfältige Händehygiene wichtig. Die Hände sollten insbesondere nach jedem Toilettengang, sowie vor der Zubereitung von Speisen, bzw. vor dem Essen gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden. Am besten werden zum Händeabtrocknen Einweghandtücher benutzt. So wird verhindert, dass die Erreger über Handkontakt in den Mund gelangen.

Im Erkrankungsfall können die Betroffenen andere Personen schützen, wenn Sie – wenn möglich – eine eigene Toilette benutzen. Die Reste von Erbrochenem oder Stuhl sind besonders ansteckend und müssen umgehend gründlich beseitigt werden. Regelmäßig sollten die Flächen im Umfeld des Erkrankten wie Waschbecken, Türgriffe und Böden gereinigt werden. Dabei ist eine Reinigung mit Wasser und gängigen Reinigungsmittel in der Regel ausreichend. Das Tragen von Einmalhandschuhen und Mundschutz bietet einen zusätzlichen Schutz vor Infektionen. Auch Geschirr und Wäsche kann mit den üblichen Waschmitteln gereinigt werden. Empfehlenswert ist eine Temperatur von mindestens 60°C. Erkrankte Personen sollten Leib- und Bettwäsche, Waschlappen und Handtücher regelmäßig wechseln. Des Weiteren kann das Ansteckungsrisiko für andere Personen über regelmäßiges Lüften der Räume gesenkt werden.

Erkrankte sollen keine Speisen für andere zubereiten. Wer beruflich mit bestimmten Lebensmitteln zu tun hat, darf bei ansteckendem Erbrechen und/oder Durchfall frühestens zwei Tage nach Abklingen der Beschwerden wieder arbeiten. Das gilt auch für den Verdachtsfall. Nach dem Abklingen der Beschwerden sollten Erkrankte nach Möglichkeit für mindestens zwei Tage den Besuch von Altenheimen oder Krankenhäusern vermeiden, um dort eine Ansteckung bei den besonders empfindlichen Personengruppen zu verhindern. Umgekehrt sollten gesunde Personen den direkten Kontakt mit Erkrankten bis zwei Tage nach Abklingen der Krankheitszeichen vermeiden. 

 

Gibt es eine Impfung?

Die Noroviren entgehen dem menschlichen Immunsystem durch kontinuierliche Veränderung. Bei der Vermehrung von Viren wird etwa jede zehntausendste Gensequenz verändert, wodurch neue Virusvarianten entstehen. Unglücklicherweise ist man daher nicht vor einer erneuten Erkrankung geschützt. Auch eine Impfung gibt es aus diesem Grund nicht.

 

Welche Regelungen gelten für (Kinder-)Gemeinschaftseinrichtungen?

Besteht bei Kindern unter 6 Jahren der Verdacht auf eine Norovirus-Infektion, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten nicht besucht werden. Die Eltern müssen darüber hinaus die betreffende Einrichtung über die Erkrankung des Kindes informieren. Dies ist durch das Infektionsschutzgesetz festgelegt. Zwei Tage nach Abklingen der Beschwerden darf die Einrichtung wieder besucht werden. Ein ärztliches Attest ist nicht erforderlich.

 

Ist die Erkrankung meldepflichtig?

Seit dem Jahr 2001 sind Norovirus-Erkrankungen meldepflichtig, wobei ab 2011 nur noch der labordiagnostische Nachweis an das Robert Koch-Institut gemeldet werden kann.