Die städtische Initiative zur Förderung des Radverkehrs hat die Daten der Fahrradzählstellen für 2020 ausgewertet und zieht Bilanz.
Das Jahr 2020
Im Jahr 2020 haben insgesamt 12.454.258 Fahrräder die zehn Zählstellen im Stadtgebiet passiert. Die erst im Mai 2019 ins Netz aufgenommene Zählstelle Justus-Garten-Brücke ist eine der meist frequentierten Zählstellen. Sie löst mit 1,4 Millionen gezählten Rädern die bisherigen Spitzenreiter die Hildesheimer Straße (Ostseite) und die Walderseestraße ab.
Der absolute Spitzentag, mit über 66.000 Fahrrädern in 24 Stunden, war der 29. September 2020. Damit wird der Spitzenwert von 2019 um 10 % übertroffen. Hintergrund für den starken Zuwachs ist zum einen das gute Wetter an diesem Tag, zum anderen der Streik der Üstra. Zwei weitere Spitzentage mit mehr als 60.000 Radfahrenden fallen in den Juni, neben dem September einer der stärksten Monate des Jahres 2020. Insgesamt wurde in den Monaten Mai bis Oktober jeweils mehr als eine Million Fahrräder erfasst. Auch in diesem Jahr wurden die Spitzentage ausschließlich an Werktagen registriert, was die Bedeutung des Fahrrades als Alltagsverkehrsmittel unterstreicht.
Auch die Corona-Pandemie hat einen Einfluss auf die Radverkehrsmengen. Die Zählstellen entlang der Freizeitrouten können einen Zuwachs verzeichnen, entlang von Haupteinfallstraßen kann oftmals das Niveau vom Vorjahr nicht gehalten werden.
Gesamtbilanz 2017-2020
Ein Vergleich der jährlichen Radverkehrsmengen seit 2017 zeigt einen stetigen Zuwachs.
Im Jahr 2017 wurden knapp 9,5 Millionen Fahrräder gezählt, im Jahr 2020 waren es bereits knapp 11 Millionen. Dies entspricht einem Zuwachs von 16 % (ohne Berücksichtigung der Zählstelle Justus-Garten-Brücke).
Im letzten Jahr konnte ein Zuwachs von 5 % im Vergleich zum Vorjahr erreicht werden, ohne Berücksichtigung der Zählstelle Justus-Garten-Brücke. Unter Berücksichtigung der Zählstelle, welche erst im Mai 2019 in Betrieb genommen wurde, liegt der Zuwachs sogar bei etwa 8 %.
Jahresvergleich 2019/2020
Die Jahresverläufe von 2019 und 2020 ähneln sich, Unterschiede und Verschiebungen ergeben sich u.a. aufgrund von Wetterbedingungen, Schulferien und Urlaubszeiten.
Die in den Vorjahren stark ausgeprägten Zuwächse im Frühjahr entfallen aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Zunahme von Homeoffice und Homeschooling. Die parallel dazu zunehmende Anzahl an Freizeitverkehren sowie gute klimatische Bedingungen können die Einbußen des täglichen Pendelns zur Arbeit und zur Schule nicht vollständig ausgleichen.
In der Hauptradsaison (Mai bis September) werden täglich durchschnittlich ca. 1,3 Mio. Fahrräder pro Monat erfasst. Hier kann eine Steigerung zum Vorjahr von etwa 5 % festgestellt werden.
Der Streik der Üstra am 29. September sowie die günstigen Wetterbedingungen im September (wärmer, trockener, mehr Sonnenstunden als im Vorjahr) führen dazu, dass 20 % mehr Radfahrende als im Vorjahr erfasst werden.
Auch im Oktober und November machen sich die Folgen des Klimawandels bemerkbar. Die geringen Niederschlagsmengen bringen in diesen Monaten noch einmal deutlich mehr Menschen aufs Rad als im Vorjahr.
Lokale Unterschiede im Radverkehr
Die Bedeutung der einzelnen Zählstellen ist im Vergleich zu 2019 fast überall gleichgeblieben.
Die höchsten Dichten werden, wie im Vorjahr, an den Hauptachsen des Kfz-Verkehrs erreicht: Hildesheimer Straße, Schwarzer Bär, Friedrichswall, Maschsee (Rudolf-von-Bennigsen-Ufer). Hier wurden deutlich über eine Million Fahrräder erfasst.
Die Zählstelle Maschsee hat im Jahr 2020 einen deutlichen Zuwachs erfahren. Dieser ist auf die Corona-Pandemie zurückzuführen und den an dieser Stelle stark zunehmenden Freizeitverkehr.
Die Zählstelle Justus-Garten-Brücke erreicht dank ihrer stadtteilverbindenden Funktion und als "Nadelöhr" über die Ihme ebenfalls mehr als eine Million gezählte Fahrräder. Ein Vergleich der Zählwerte von 2019 und 2020 ist nur bedingt möglich, da die Zählstelle erst im Mai 2019 installiert wurde. Die Darstellung erfolgt dennoch um das Potenzial der Zählstelle zu verdeutlichen.
Entwicklung der Zählstellen im Vergleich zum Vorjahr
Die durch die Corona-Pandemie geltenden Regeln zur Eindämmung der Infektion beeinflussen auch die Mobilitätsgewohnheiten der Bürger*innen. Auf einige Wege wird verzichtet, u. a. durch Arbeiten im Homeoffice und auch die Schließung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Zugleich werden neue Wege in die Gewohnheiten aufgenommen, u. a. auch als Freizeitaktivität oder (sportliche) Bewegungsmöglichkeit.
Dies lässt sich auch an der Entwicklung der Radverkehrsmengen an den einzelnen Zählstellen erkennen.
Zählstellen entlang von wichtigen Achsen zu Schul- und Arbeitsplätzen verzeichnen einen leichten Rückgang der Radverkehrsmengen von 3-4 % (Friedrichswall, Lister Meile, Klagesmarkt).
Im Gegensatz dazu ist ein deutliches Plus an den beliebten Freizeitzielen festzustellen. Der Maschsee konnte 27 % im Vergleich zum Vorjahr zulegen, die Walderseestraße 21 % und der Stadtparkweg 6 %.
Am Maschsee wurden die fehlenden Schülerverkehre durch zusätzliche Freizeitfahrten komplett kompensiert.
Die übrigen Zählstellen bleiben annähernd auf gleichem Niveau wie im Vorjahr.
Fahrräder je Wochentag
Die Verteilung der Radverkehrsmengen auf die Wochentage bestätigt das Bild von 2019.
79 % der Fahrten wurden an Werktagen erfasst, die verbleibenden 21 % am Wochenende.
Es zeigt sich eine annähernde Gleichverteilung der Fahrten auf die einzelnen Werktage. Leicht hervor hebt sich der Dienstag mit 17 % aller erfassten Fahrten.
Am Wochenende zeigt sich, im Vergleich zum Vorjahr, eine leichte Verschiebung. Waren in 2019 die Radverkehrsmengen am Wochenende noch gleichverteilt (je 10 %), so gewann dieses Jahr der Samstag an Bedeutung.
Bedeutung der Sperrung des Maschsee-Ostufers während des Maschseefests für den Radverkehr
Bereits im Jahr 2019 konnte festgestellt werden, dass durch die Sperrung des Maschsee-Ostufers im Rahmen des Maschseefestes (inkl. Auf- und Abbau) schätzungsweise 40 % der Radfahrenden am Maschsee nicht erfasst werden können. Die Einrichtung einer mobilen temporären Zählstelle auf der Alternativ-Strecke (Fahrbahn des Rudolf-von-Bennigsen-Ufers) ist zukünftig daher wünschenswert.
Da aufgrund der Corona-Pandemie das Maschseefest 2020 nicht durchgeführt werden konnte, können erstmals genauere Rückschlüsse auf die tatsächlichen Radverkehrsmengen am Maschsee während dieser Zeit gezogen werden.
Es zeigt sich, dass der Juni ähnlich stark ausgeprägt ist wie in den Vorjahren.
Im Juli wurden dieses Jahr, im Vergleich zu den Vorjahren, knapp 45 % mehr Radfahrende erfasst. In den vorhergehenden Jahren begannen im Juli die Aufbauarbeiten für das Maschseefest und es kam zu ersten Beeinträchtigungen für den Radverkehr.
Im August wird dies noch deutlicher, das Ostufer ist normalerweise in dieser Zeit unpassierbar. In diesem Jahr konnte jedoch ein Zuwachs von durchschnittlich 70 % (in Vergleich zu allen Vorjahren) erreicht werden.
Auch im September konnten noch 43 % mehr Radfahrende als in den Vorjahren erfasst werden. Dies kann zum einen auf die fehlenden Abbaumaßnahmen zurückgeführt werden, zum anderen auf die äußerst günstigen klimatischen Bedingungen (milder, trockener, mehr Sonnenstunden).