Exkurs Zukunftsbild 2025
Bürgerbeteiligung
Themen und Standpunkte
Die Zukunftsbilder wurden auf Grundlage eines breit angelegten Beteiligungsprozesses erstellt. In vielfältigen Veranstaltungen und im Rahmen eines Internetdialogs brachten Bürgerinnen und Bürger sowie Politik und Fachleute ihre Meinungen ein und diskutierten diese. Da Bürgerbeteiligung auf der Ebene der Regionalplanung bislang wenig erprobt ist, wurde dieser Prozess als Pilotprojekt im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundes gefördert.
Der Dialog mit der Regionsgesellschaft fand entlang folgender fünf Kernthemen statt:
- Lebensqualität und Versorgung – Daseinsvorsorge und demografischer Wandel
- Die starke Wirtschaftsregion – Wirtschaftliche Entwicklung und Arbeitsplätze
- Sparsam mit der Fläche umgehen – Siedlungsentwicklung und Verkehr
- Die nachhaltige Region – Freiraumschutz und Kulturlandschaften
- Die klimagerechte Region – Klimaschutz und Klimavorsorge
Die Kernthemen wurden sowohl auf großen öffentlichen Veranstaltungen – Region im Dialog, Regionsentdeckertag – zur Diskussion gestellt als auch in fünf themenbezogenen Dialogforen. Zu diesen Foren waren gezielt Bürgergruppen und -initiativen eingeladen, die sich in dem jeweiligen Themenfeld engagieren. Das auf den ersten Blick abstrakte Thema eines regionalen Zukunftsbildes konnte so in einem breiten Kreis diskutiert und ein vielfältiges Meinungsspektrum berücksichtigt werden. Die auf allen Veranstaltungen gebotene Möglichkeit, sich an Meinungsumfragen zu den jeweiligen Themen zu beteiligen, nutzten die Beteiligten intensiv. Die fünf Foren fanden an verschiedenen Orten in der Region statt, die jeweils einen Bezug zum diskutierten Thema hatten.
Eine Internetseite zum Projekt diente zum einen als Informationsmedium – hier wurden Hintergrundinformationen zu allen Kernthemen bereitgestellt, Veranstaltungen angekündigt und deren Ergebnisse dokumentiert. Zum anderen gab es die Möglichkeit, zu themenbezogenen Aufgaben Lösungen und Kommentare einzustellen und darüber in den Dialog zu treten.
Daseinsvorsorge
In Bezug auf die Daseinsvorsorge wurde deutlich, dass nicht nur Anforderungen an die öffentliche Hand gestellt werden, sondern dass Eigenverantwortung und bürgerschaftliches Engagement als weitere notwendige Grundlage anerkannt sind, um insbesondere in kleinen Orten und Dörfern die alltägliche Versorgung sicherzustellen. Vor Ort bereits aktive Bürgerinnen und Bürger präsentierten mit Stolz bürgerschaftliche Projekte und lokale Partnerschaften als zukunftsfähige Lösungsstrategien.
Ein wichtiges Thema im Beteiligungsprozess sowohl beim Thema Daseinsvorsorge als auch in Veranstaltungen zum Thema Siedlungsentwicklung war die Frage des eigenständigen Lebens im Alter. Barrieren abzubauen und altersgerechte Wohnangebote in den Städten und Orten mit guten Versorgungsangeboten zu schaffen sowie die bedarfsgerechte Erreichbarkeit von Infrastruktur zu sichern, brachten Bürgerinnen und Bürger als Zielsetzungen ein.
Zukunftsstrategien für die Grundschulversorgung wurden kontrovers diskutiert. Die Beteiligten hoben einerseits die besondere Qualität einer Grundschule im Ort und ihre Bedeutung für die Identität und das Leben in den Dörfern hervor. Auf der anderen Seite wurde der Handlungsbedarf angesichts rückläufiger Schülerzahlen anerkannt. Viele Beteiligte forderten, die „Betroffenen“ vor Ort in Entscheidungen über die Perspektive von Schulstandorten einzubeziehen und qualitative Kriterien bei Standortentscheidungen zu berücksichtigen.
Wirtschaft
Beim Kernthema Wirtschaft gab es von Bürgerseite eine klare Positionierung für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, also einen sensiblen Umgang mit neuen Flächenausweisungen und die Fokussierung auf Brachflächennutzung und Innenentwicklung. Vertreter von Wirtschaftsunternehmen wiesen eher darauf hin, dass Innenentwicklung zwar ein richtiger Weg sei, ihr aber auch Grenzen gesetzt sind, sei es durch branchenspezifische Standortanforderungen oder Konflikte mit Nachbarinnen und Nachbarn. Der Forderung nach einer differenzierten Entwicklung von Gewerbeflächen, die in der Lage ist, branchenspezifische Standortanforderungen qualitativ und quantitativ zu berücksichtigen, standen dabei ebenso Aussagen gegenüber, dass die Standortwahl letztendlich die individuelle Entscheidung der Unternehmen sei. Einigkeit bestand bei allen Beteiligten darin, dass für eine weiterhin positive wirtschaftliche Entwicklung eine hohe Lebensqualität in der Region besondere Bedeutung hat.
Siedlungentwicklung und Verkehr
Auch beim Thema Siedlungsentwicklung und Verkehr wurden von Bürgerinnen und Bürgern klare Prioritäten für eine Minimierung des Flächenverbrauchs und die Innenentwicklung gesetzt.
Das Prinzip, im Rahmen der zukünftigen Siedlungsentwicklung vor allem die zentralen Orte – Grund- und Mittelzentren – zu stärken, um hier gute Versorgungs- und Infrastrukturangebote zu sichern, befürworteten die Beteiligten. Allerdings hoben sie hervor, dass auch die Zukunft ländlicher Orte im Auge behalten werden muss. Die Beteiligten forderten dabei keine neuen Baugebiete in diesen Orten, sondern warben für die Zusammenarbeit benachbarter Ortschaften nach dem Vorbild der Kooperation in der Dorferneuerung im Mühlenfelder Land (Neustadt a. Rbge.). Auf diese Weise können die Orte z. B. Fragen der Flächenentwicklung oder der Standorte von Kindergärten gemeinsam klären und dadurch eine gute Versorgung sicherstellen und Folgekosten für die einzelnen Orte verringern.
Freiraum
Im Rahmen der Beteiligung zum Thema Freiraum wurde vor allem der Konflikt zwischen Naherholung und Naturschutz thematisiert. Viele Aktive äußerten Wünsche bezüglich Naherholungsnutzungen und deren Vereinbarkeit mit den Belangen des Naturschutzes. Alle an diesem Thema Beteiligten bewerteten die Qualitäten der Freiräume und Naherholungsgebiete in der Region sehr positiv. Sie sahen jedoch deutlichen Handlungsbedarf darin, Naturschutz und Naherholung zu vereinbaren sowie Flächenkonkurrenzen zu regeln.
Klimaschutz
Die Diskussionen zum Thema Klimaschutz waren von dem Konflikt zwischen dem Flächenbedarf für den Ausbau Erneuerbarer Energien und den Anforderungen von Natur- und Landschaftsschutz geprägt. Aus Sicht des Naturschutzes wurde eingebracht, dass die Energieeinsparung das vorrangige Ziel sein müsste, um so den Bedarf an Flächen für Erneuerbare Energien zu minimieren. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler erwiesen sich als klare Windenergiebefürworter. Sie äußerten, dass Windenergieanlagen gerade für jüngere Menschen, die damit „groß geworden“ sind, als Symbol einer „sauberen“ Stromproduktion positiv bewertet werden und aus ihrer Sicht das Landschaftsbild nicht beeinträchtigten. Die Windenergiebetreiber wiesen darauf hin, dass es schwierig sein wird, das rechnerisch vorhandene Repoweringpotenzial zu aktivieren, wenn die Betreiber daran kein wirtschaftliches Interesse haben. Daher seien auch Optionen auf neue Flächen erforderlich.