Lage im Stadtgebiet
Der Stadtteil Mühlenberg gehört zum Stadtbezirk Ricklingen. Das Quartier liegt im Südwesten der Landeshauptstadt Hannover und grenzt an den Landschaftsraum der Region Hannover. Das Sanierungsgebiet hat eine Größe von ca. 72 ha. Die Gebietsgrenze ist fast gleich mit der Stadtteilgrenze.
Städtebauliche Charakteristik
Das Quartier ist zwischen 1965-1986 neu gebaut worden. Die Bebauung besteht aus einer Mischung von Reihen- und Gartenhäusern, mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern und Hochhäusern. Diese haben den Baustil einer Großwohnsiedlung. Die vierspurige Bornumer Straße trennt die Großwohnsiedlung im Canarisweg vom übrigen Stadtteil. Im Mühlenberg gibt es einen hohen Anteil an Grün- und Freiflächen. Sie haben aber eine eingeschränkte Nutzbarkeit und keine gute Aufenthaltsqualität. Das liegt auch daran, dass viele Flächen Privateigentum sind oder Ausstattung wie z.B. Bänke oder Spielgeräte fehlen. Die Orientierung im Stadtteil ist für Menschen schwierig, die vorhandene Einrichtungen und Wege nicht kennen. Im Zentrum mit den Einkaufsmöglichkeiten stehen immer wieder Geschäfte leer. In zwei Nebenzentren bestehen weitere Räume für Handel und Dienstleistungen. Ein neu gebauter Einzelhandelsmarkt wurde dort 2023 eröffnet, aber es gibt auch Verbesserungspotenziale der Einzelhandels- und Gewerbestrukturen.
Einwohner*innen
Mühlenberg ist ein international geprägter Stadtteil. In Mühlenberg leben inzwischen ca. 7.500 Menschen. Besonders hoch ist der Anteil an jungen Menschen und kinderreichen Familien. Viele Bewohner*innen des Stadtteils sind von Armut betroffen und haben besonderen sozialen Unterstützungsbedarf. Sie stehen Bevölkerungsgruppen gegenüber, die Wohneigentum besitzen (Reihenhäuser, Bungalow oder Eigentumswohnungen) und teilweise seit Errichtung des Stadtteils hier leben. Aus dieser Gruppe werden viele der traditionellen Vereinsaktivitäten getragen (Sportverein etc.).
Anlass für die Aufnahme in die Städtebauförderung
In einer vorbereitenden Untersuchung (2008) wurde festgestellt, dass viele Wohngebäude einen hohen Modernisierungs- und Sanierungsbedarf haben. Dazu kamen Anforderungen in sozialen Bereichen. Deshalb wurde Mühlenberg Ende 2014 in die Städtebauförderung im damaligen Programm „Soziale Stadt“
Start des Sanierungsverfahrens
Eine Beteiligungsveranstaltung zum „Tag der Städtebauförderung“ im Frühjahr 2015 war der öffentliche Auftakt für den Sanierungsprozessim Stadtteil die Bei folgenden Veranstaltungen wurden mit Aktiven, Einrichtungen und Politik vor Ort verbindliche Ziele für die Sanierung erarbeitet. Grundlage waren auch die Ergebnisse der vorbereitenden Untersuchung. Die Sanierungsziele sind in der DS 0972/2016 und IEK 2020 veröffentlicht. Ende 2015 beschloss der Rat der LHH formal das Sanierungsgebiet Mühlenberg.
Als Instrument der Beteiligung wurde Anfang 2016 die Sanierungskommission Mühlenberg eingerichtet. Das Gremium wird weiter unten im Text beschrieben.
Als „Starterprojekt“ wurde 2015 bis 2017 der Spielplatzes Schollweg erneuert.
Handlungsschwerpunkte und bereits erreichte Meilensteine
Verbindlicher Rahmenplan für die Sanierung ist das Freiraumentwicklungskonzept Mühlenberg (FREK Mü 2018). Es wurde 2016/2017 in einem intensiven Beteiligungsprozess erarbeitet und vom Rat der Stadt beschlossen. Das Konzept beschreibt Handlungsschwerpunkte und Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse u.a. durch Aufwertung von Grün- und Freiflächen sowie verkehrsplanerische und städtebauliche Projekte.
Dazu zählen:
- die energetische Sanierung und Modernisierung der Wohnungsbestände mit gleichzeitiger Herstellung von Barrierefreiheit: Handlungsbedarf besteht insbesondere im Canarisweg, aber auch bei vielen Gebäuden in Besitz von Privateigentümer*innen oder Wohnungsgesellschaften.
- die Aufwertung von öffentlichen Grünstrukturen, Freiräumen und des halböffentlichen Wohnumfeldes. Zwei große Spielplätze und der Spielpark Mühlenberg wurden bereits erfolgreich erneuert.
- die Schaffung von Aufenthaltsorten für Jugendliche vor dem Hintergrund der Bevölkerungsstruktur im Quartier.
- die Erhöhung der Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit im gesamten Gebiet.
- die Verbesserung der Orientierung im Quartier, die durch die bauliche Struktur und die Wegeverbindungen nicht überall offensichtlich ist.
Bei allen Maßnahmen werden die übergreifenden Ziele zur Förderung der Inklusion und Integration aller Bevölkerungsgruppen, Herstellung von Barrierefreiheit sowie die Einbeziehung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsbelangen berücksichtigt.
Um den Stadtteil mit seinen Einwohner*innen zu stärken, setzen das Quartiersmanagement und das Dezernat Soziales und Integration verschiedene Projekte aus dem sozialen, kulturellen und Bildungsbereich um.
Aktuelle Projekte (Stand 2025)
Im städtebaulichen Sanierungsverfahren werden über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren Städtebauförderungsmitteln eingesetzt. Diese kommen zu je einem Drittel vom Bund, vom Land und aus dem städtischen Haushalt. Damit werden bauliche Projekte realisiert (das sind z.B. Spielplätze, Wege, Infrastruktur). Beteiligung der Menschen vor Ort ist für die Planung und Umsetzung der Projekte wichtig. Die Ortskenntnisse können genutzt und Bedarfe genau ermittelt werden. Beteiligung der Bewohner*innen stärkt die Verbundenheit mit ihrer Lebensumgebung. Die Projekte sprechen unterschiedliche Zielgruppen an. Deshalb werden unterschiedliche Formen der Beteiligung eingesetzt.
Nachfolgend können Sie sich über aktuelle Projekte und Möglichkeiten der Beteiligung informieren.
Spielplatz und Grünverbindung nördlicher Canarisweg
Die öffentliche Freifläche am Canarisweg liegt in West-Ost-Richtung im Anschluss an die Bornumer Straße entlang der B 65. Auf der Fläche ist ein Spielplatz sowie eine wichtige Radverbindung zwischen Ricklingen und Empelde. Außerdem ist die Wegeverbindung von der Kreuzung an der Bornumer Straße zur Wohnbebauung Canarisweg Teil der Grünverbindung. Ein Gehölzbestand aus Einzelbäumen und eine Abschirmung durch Bäume und Sträucher zur B 65 prägen die Fläche.
Aufbauend auf den Beteiligungsergebnissen des FREK Mühlenberg und einer weiteren Beteiligung auf dem Spiel- und Bolzplatz Canarisweg, wurde dieser in der ersten Jahreshälfte 2020 erneuert. Der zweite Teil der Grünverbindung mit der Wegeverbindung vom Canarisweg zur Bornumer Straße wurde bis 2025 fast komplett umgesetzt.
Um die Wegeverbindung zur Bornumer Straße offener, sicherer und barrierefrei zu gestalten, wurde der Weg, im zweiten Bauabschnitt Richtung Süden verlegt. Auch die Stichwege zu den Wohngebäuden Canarisweg wurden erneuert und ergänzt. Die Rampe von der Bornumer Straße in den Innenbereich der Wohnbebauung wurde barrierefrei ausgebaut.
Der dritte Abschnitt mit dem „Auftaktplatz“ zur Grünverbindung an der Bornumer Straße wird im Rahmen der Umbauarbeiten am Knotenpunkt Bornumer Straße/Beckstraße/Abfahrt B65 voraussichtlich 2023/24 realisiert werden. Bis dahin bleibt der Anschluss an die neue Grünverbindung Canarisweg und die Nebenanlagen Bornumer Straße provisorisch gestaltet. Ein „Drängelgitter“ wird noch eingesetzt.
Umbaumaßnahmen Bornumer Straße
Die 4-spurige Bornumer Straße trennt die Großwohnsiedlung Canarisweg vom übrigen Stadtteil. In einem ersten Bauabschnitt zwischen Ossietzkyring und Beckstraße wurden die Fuß- und Radwege verbreitert und getrennt angelegt. Die Bushaltestellen wurden so verlegt, dass sie sich gegenüber liegen. Dort ist jetzt eine barrierefreie Querungsmöglichkeit der Hauptverkehrsstraße mit Bedarfsampel eingerichtet. Auch die Rampe von der Straße „Weiße Rose“ zur neuen Bushaltestelle ist barrierefrei ausgebaut. Eine zusätzliche Treppe in der Böschung ermöglicht den direkten Zugang zur Haltestelle.
Aktuell (Anfang 2025) wird der Knotenpunkt an der Beckstraße/Bornumer Straße/Abfahrt B65 Hamelner Chaussee in Abstimmung mit der Landesverkehrsbehörde barrierefrei umgeplant. Ziel ist, die Trennwirkung der Bornumer Straße zu verringern und die Der „Auftaktplatz“ zur Grünverbindung Canarisweg an der Kreuzung wird mit dem zweiten Umbauabschnittes umgesetzt (siehe oben).
Spielpark und Stadtteilpark Mühlenberg - „Park am See“
Der Spielpark hat einen hohen Stellenwert für Kinder und Jugendliche im Stadtteil. Mit dem Spielhaus ist er eine Einrichtung der offenen außerschulischen pädagogischen Arbeit für Kinder von 6 – 14 Jahren. Auf dem großen Außengelände steht ein schützenswerter Baumbestand. Aktuell (Anfang 2025) wird das Gelände zur Verbesserung von Spiel- und Sportangeboten und zur Herstellung der Barrierefreiheit umgestaltet.
Thema sind auch sichere Wegeverbindungen zum Gelände, sowie die Verbesserung der Zugänglichkeit und Auffindbarkeit des Spielparks.
Der Stadtteilpark um das Regenrückhaltebecken („Ententeich“) nimmt eine zentrale Funktion als einzige größere öffentliche Grünfläche für den Stadtteil ein. Unmittelbar angrenzend befinden sich vereinsgebundene Freiflächen (Kleingärten, Tennis, Sport, Minigolf) und der Spielpark. Die Flächen liegen im Übergangsbereich zur Landschaft. Mehrere wichtige Wegeverbindungen (nach Wettbergen und Empelde) gehen durch den Park. Prägend sind ein locker in Gruppen verteilter wertvoller Baumbestand, großzügige Wiesenflächen mit leichter Modellierung und die Wasserfläche. Genutzt werden die Flächen überwiegend für wohnungsnahe Bewegung, Spaziergänge und als Grill- und Picknickfläche.
Die soziale und integrative Funktion der Freiflächen soll gestärkt werden. Zur Verbesserung der Aufenthalts- und Nutzungsqualität für unterschiedliche Nutzer*innen des Stadtteilparks, sind Teilumgestaltungen vorgesehen.
Umgestaltung des Mühlenberger Zentrums
Die Neugestaltung des Mühlenberger Zentrums ist ein zentrales Projekt der Sanierung Mühlenberg. Das Zentrum ist Dreh- und Angelpunkt des Quartiers, befindet sich derzeit aber in einer Trading-Down-Phase mit Funktions- und Substanzschwäche. Beispiel dafür ist, dass die Auswahl an unterschiedlichen Geschäften und Dienstleistungen wie Medizinischer Versorgung weniger wird. Bei der Erarbeitung des Freiraumentwicklungskonzepts wurde die Bedeutung des Zentrums für das Quartier deutlich hervorgehoben.. Die Umgestaltung des Zentrums ist in mehreren Bauabschnitten geplant. Zuerst werdender Mühlenberger Markt und die Einkaufszone Mühlenbergzentrum umgestaltet. Zur Unterstützung der Planung wurde ein mehrstufiger Dialog- und Beteiligungsprozess durch ein externes Planungsbüro durchgeführt.
Ziele der Umgestaltung sind u.a. eine hohe Aufenthaltsqualität für alle Generationen und für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Das Stadtteilzentrum soll auf vielfältige und abwechslungsreiche Weise erlebbar und nutzbar sein
Öffentlicher Quartiersplatz Grundschule Mühlenberg
Die Grundschule Mühlenberg mit demFamilienzentrum St. Maximilian Kolbe werden in den Jahren 2023-26 neu gebaut. Parallel dazu wird auch der öffentliche Quartiersplatz vor der Schule neugestaltet. Die Gestaltung dieses Platzes sollen dazu beitragen, das Wohnumfeld und Freiflächen im Stadtteil besser zu machen. Der neue Platz soll eine gestalterische Einheit mit dem Schulvorplatz bilden. Wichtig ist auch, dass der angrenzende Straßenraum der Leuschnerstraße verkehrssicher ausgebaut wird. Diese beiden Maßnahmen werden mit Städtebaufördermitteln finanziert. Die Baumaßnahmen sollen nach der Fertigstellung des Neubaus der Grundschule erfolgen.
Gewerbesozialplanung
Die Landeshauptstadt Hannover führt als Sanierungsträger städtebauliche Sanierungsverfahren durch. Im Zusammenhang mit städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen, wie z. B. Verbesserung des Wohnumfeldes oder der Umgestaltung der Infrastruktur durch private und öffentliche Investoren können sich nachteilige Auswirkungen für die wirtschaftlichen Aktivitäten und Rahmenbedingungen der Gewerbetreibenden im Sanierungsgebiet ergeben. Die Landeshauptstadt Hannover beauftragte deshalb ein Planungsbüro zur Vorbereitung und Durchführung einer Gewerbesozialplanung. Das Baugesetzbuch schreibt vor, dass die Stadt verantwortlich ist, dass diese Aufgabe erfüllt wird. Zur Umsetzung der Sanierungsziele berät und unterstützt die Gewerbesozialplanung Betriebe vor Ort. Ziel ist, die wohnungsnahe Versorgung zu sichern und „trading-down“-Effekten entgegenzuwirken.
Kontaktdaten/ Ansprechpartner:
Alexander Rudnick Consultants GmbH
Standort Hannover
Gehrdener Straße 2
30890 Barsinghausen
Tel. 0511 388 33 62
info@alexanderrudnick.de
plan zwei Stadtplanung und Architektur GbR
Dr. UIrich Berding, Kirsten Klehn, Lisa Nieße
Postkamp 14a
30159 Hannover
Telefon: +49(0)511 / 27 94 95-3
E-Mail: kontakt@plan-zwei.com
Modernisierung von Wohnungen/Sanierungsförderung
Durch Modernisierung und Instandsetzung sollen die Wohn- und Lebensqualitäten mit zu geringem Wärmeschutz, mangelhafter Ausstattung und Zuschnitt nachhaltig verbessert werden. Die Maßnahmen gehen dabei weit über eine reine Bauerhaltung und Instandsetzung hinaus.
Reicht der Einsatz von privatem Eigenkapital nicht zur Finanzierung der Modernisierungskosten aus, können verschiedene Fördermittel beantragt werden. Eine Möglichkeit ist die erhöhte steuerliche Abschreibung nach §§ 7 h und 10 e Einkommenssteuergesetz. Es können auch Mittel des sozialen Wohnungsbaus, örtliche Förderprogramme (z. B. proKlima), Wohnungsbauförderung der NBank sowie die Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude der KFW-Bank und BAFA für die Finanzierung von Modernisierungen durch Zuschüsse und günstige Darlehen eingesetzt werden.
Grundlage für die Gewährung von Fördermitteln oder erhöhten Abschreibungen von Baukosten bei Steuervorteilen ist eine Modernisierungsvereinbarung, die zwischen den Gebäudeeigentümer*innen und der Stadt abgeschlossen wird. Die Vereinbarung muss vor Beginn der abgestimmten Modernisierungsmaßnahme vertraglich gesichert sein. Modernisierungsvereinbarungen regeln Art und Ablauf der Maßnahme, Kosten, Bedingungen der Gewährung von Förderung sowie die Höhe der Fördermittel.
Aktuell (2025) läuft eine umfangreiche Modernisierung Der Großwohnsiedlung im Canarisweg. Bereits abgeschlossen wurden mehrere Modernisierungen in Bereich der Einfamilienhäuser.