Häufigste Nennungen zu Dingen, die in der Innenstadt gefallen, sind ihre guten Einkaufsmöglichkeiten, die gute Erreichbarkeit, die leichte Überschaubarkeit und die kurzen Wege. Nach Schulnoten am besten bewerten die Befragten die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem ÖPNV, am schlechtesten schneidet ihre Aufenthaltsqualität ab. Erwartbar: Seit der Corona-Pandemie wird deutlich mehr online eingekauft.
Mobilität, insbesondere der zukünftige Umgang mit dem Autoverkehr, ist das Stadtentwicklungsthema, das die Menschen in den Anmerkungen am Ende des Fragebogens am meisten beschäftigt. Die Hälfte der Befragten begrüßt es, Autospuren für andere Zwecke umzuwandeln – unabhängig davon ob in der Innenstadt oder anderswo. Pkw-Stellplätze im eigenen Wohnumfeld sollen hingegen tendenziell erhalten bleiben. Die Veröffentlichung der Repräsentativerhebung insgesamt ist als Heft 141 der Schriften zur Stadtentwicklung bis Ende November geplant.
"Eine lebendige, konstruktiv-kritische Debatte"
Die Ergebnisse der Repräsentativbefragung sprechen für alle Einwohner*innen ab 16 Jahre. Sie liefern wichtige Erkenntnisse für den Innenstadtdialog, dessen Ziel es ist, ein Konzept für ein zukunftsfähiges Zentrum zu erarbeiten.
Belit Onay betonte, der Beteiligungsprozess habe die Erwartungen der Stadt bislang voll erfüllt. "Ich freue mich über die lebendige und kritisch-konstruktive Debatte in unserer Stadtgesellschaft, die wir insbesondere mit den Experimentierräumen in Gang gebracht haben. Die Menschen haben unser Angebot zum Dialog angenommen."
Im Juli verwandelten sich zunächst das Areal rund um die Marktkirche sowie der Köbelinger Markt in ein Reallabor – mit kreativen, bewegenden und informativen Mitmachangeboten für die Bürger*innen. Die Stadt präsentierte Ideen zu nachhaltiger Stadtentwicklung. Sie schränkte den Autoverkehr und Parkmöglichkeiten ein und schuf stattdessen mehr Stadtgrün sowie neue Sitz- und Verweilmöglichkeiten. Sie baute ein Pop-up-Jugendzentrum, einen Stadt(t)raumgarten und einen Schilderwald auf, die zum Dialog zur Entwicklung der Innenstadt einluden.
Experimente: Gewohntes in Frage stellen
Ende August/Anfang September folgte das Kulturdreieck im Umfeld von Oper, Schauspiel und Künstlerhaus. Die Stadt gestaltete gemeinsam mit den Kulturhäusern einen öffentlichen Erlebnisraum. Höhepunkte waren etwa das Picknick der Kulturschaffenden auf dem Opernplatz, die für einige Tage installierte Surfwelle und die Begegnungen mit Kulturschaffenden, die das gesamte Areal zu ihrer Bühne machten. Auch im zweiten Stadtexperiment ging es um die Frage von mehr Aufenthaltsqualität. Die Stadt flankierte die Experimente mit Expert*innen-Interviews und einer Fragebogenaktion vor Ort, an der 900 Menschen teilnahmen, sowie einer gutachterlichen Bestandsaufnahme.
"Die Reallabore haben die Gelegenheit gegeben, Gewohntes in Frage stellen. Es ging darum, neue Perspektiven zu gewinnen – in diesem Fall auf die Innenstadt", resümierte Stadtbaurat Thomas Vielhaber auf der Pressekonferenz. "Uns hat eine große Vielfalt an Meinungen, Anregungen und Hinweisen erreicht. All das trägt zur Entwicklung eines zukunftsfähigen Innenstadtkonzeptes bei."
Weiter geht es mit Quartierswerkstätten
Ein Beirat begleitet den Innenstadtdialog. Dem übergeordneten Austauschforum gehören rund 90 Akteur*innen aus verschiedensten Institutionen und Interessensgruppen an. In den kommenden Wochen und Monaten werden sich Beiratsmitglieder und weitere lokal wirkende Akteur*innen in unterschiedlichen Quartierswerkstätten engagieren. Diese befassen sich vertiefend und lokal bezogen mit den innenstadtrelevanten Themen wie Wirtschaft, Mobilität, Soziales, Klimaanpassung und Kultur.
Die Auswertung aller Beteiligungsformate – darunter auch bereits erfolgte Workshops zu den Themen Wirtschaft und Einzelhandel - hat begonnen, fließt in den weiteren Prozess ein und soll bis Ende des ersten Quartals 2022 abgeschlossen sein. Im Sommer kommenden Jahres will die Stadtverwaltung eine Beschlussdrucksache zum Innenstadtkonzept mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Innenstadt vorlegen.