Der Klimawandel schreitet voran, ist an vielen Stellen spürbar. Letztes Jahr war das weltweit wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und die vergangenen sechs Jahre waren die weltweit wärmsten seit 1850. Zu den Folgen des Klimawandels können bei weiterhin steigender Erderwärmung Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Starkregen, Hochwasser und Dürren gehören. In Polar- und Hochgebirgsregionen, mit schmelzenden Eiskappen und ansteigendem Meeresspiegel sind bereits jetzt die Auswirkungen des Klimawandels verheerend. Auch viele Städte sind für steigende Temperaturen nicht ausgelegt. In Hitzeperioden erwärmen sie sich stärker als das Umland. Anpassungen an die Folgen des Klimawandels ist deshalb auch für den Innenstadtdialog in Hannover ein zentrales Thema.
Die Zeit rennt uns also davon – es besteht dringender Handlungsbedarf. Der bisher geschehene Klimawandel lässt sich zwar nicht rückgängig machen, wir können ihn aber verlangsamen und die Auswirkungen für die Umwelt und die Menschen in Grenzen halten.
Zahlreiche NGOs (Nichtregierungsorganisationen) sowie in den letzten Jahren die Fridays For Future-Bewegung machen deutlich, dass ganz besonders auch den jüngeren Generationen der Klimaschutz und die Erhaltung des Planeten wichtig ist. Denn es liegt an uns, im Hier und Jetzt, den nachkommenden Generationen eine lebenswerte Erde zu hinterlassen. Mit unserem Handeln von heute können wir die Welt von morgen beeinflussen.
Während es wichtig ist, dass jede*r für sich den eigenen ökologischen Fußabdruck reflektiert und nach Möglichkeit auf individueller Ebene einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, ist es mindestens genauso unerlässlich, dass auch auf Verwaltungs- und politischer Ebene gehandelt wird. Denn gerade Großstädte tragen mit ihren hohen Einwohner*innenzahlen und ihrer dichten Infrastruktur zum Klimawandel bei. Und gerade Großstädte müssen sich an den Klimawandel und seine Auswirkungen anpassen.
Kommunen müssen sich dazu verpflichten, für den Schutz unserer Umwelt einzutreten, sich aktiv darum bemühen, die künftige Erderwärmung möglichst gering zu halten – unter zwei Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellem Niveau, besser noch höchstens 1,5 Grad Celsius. So hat sich die Landeshauptstadt zum Beispiel zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu sein.
Dazu gehört auch, Weiterentwicklungen und Neugestaltungen in der Stadt entlang von Nachhaltigkeitsaspekten zu denken. Deswegen nimmt auch der Innenstadtdialog das Thema Klimaschutz und Strategien zur Klimaanpassung in den Blick. Denn damit eine Stadt zukunftsfähig ist, muss sie auch nachhaltig und klimafreundlich sein. Viele der geplanten Beteiligungsformate denken den Klimaschutz mit – oder machen ihn zum Hauptaugenmerk.
Zum Beispiel die Experimentierräume in der Schmiede-, Markt- und Prinzenstraße sowie am Köbelinger Markt zeigen für einige Wochen, wie eine klimafreundlichere, grünere Innenstadt der Zukunft aussehen könnte. Straßensperrungen für den Kfz-Verkehr bieten die Möglichkeit, die Themen des Klimaschutzes für alle in der City sichtbar zu machen.
Temporäre Begrünungen wie zum Beispiel durch Kübelpflanzen, die zusätzliche Baumstandorte simulieren, schattige Plätze schaffen, oder Rollrasenflächen die Entsiegelung von Flächen darstellen, stehen für Maßnahmen zur Klimaanpassung. Die blühenden Pflanzen tragen in die Innenstadt das Thema Insektenfreundlichkeit hinein und leisten einen Beitrag zur Artenvielfalt, zur Erhaltung und Verbesserung der Insektenfauna Hannovers.
Auch das Thema Regenwasser wird den Besucher*innen der City in diesem Zeitraum näher gebracht. An verschiedenen Orten informieren Installationen wie eine Wassersäule, Schautafeln zu den Themen:
- Was wäre, wenn es bei uns ein Starkregenereignis gäbe?
- Was passiert mit Regenwasser und wie sauber ist es?
- Wie steht es eigentlich um unseren lokalen Wasserhaushalt? und
- wie kann Regenwasser für Versickerung und Pflanzen wieder verfügbar werden und eine "Schwammstadt" entstehen?
Auf künstlerische Art und Weise beschäftigen sich zum Beispiel junge Menschen im Rahmen des "Urban-Nature-Festivals" mit dem Thema Klimaschutz. Hier entstehen Murals, also große Wandmalereien, deren Motive aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Umwelt und Stadt von Morgen entwickelt wurden.
Nicht zuletzt ist der Innenstadtdialog, die Experimentierräume insbesondere, auch ein Rahmen, in dem das Konzept der autoarmen Innenstadt erstmals für kurze Zeit ausgetestet werden kann. Eine City ohne Autos, eine City ohne Kfz-bedingte Emissionen. Eine City, die weniger Platz für Autos, dafür aber mehr Platz für Menschen, für Leben und für alternative, nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten bietet.