Zu Beginn seines Vortrages „Älterwerden in unserer Zeit“ hob der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) die Bedeutung der Seniorenvertretungen in einer älterwerdenden Gesellschaft hervor. Ihre Aufgabe sei es, sich überparteilich einzumischen. Dabei gehe es aber nicht nur um die Interessen der Älteren. Eine der wichtigsten Fragen in unserer Zeit, der sich auch die Älteren nicht entziehen dürfen, laute: „Was tun wir für unsere Kinder, damit unser Land wohlstandsfähig bleibt?“
Die Verantwortung für die Zukunft unserer Gesellschaft liegt nach Müntefering zunächst beim Staat: „Ihm darf man nichts ersparen, aber allein schafft er es nicht, unsere Wohlfahrtsfähigkeit zu erhalten.“ Er ist und bleibt auf das Engagement der Gesellschaft und das der einzelnen Bürgerinnen und Bürger angewiesen.
Die vorrangige Aufgabe des Staates sei es, so Müntefering, die Herstellung von Gerechtigkeit. Zurzeit bemühe sich die Bundesregierung darum in drei Themenfeldern mit den Zielen:
- der Sicherung einer auskömmlichen Rente, die auch für die Nachwachsenden bezahlbar bleibt,
- der Neuausrichtung der Pflegepolitik, die der Leistung der Pflegenden mehr Wertschätzung und Anerkennung zollt („Menschen pflegen ist mindestens so wichtig, wie Schrauben in Autos zu drehen“) und
- der Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen in Deutschland.
Als eine große gesellschaftliche Herausforderung und Aufgabe nannte Müntefering die Zunahme der Einpersonenhaushalte in den Städten und die wachsende Einsamkeit älterer Menschen. „Hier ist die Gesellschaft gefragt. Der Staat kann die sozialen Kontakte nicht organisieren.“ Wichtig seien z. B. die horizontale Verknüpfung durch Telefonketten und Zentren der Begegnung im Quartier. Als ein gelungenes Beispiel nannte er die BAGSO-Aktion „Auf Rädern zum Essen“, die inzwischen von über 100 Städten in Deutschland umgesetzt wird.
Die Mitglieder der Delegiertenvollversammlung des SBR ermutigte der BAGSO-Vorsitzende, ihr Engagement fortzusetzen. „Unsere Währung ist die Zeit, Zeit, um sich um andere Menschen zu kümmern... Jeder kann seinen Beitrag leisten – muss es auch. Die Demokratie ist kein Schaukelstuhl. Solange der Kopf klar ist, ist jede und jeder mitverantwortlich für das Gelingen. Gelegenheiten zum Engagement gibt es im Übermaß.“
Nach dem 45-minütigen Referat und der halbstündigen Aussprache bedankten sich die Delegierten des SBR beim ehemaligen Vizekanzler für den anregenden Vortrag mit großem Beifall.