Delegationsreise Lu‘an 2017

Wasser, Tee und ein verändertes Bewusstsein

Kamelienplantage: Die weißen Blüten dienen zur Herstellung von Seife und Lippenpflege, aber auch von Speiseöl

Donnerstag, 2. November – fünfter Eintrag im Tagebuch der Delegationsreise nach Lu‘an.

"zao shang hao"

das heißt auf chinesisch "Guten Morgen!" Der heutige Tag verspricht unmittelbare Eindrücke von Chinas Landschaft sowie aktuellen Projekten zum Umwelt- und Klimaschutz und zur Naherholung. Der Bus bringt die Reisegruppe am Morgen in den Bezirk Yu‘an. Nach einer Stunde Fahrtzeit, vorbei an vielen wolkenkratzerhohen Neubauten, die in der Stadt Luan aktuell entstehen, erreichen wir das Hengpaitou-Wasserkonservierungsprojekt. 

Ein vorbildliches Projekt für Wasserschutz und Energiegewinnung: das Hengpaitou-Wasserreservoir

Inmitten sattgrüner Landschaft liegt ein Staudamm mit einem Überlaufbecken von insgesamt 800.000 Hektar Fläche. Im Jahr 1958 gebaut, erfüllt das Wasserreservoir gleich mehrere Aufgaben: Es leitet Hochwasser ab, bewässert das Gebiet drumherum und dient so dem Anbau von Getreide. Außerdem stellt es die Wasserversorgung für Lu‘an und Hefai sicher. Darüber hinaus ist es mit sechs weiteren Staudämmen, die man flussaufwärts findet, eine regenerative Energiequelle zur Erzeugung von Strom. Ein Beispiel ist das State Grid Wasserkraftwerk, an dem wir auf unserem Weg zum nächsten Ziel vorbei fahren: Dushan. "In diesem Gebiet bin ich aufgewachsen und zu Schule gegangen", berichtet uns Tang Yunzhou.

Tee-Themenpark in der Tee-Region

Grüner Tee gedeiht dank des hiesigen Klimas besonders gut – und ist weit über die Grenzen von Lu'an als Spezialität bekannt

Die bergreiche Gegend rund um Lu‘an ist berühmt für ihren besonders leckeren und kostbaren grünen Tee. Den Genuss des bei den Chinesen überaus beliebten Heißgetränks – überall trifft man Menschen, die ihren Tee den ganzen Tag über in einem wiederverwendbaren Plastikbecker bei sich tragen – verbindet man im Tee-Themenpark von Dushan mit Wissenswertem rund um den Anbau und die Verarbeitung der Teepflanze. Im Huiliu-Teemuseum schlürfen wir eine Tasse des grünen Gebräus, und es ist gar nicht so einfach, die kleinen Teeblätter, die lose im heißen Wasser schwimmen, beim Schlürfen nicht zu verschlucken.

Zu Gast im Cherry Creek Ressort: Hier gibt es Mittagessen für die hungrige Delegation

Auf dem Weg zum folgenden Stopp, dem Cherry Creek Ressort, fahren wir an nicht nur an Teefeldern, sondern auch an Plantagen mit kleinen weiß blühenden Büschen vorbei: Kamelien, die hier etwa ein Jahr lang wachsen, dann geerntet und zu Seife und anderen Kosmetikprodukten, aber auch zu Speiseöl verarbeitet werden. Dank des besonderen Klimas in dieser Zone - hier trifft warme Luft aus dem Süden auf kalte Luft aus dem Norden, außerdem regnet es häufig – gedeiht hier nicht nur der Tee gut, sondern auch eine Reihe von anderen Pflanzen und Früchten.

Abfalltrennung: Auch in China ein Thema, bei dem man Fortschritte macht – Axel Priebs entsorgt seine Bananenschale umweltverträglich

Auf den Feldern findet man immer wieder kleine Photovoltaik-Anlagen, die der Beleuchtung und Stromerzeugung dienen. Und an den Rastplätzen und am Wegesrand stehen Abfalleimer für die getrennte Entsorgung von Müll bereit. Umweltdezernent Axel Priebs ist beeindruckt: "Das sind gute Beispiele dafür, welche Fortschritte man hierzulande in Sachen Umwelt- und Klimaschutz macht."

Ressourcenverbrauch ist bewusster

Letztes Ziel für diesen Tag ist der Stausee des Xianghongdian Reservoirs: Rund 2,6 Milliarden Kubikmeter Wasser hält der vor rund 50 Jahren erbaute und mehr als 78 Meter hohe Damm zurück. Und auch er dient dazu, Hochwasser abzuleiten und Strom zu erzeugen. Vorbei an kleinen Siedlungen geht es am späten Nachmittag zurück zum Hotel. Regionspräsident Hauke Jagau beschreibt seinen Eindruck von Lu‘an seit seinem Besuch 2012: "Es ist unglaublich, wie sich die Region in den letzten fünf Jahren entwickelt hat. Das Bewusstsein für Ressourcenverbrauch ist spürbar gestiegen."

Für den Verwaltungschef geht es morgen schon wieder zurück in die Region Hannover, denn dort warten weitere Termine auf ihn, und auch die Ärzte des KRH machen sich am nächsten Tag auf den Weg nach Hause. Für die anderen Delegationsmitglieder steht dann das Berufsschulwesen von Lu‘an auf der Agenda – mit Sicherheit ein ebenso lehrreicher Tag wie der heutige.