GM auf dem Schulhof Das Beispiel der Werner-von-Siemens-Realschule zeigt, wie man bei der Gestaltung von Schulhöfen Geschlechteraspekte berücksichtigen kann.
In dicht bebauten Städten sind Schulhöfe besonders wichtig. Sie können Kindern und Jugendlichen Rückzugsmöglichkeiten, Bewegungsanreize und Naturerfahrungen bieten. Im Sinne des Gender Mainstreamings muss ein guter Schulhof auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Mädchen und Jungen eingerichtet sein. - Dabei geht es nicht darum, die Geschlechter zu trennen.
In Hannover wurde im Jahr 2008 der Schulhof der Werner-von-Siemens-Schule so gestaltet, dass Mädchen und Jungen gleichen Zugang und gleiche Teilhabe an all seinen Angeboten und Erfahrungsräumen haben können.
Bevor die Gestalterinnen und Gestalter vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün und Fachbereich Bibliothek und Schule ans Werk gingen, haben sie die Situation vor Ort beobachtet und folgende Punkte hinterfragt:
Welche Spielbereiche werden besonders von Jungen genutzt, welche von Mädchen?
Welche Angebote und Aktivitäten greifen vor allem Mädchen auf, welche Jungen?
Was gilt hier als „typisch Mädchen“ bzw. „typisch Junge“?
Sie stellten fest, dass die jüngeren Mädchen auf dem Schulhof Seilhüpfen, Gummitwist, Hüpfspiele und Schaukeln bevorzugen und gern zu zweit spielen. Ältere Mädchen ziehen sich zum Klönen eher zurück und beobachten aus diesem Winkel auch gern die Aktivitäten der Jungen. Mädchen neigen aber eher als Jungen dazu, auch “geschlechtsuntypische“ Aktivitäten auszuprobieren.
Die Jungen beschäftigen sich auf dem Schulhof vor allem mit Fußballspielen, Skateboard fahren, Mountainbiking und Klettern. Sie nutzen vor allem Geräte, die ihre körperlichen Fähigkeiten fordern und wettkampforientiert sind. Sie präsentieren sich gerne - den Konkurrenten wie den Mädchen. Die Jungen beanspruchen dabei meist mehr Platz auf dem Schulhof als die Mädchen.
Mehr Platz für Mädchen Im Sinne des Gender Mainstreaming hieß das zum einen, den Mädchen in Zukunft mehr Platz einzuräumen und zum anderen, die Jungen dazu anzuregen, auch mädchentypische Aktivitäten auszuprobieren. Dabei sollten die Angebote durchmischt werden - nicht nur räumlich, sondern auch durch die Spielgeräte selbst.
Eine sogenannte Jugendbank fungiert nun als Ruheplatz, kann aber auch als eine Art Reck oder Stufenbarren dienen. Ebenso vielseitig sind spezielle Metallknöpfe und eine Drehscheibe: Die Kinder können darauf sitzen oder stehen, aber diese Geräte bewegen sich auch (die Drehscheibe sogar sehr schnell) und fordern körperliche Aktivität heraus. Durch ihre Flexibilität sind diese Geräte für Jungen wie Mädchen interessant und geben gleichzeitig Anreize, auch die jeweils andere „geschlechtstypische“ Nutzung auszuprobieren.
Lediglich ein Hangelbogen und eine Hangelstrecke an der Turnhallenfassade stellen auf dem neuen Schulhof noch zunächst typisch „männliche“ Geräte dar. Die Planerinnen und Planer empfehlen: Wenn solche Geräte überwiegend nur von Jungen angenommen werden, könnte die Schule anregen, dass die Geräte zeitweise nur von Mädchen oder nur von gemischten Gruppen genutzt werden. Das könnte ein Anreiz für die Mädchen sein, neue Dinge auszuprobieren, ohne zu fürchten, dass sie nicht mehr als „richtige“ Mädchen gelten.