Studie zeigt Pfad zur Klimaneutralität für die Region Hannover Laut Beschluss der Regionsversammlung vom 12. Oktober 2021 wurde ein neuer Klimaschutzplan erstellt.
Die Region Hannover will bis 2035 klimaneutral werden. Dieses Ziel hat sich die Regionsversammlung im Oktober 2021 gesetzt. Um Politik und Gesellschaft eine Grundlage für zukünftige Entscheidungen über Klimaschutzmaßnahmen zu geben, hat die Regionsverwaltung ein Fachbüro mit der Durchführung einer Studie beauftragt. Das „Hamburg Institut“ hat untersucht, wie schnell und unter welchen Umständen Klimaneutralität tatsächlich erreicht werden kann. Im April 2024 wurden die Ergebnisse im Regionsausschuss für Umwelt und Klimaschutz vorgestellt.
Das ist der Studienaufbau:
Um die Einflussmöglichkeiten der Region und ihrer 21 Städte und Gemeinden zu ermitteln, stellt die Studie bis 2035 die Entwicklungen der Endenergiebedarfe und Treibhausgas-Emissionen für zwei Szenarien dar: Das konservative „Trend-Szenario“ schreibt die aktuelle bundesweite Entwicklung ohne zusätzliche Anstrengungen der Region Hannover fort. Das ambitionierte „Klimaplan-Szenario“ geht von der Annahme aus, dass die Region Hannover und ihre Kommunen ihren realistischen Handlungsspielraum voll ausschöpfen.
Für eine vollständige Datenbasis werden in den Berechnungen für beide Szenarien ab dem Startjahr 2020 erstmals auch nicht-energetische Emissionen detailliert berücksichtigt. Diese umfassen den Treibhausgas-Ausstoß von Landwirtschaft, Landnutzung, Abfall, Abwasser und industriellen Prozessen. Da diese Emissionen nicht im gleichen Maße wie zum Beispiel der Treibhausgas-Ausstoß aus dem Verkehrssektor oder aus der Stromerzeugung reduziert werden können, nimmt ihre Bedeutung in den kommenden Jahren massiv zu: Während der Anteil der nicht-energetischen Emissionen im Jahr 2020 mit 13 Prozent vergleichsweise gering war, werden sie 2035 bis zu 27 Prozent der Restemissionen stellen.
Das sind die Ergebnisse:
Einen wichtigen Hebel bei der Vermeidung von Treibhausgasen hat die Region Hannover durch die regionale Selbstversorgung mit Strom. Von 2020 bis 2035 wird der Strombedarf durch die Elektrifizierung von Verkehrssektor und Industrie schätzungsweise um mehr als ein Viertel steigen. Gleichzeitig hat die Region noch enormes Potenzial beim Ausbau von Windenergie und Photovoltaik. Wenn das schnell ausgeschöpft wird, kann die Region ihren Strombedarf bilanziell bereits ab 2031 vollständig decken. Den größten Anteil am regionalen Strommix macht die Windkraft mit rund 58 Prozent aus, gefolgt von der Solarenergie mit rund 40 Prozent.
Die Studie zeigt auch: Die Anstrengungen der Region machen einen klaren Unterschied. Während im Klimaplan-Szenario von 2020 bis 2035 eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen von 62 Prozent und eine Reduktion der Endenergiebedarfe um 35 Prozent erwartet wird, liegen die Werte im Trend-Szenario mit 50 beziehungsweise 22 Prozent deutlich geringer. Im Vergleich zu 1990 ist bis 2035 im Klimaplan-Szenario eine Minderung der energetischen Emissionen von bis zu 80 Prozent möglich, im Trend-Szenario sind es nur minus 70 Prozent.
Die Region Hannover kann zukünftig eine deutlich stärkere Treibhausgas-Reduktion erreichen als Land und Bund. Das Gutachten bescheinigt der Region, insbesondere bei der Flächensicherung für Windenergie und Photovoltaik, mit einem Klimaschutzkonzept für die Verwaltung, dem Verkehrsentwicklungsplan 2035+ und eigenen Förderprogrammen für den Ausbau erneuerbarer Energien vergleichsweise gut aufgestellt zu sein. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen verbleiben dennoch auch im Klimaplan-Szenario 2035 im Vergleich zu 2020 etwas mehr als ein Drittel Restemissionen. Diese ergeben sich zum einen aus schwer vermeidbaren Emissionen, etwa aus dem Flugverkehr oder den nicht-energetischen Emissionen. Zum anderen werden 2035 noch Autos, Kraftwerke und Heizungen in Betrieb sein, die fossile Brennstoffe nutzen. Durch diese Faktoren außerhalb des direkten Einflussbereichs der Region wird eine vollständige Klimaneutralität bis 2035 voraussichtlich nicht erreicht.
Unter der Voraussetzung, dass die Region Hannover wie andere Kommunen einen klimaverträglichen Restbetrag für den Treibhausgas-Ausstoß pro Einwohner*in definiert, ist die energetische Klimaneutralität bis Anfang der 2040er-Jahre möglich. Bei ambitionierterer Gestaltung von Gesetzen und Förderprogrammen auf EU-, Bundes- und Landesebene kann das Ziel auch schon früher erreicht werden.
Zusammenfassung der Ergebnisse und Endberichte (Download):
2708 (V) IDs Informationsdrucksache (öffentlich): Pfad zur Treibhausgasneutralität für die Region Hannover - Zusammenfassung der wichtigsten Studienergebn...