Den Kommunen kommt bei der Beschaffung durch die öffentliche Hand eine besondere Aufgabe zu: Als Großverbraucherinnen können sie dabei umweltpolitische Ziele und faire Arbeitsbedingungen wirkungsvoll fördern.
Die öffentliche Hand verausgabt in Deutschland jährlich ein Beschaffungsvolumen von rund 350 Milliarden Euro. Auf die Kommunen fällt davon ein Großteil. Die Kommunen tragen damit die Verantwortung, selbst Vorbild zu sein und einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung des Ziels Nr. 8 der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“- „[…] menschenwürdige Arbeit für alle fördern“ – zu leisten.
Die Landeshauptstadt Hannover (LHH) hat sich zur Aufgabe gemacht, Sozialstandards in der Vergabepraxis zu berücksichtigen. Seit dem Jahr 2009 ist die Berücksichtigung der ILO-Kernarbeitsnormen in der Vergabepraxis der LHH verpflichtend (Beschlussdrucksache Nr. 0315/2009). Festgehalten ist diese Praxis in der Allgemeinen Dienstanweisung zur Beschaffung (ADA 10/44). Dort heißt es: „Für alle Verfahren sind die Vorgaben in Bezug auf Tariftreue, fairen Handel / Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit und gegen Schwarzarbeit zu beachten.“ Mit dem Inkrafttreten des Niedersächsischen Tariftreue- und Vergabegesetzes (NTVergG, in 2014) und der Niedersächsischen Kernarbeitsnormenverordnung (NKernVO, in 2015) wurden weitere verpflichtende landesspezifische vergaberechtliche Grundlagen geschaffen.
In einigen Produkt-Bereichen ist die nachhaltige bzw. faire Beschaffung der LHH schon relativ weit fortgeschritten, unter anderem bei Natursteinen, fairer Arbeitsbekleidung und fairem Kaffee, Recyclingpapier mit dem Blauen Engel oder ökologischen Reinigungsmitteln Es gibt allerdings noch zahlreiche Verbesserungspotentiale bezüglich der Steigerung des Anteils biologischer, regionaler und fairer Produkte. Das Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro, bietet daher als „Servicestelle für faire Beschaffung“ Beratung, Handreichungen und Fortbildungen an und initiiert Pilotprojekte.
Darüber hinaus werden eine Vielzahl von Aktivitäten zum Fairen Handel in der Stadtgesellschaft koordiniert sowie Unterrichtsangebote im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung bereitgestellt. In 2012 erhielt die LHH dadurch als erste Stadt Niedersachsens die Auszeichnung „Fairtrade Town“. In 2022 wurde die LHH auch dank des Engagements der Stadtgesellschaft zum 11. Mal ausgezeichnet. Weiterhin wurden acht Fairtrade-Schools (wieder-)ausgezeichnet.
Diese Aktivitäten zahlen auf das Ziel Nr. 17 – „Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen“ – genauso ein, wie die vielen Nachhaltigkeitsaktivitäten rund um die Städtepartnerschaft zwischen Hannover und Blantyre in Malawi.
Fairer Handel
Fairtrade Town
Am 10. Mai 2010 wurde Hannover als erste Fairtrade-Stadt in Niedersachsen ausgezeichnet. Damit wird Hannover für sein Engagement im Bereich des Fairen Han...